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Die Toechter der Kaelte

Die Toechter der Kaelte

Titel: Die Toechter der Kaelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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ersetzt.
    »Das kommt überhaupt nicht in Frage. Stig ist krank und liegt oben, braucht Ruhe, kann absolut nicht gestört werden.« Sie sprach überstürzt, mit leicht unruhiger Stimme, und Patrik begriff, daß auch Lilian nicht an Stig als potentiellen Zeugen gedacht hatte. Um so wichtiger war es, mit ihm zu reden.
    »Darauf können wir leider keine Rücksicht nehmen. Ein oder zwei Minuten verkraftet er uns ja wohl«, sagte Patrik mit dem energischsten Ton, den er aufzubringen vermochte, und zog zur weiteren Unterstreichung seine Jacke aus.
    Lilian wollte gerade den Mund aufmachen, um zu protestieren, als Gösta deutlich den Polizisten hervorkehrte: »Wenn wir nicht mit Stig reden dürfen, kann das als Behinderung einer polizeilichen Ermittlung gelten. Sieht nicht gut in den Papieren aus.«
    Patrik bezweifelte, ob sich diese Behauptung auf Dauer halten ließe, doch auf Lilian schien sie die gewünschte Wirkung zu haben. Wütend ging sie zur Treppe voran. Da sie offensichtlich vorhatte, mit ihnen ins Obergeschoß zu kommen, legte ihr Gösta entschieden die Hand auf die Schulter. »Danke, wir finden es schon selbst.«
    »Aber …« Ihr Blick flackerte, und sie suchte nach weiteren geeigneten Protesten, mußte aber schließlich aufgeben.
    »Ja, sagt nicht, daß ich euch nicht gewarnt habe. Dem Stig geht es nicht gut, und wenn er noch kränker wird, weil ihr da reingestapft kommt und Fragen stellt, dann …«
    Sie ignorierten sie und stiegen nach oben. Das Gästezimmer lag direkt linkerhand, und da Lilian die Tür offengelassen hatte, war es nicht schwer, ihren Gatten zu lokalisieren. Stig lag zwar im Bett, aber er war wach und hatte den Kopf in Erwartung ihres Kommens zur Tür gewandt. Patrik trat vor Gösta ins Zimmer und mußte sich zwingen, nicht nach Luft zu schnappen. Der Mann im Bett war so gebrechlich und mager, daß sich sein Körper unter der Decke reliefartig abzeichnete. Sein Gesicht war eingefallen und hatte eine graue, ungesunde Farbe, und mit den offenbar früh weiß gewordenen Haaren wirkte er bedeutend älter, als er tatsächlich war. Es roch übel, und Patrik mußte sich beherrschen, um nicht mit offenem Mund zu atmen.
    Zögernd streckte er Stig die Hand hin, um sich vorzustellen. Gösta tat es ihm gleich, und dann schauten sie sich in dem Zimmer nach einer Sitzgelegenheit um. Es erschien ihnen gar zu feierlich, über Stig, der hier im Krankenbett lag, stehenzubleiben. Stig hob seine bleiche Hand und wies auf die Bettkante.
    »Leider kann ich nichts anderes anbieten.« Die Stimme war schwach und trocken, und Patrik war entsetzt, wie mitgenommen er wirkte. Dieser Mann sah viel zu krank aus, um daheim zu liegen. Er sollte in einem Krankenhaus sein. Aber das hatte nicht er zu entscheiden, hier im Haus gab es ja trotz allem einen Arzt.
    Patrik und Gösta nahmen vorsichtig auf der Bettkante Platz. Stig verzog leicht das Gesicht, als das Bett in Bewegung kam, und Patrik bat eilig um Verzeihung, voller Furcht, daß sie ihm weh getan haben könnten. Stig wehrte die Entschuldigung ab.
    Patrik räusperte sich. »Zunächst möchte ich Ihnen mein Beileid zum Verlust Ihres Enkelkindes aussprechen.« Wieder benutzte er diesen förmlichen Ton, den er haßte.
    Stig Schloß die Augen und schien sich zu konzentrieren, um Antwort zu geben. Es sah aus, als hätten die Worte Gefühle in ihm aufgewühlt, die er nun zu bemeistern suchte. »Genaugenommen war Sara ja nicht mein Enkelkind. Ihr Großvater, Charlottes Papa, starb vor acht Jahren, aber in meinem Herz war sie es. Ich habe sie aufwachsen sehen, bis …«, ihm stockte die Stimme, »jetzt zum Schluß.« Wieder Schloß er die Augen, aber als er sie erneut öffnete, schien er zur Ruhe gekommen zu sein.
    »Um herauszufinden, was an jenem Morgen passiert ist, haben wir ein wenig mit den anderen aus der Familie gesprochen, und ich würde gern wissen, ob Sie vielleicht etwas Besonderes gehört haben? Wissen Sie zum Beispiel, um welche Zeit Sara das Haus verließ?«
    Stig schüttelte den Kopf. »Ich nehme starke Tabletten, um schlafen zu können, und wache normalerweise nicht vor zehn auf. Und da war sie schon … weg.« Er Schloß die Augen von neuem.
    »Als wir Ihre Frau fragten, ob es möglicherweise jemanden gibt, der Sara etwas hätte antun wollen, nannte sie Ihren Nachbarn, Kaj Wiberg. Sind Sie derselben Meinung?«
    »Hat Lilian gesagt, daß Kaj Sara ermordet hat?« Stig sah die Männer ungläubig an.
    »Na ja, nicht mit diesen Worten, aber sie deutete an, daß Ihr

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