Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Toechter der Kaelte

Die Toechter der Kaelte

Titel: Die Toechter der Kaelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
Vom Netzwerk:
erst gar nicht in Erwägung. Schon der Gedanke an ihn machte ihn zornig, und wenn der Kerl schlau war, würde er sich von ihm fernhalten.
    Aber Patrik hatte Glück. Draußen in der Rezeption hörte er Martins Stimme und begab sich rasch dorthin.
    »Da bist du ja. Was für ein Glück. Ich dachte schon, du schaffst es nicht. Du mußt sofort mit mir los.«
    »Was ist denn passiert?« fragte Martin und folgte Patrik, der, nachdem er Annika durch die Scheibe zugewinkt hatte, aus der Tür eilte.
    »Ein junger Bursche hat sich erhängt. Er hat einen Brief hinterlassen, in dem Kaj erwähnt wird.«
    »Oh, verdammt.«
    Patrik setzte sich hinter das Lenkrad des Streifenwagens und schaltete das Blaulicht ein. Martin fühlte sich wie eine alte Oma, als er auf seiner Seite automatisch nach dem Griff über der Tür faßte, aber wenn Patrik am Steuer saß, war das purer Überlebensinstinkt.
    Nur fünfzehn Minuten später bogen sie vor dem Haus der Familie Ryden ein, in dem Gebiet von Fjällbacka, das aus irgendeinem Grund »Der Sumpf« genannt wurde. Ein Krankenwagen stand vor dem flachen Klinkerbau, und die Sanitäter waren gerade dabei, eine Trage durch die rückwärtigen Türen zu befördern. Ein kleiner Mann mit schütterem Haar, bestimmt einiges über Vierzig, rannte auf der Auffahrt hin und her und schien unter Schock zu stehen. Während Patrik und Martin parkten, ging einer der Sanitäter zu dem Mann, legte ihm eine gelbe Decke um die Schultern und schien ihn überreden zu wollen, sich hinzusetzen. Schließlich gehorchte der Mann und sank, die Decke fest um sich geschlungen, auf eine niedrige Steinumfassung nieder, die Auffahrt und Beet voneinander trennte.
    Sie kannten die Sanitäter von früheren Einsätzen. »Was ist denn passiert?« fragte Patrik.

»Der Stiefvater kam nach Hause und fand seinen Sohn in der Garage. Er hat sich erhängt.« Einer der Sanitäter deutete auf die Garagentür, die jemand heruntergezogen hatte, so daß von der Straße aus nichts zu sehen war.
    Patrik schaute zu dem kleinen Mann. Was dieser gerade gesehen hatte, sollte kein Mensch zu Gesicht bekommen. Der Mann schüttelte sich wie im Fieber, und Patrik erkannte die Anzeichen eines Schocks wieder. Aber das war Sache der Sanitäter.
    »Können wir reingehen?«
    »Wir wollten erst hören, was ihr sagt, bevor wir ihn runterholen. Er hat ein paar Stunden gehangen, also gab es irgendwie keinen Grund, sich zu beeilen. Übrigens waren wir das, die die Garagentür zugezogen haben. Fanden es unnötig, ihn öffentlich zur Schau zu stellen.«
    Patrik klopfte ihm auf die Schulter. »Völlig richtig. Da es hier einen Zusammenhang zur laufenden Mordermittlung gibt, habe ich auch die Spurensicherung gerufen. Deshalb war es gut, daß ihr ihn nicht abgeschnitten habt. Sie müßten jeden Augenblick hier sein, und bestimmt wollen sie, daß möglichst wenige dort drinnen rumtrampeln, also schlage ich vor, daß nur Martin und ich reingehen und ihr solange draußen wartet. Habt ihr übrigens den unter Kontrolle?« Er deutete mit dem Kopf auf den Stiefvater.
    »Johnny kümmert sich um ihn. Er steht unter Schock. Aber ihr könnt bestimmt bald mit ihm reden. Er hat gesagt, daß er einen Brief im Zimmer des Jungen gefunden hat, und da er nichts bei sich hatte, liegt der bestimmt noch oben.«
    »Gut«, sagte Patrik und ging mit langsamen Schritten zur Garagentür. Er verzog das Gesicht und wappnete sich vor dem, was kommen würde.
    Der Anblick war genauso schrecklich, wie erwartet. Er hörte Martin hinter sich nach Luft schnappen.
    Einen Augenblick hatte Patrik das Gefühl, der Junge starre sie an, und er mußte sich beherrschen, um nicht kehrtzumachen und davonzulaufen. Ein schluchzendes Geräusch hinter ihm erinnerte ihn, daß er Martin hätte vorwarnen sollen, wie man sich in solchen Fällen verhielt. Aber jetzt war es zu spät. Als er sich umdrehte, konnte er gerade noch sehen, wie Martin aus der Garage zu einem Busch rannte, um sich zu übergeben.
    Ein weiteres Auto hielt jetzt neben ihrem, und er vermutete, daß die Spurensicherung eingetroffen war. Er bemühte sich, ganz vorsichtig vorzugehen. Nichts von dem, was er sah, widersprach einem Selbstmord. Ein dickes Seil hing von einem Haken an der Decke. Die Schlinge saß um den Hals des Jungen, und ein Stuhl lag umgestoßen auf dem Boden. Es schien ein Küchenstuhl zu sein, den man aus dem Haus geholt hatte. Der Stuhl hatte eine Polsterung aus preiselbeerfarbenem Stoff, dessen Fröhlichkeit im scharfen Kontrast zu der

Weitere Kostenlose Bücher