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Die Toechter der Kaelte

Die Toechter der Kaelte

Titel: Die Toechter der Kaelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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war.
    Einen Moment schien es ihm, als nickten sie zurück.
     
    Sein Adrenalinspiegel war nach der Begegnung mit dem Vater noch immer hoch, und er fühlte sich kampflustig genug, um sich die nächste Person auf seiner Liste vorzunehmen, mit der er noch ein Hühnchen zu rupfen hatte.
    Er fuhr den Galärbacken hinunter und bremste abrupt, als er Jeanette in ihrer Boutique entdeckte, damit beschäftigt, die Ladenöffnung während Allerheiligen vorzubereiten. Er stellte den Wagen ab und ging in den Laden. Zum ersten Mal, seit sie sich begegnet waren, verspürte er bei ihrem Anblick kein Kribbeln im Unterleib. Nur einen unangenehmen, metallisch schmeckenden Widerwillen gegen sie und sich selbst.
    »Was, verdammt noch mal, ist dir da eigentlich eingefallen?«
    Jeanette drehte sich um und schaute Niclas kalt an, als er die Tür hinter sich zuknallte, so daß das Schild mit der Aufschrift »Offen« flatterte.
    »Ich verstehe nicht, wovon du redest.« Sie drehte ihm den Rücken zu und widmete sich wieder dem Auspacken einer Kiste mit Ziergegenständen, die mit Preisen versehen und in die Regale gestellt werden sollten.
    »Das tust du sehr wohl. Du weißt genau, wovon ich rede. Du warst bei der Polizei und hast ihnen eine Räuberpistole aufgetischt, daß ich dich gezwungen haben soll, ein Alibi für mich zusammenzulügen. Wie verdammt tief kann ein Mensch bloß sinken? Bist du auf Rache aus, oder macht es dir nur Spaß, Probleme zu bereiten? Und was, verdammt noch mal, stellst du dir eigentlich vor? Ich habe vor einer Woche meine Tochter verloren, und du begreifst nicht, daß ich meine Frau nicht länger hintergehen will?«
    »Du hast so einiges versprochen«, erwiderte Jeanette mit funkelndem Blick. »Du hast versprochen, wir würden zusammenbleiben, du wolltest dich von Charlotte trennen, und wir würden uns gemeinsame Kinder anschaffen. Du hast eine verdammte Menge versprochen, Niclas.«
    »Was denkst du eigentlich, weshalb ich das gemacht habe? Weil es dir gefiel, so etwas zu hören. Weil du willig die Beine breit machtest, wenn man dir Ring und Zukunft versprach. Weil ich ab und zu ein bißchen Zerstreuung mit dir im Bett haben wollte. Du kannst doch nicht so dämlich gewesen sein, daß du mir geglaubt hast. Du beherrschst doch dieses Spiel genausogut wie ich. Du hast doch schon früher eine gehörige Menge an verheirateten Männern gehabt, meine ich«, sagte er brutal und sah, wie sie bei jedem Wort zusammenzuckte, als schlüge er sie. Aber das ließ ihn völlig kalt. Er hatte bereits die Grenze überschritten und war nicht gewillt, feinfühlig zu sein oder ihre Gefühle zu schonen. Jetzt war nur die reine, unverfälschte Wahrheit angebracht, und nach dem, was sie getan hatte, verdiente sie nichts anderes.
    »Du verdammtes, blödes Schwein«, sagte Jeanette und griff nach einem der Gegenstände, die sie gerade auspackte. In der nächsten Sekunde pfiff ein Porzellanleuchtturm dicht an seinem Kopf vorbei, traf aber nur das Schaufenster. Mit ohrenbetäubendem Krachen ging die Scheibe zu Bruch, und große Glasstücke fielen nach innen. Das darauf folgende Schweigen war so tief, daß es zwischen den Wänden hallte, und wie zwei Kampfhähne starrten sie einander an, während sich ihre Brustkörbe vor Wut heftig hoben und senkten. Dann machte Niclas auf dem Absatz kehrt und ging in aller Ruhe aus dem Laden, und man hörte lediglich das Knirschen des Glases unter seinen Sohlen.
     
    Er stand hilflos da und sah ihr zu, als sie packte. Wäre sie nicht so entschlossen, hätte dieser Anblick sie so überrascht, daß sie ihr Tun unterbrochen hätte. Arne war nie zuvor hilflos gewesen. Aber der Zorn half ihr, weiterhin Kleidungsstücke zusammenzufalten und sie in den größten Koffer, den sie besaßen, zu legen. Wie sie ihn aus dem Haus transportieren und wohin sie gehen sollte, wußte sie noch nicht. Das spielte keine Rolle. Sie hatte nicht vor, auch nur noch eine Minute mit ihm im selben Haus zu bleiben. Endlich war es ihr wie Schuppen von den Augen gefallen. Dieses Gefühl der Dissonanz, das sie immer gehabt hatte, dieses Gefühl, daß die Dinge vielleicht nicht so waren, wie Arne sagte, hatte endlich die Oberhand gewonnen. Er war nicht allmächtig. Er war nicht vollkommen. Er war nur ein schwacher, pathetischer Mann, der es genoß, andere Menschen zu dominieren. Und sein Gottesglaube - der ging wohl nicht sonderlich tief. Asta sah jetzt ganz klar, daß er Gottes Wort auf eine Weise benutzte, die es erstaunlicherweise stets mit

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