Die Toechter der Kaelte
sollte, den Mörder ihres Enkelkindes zu fassen.
Als sie in die Küche kamen, zeigte Lilians Miene, daß sie die Schlacht verloren gab.
»Wir haben eben ein paar interessante Informationen von Stig bekommen«, sagte Patrik unheilverkündend. Lilians Freundin Eva schaute sie fragend an. Sie hatte Lilians Geschichte sicher mit Haut und Haaren gefressen, aber würde ihre Freundin ein paar Minuten später in neuem Licht sehen.
»Ja, ich begreife nicht, warum ihr darauf beharren mußtet, jemanden zu stören, der krank im Bett liegt, aber die Polizei nimmt heutzutage anscheinend keinerlei Rücksicht«, fauchte Lilian in dem vergeblichen Versuch, die Kontrolle zurückzugewinnen.
»Nun ja, das war ja wohl nicht so gefährlich«, sagte Gösta und setzte sich in aller Ruhe auf einen Küchenstuhl.
Patrik nahm sich den Stuhl daneben. »Es war schon Glück, daß wir auch ihn befragt haben, denn er stellte eine merkwürdige Behauptung auf. Vielleicht können Sie uns helfen, die Sache zu erklären?«
Lilian fragte nicht, um was für Informationen es sich handelte, sondern wartete mit wütendem Schweigen auf das, was folgte. Gösta fuhr fort. »Er sagte, Sie seien bei ihm oben gewesen, nachdem Kaj gegangen war, und daß es da keine Anzeichen irgendwelcher Schläge gab. Sie haben ihm gegenüber auch nichts davon erwähnt. Können Sie das erklären?«
»Es dauert wohl eine Weile, bis so was sichtbar wird«, murmelte Lilian in dem tapferen Versuch, die Situation zu retten. »Und ich wollte doch Stig nicht beunruhigen, so wie es ihm jetzt geht, das versteht ihr ja wohl.«
Sie verstanden mehr als das. Und das wußte sie.
Patrik übernahm. »Ich hoffe, Sie begreifen, wie ernst es ist, falsche Anklage zu erheben.«
»Ich habe nichts erfunden«, brauste Lilian auf. In etwas sanfterem Ton fügte sie hinzu: »Ich habe … möglicherweise … etwas übertrieben. Aber nur, weil er ebensogut über mich hätte herfallen können. Das habe ich in seinen Augen gesehen.«
»Und die Verletzungen, die Sie uns gezeigt haben?«
Sie erwiderte nichts, und das war auch nicht nötig. Sie hatten sich schon gedacht, daß Lilian sich diese selbst zugefügt hatte, bevor sie gekommen waren. Zum ersten Mal begann Patrik sich zu fragen, ob sie wirklich ganz richtig im Kopf war.
Störrisch beharrte sie: »Aber das war nur, damit ihr einen Grund hättet, ihn zum Verhör zu holen. Da hättet ihr dann in aller Ruhe nach Beweisen suchen können, daß Sara von ihm oder Morgan ermordet worden war. Ich weiß, daß es einer von den beiden war, und ich wollte euch nur auf die Sprünge helfen.«
Patrik schaute sie ungläubig an. Entweder war sie zielbewußter als jeder andere, den er kannte, oder sie war ganz einfach ein bißchen verrückt. Egal wie, auf jeden Fall mußte Schluß mit diesen Dummheiten sein. »Wir würden es begrüßen, wenn wir in Zukunft unseren Job allein machen dürften. Und lassen Sie die Familie Wiberg in Ruhe. Ist das klar!«
Lilian nickte, aber man sah, daß sie vor Wut kochte. Ihre Freundin hatte sie während des ganzen Gesprächs verwundert angeschaut und nahm jetzt die Gelegenheit wahr, zur selben Zeit wie Patrik und Gösta zu verschwinden. Diese Freundschaft hatte ganz bestimmt einen Knacks bekommen.
Auf dem Rückweg zur Dienststelle sprachen sie nicht über Lilians Einfall. Das Ganze war wirklich allzu beklemmend.
Stig verspürte Unruhe. Er war sich im klaren, daß Lilian jetzt böse wurde, aber er wußte nicht recht, was er hätte anders machen sollen. Sie hatte genauso ausgesehen wie immer, als sie bei ihm oben war, und dieses Gerede, sie hätte behauptet, Kaj habe sie mißhandelt, verstand er einfach nicht. Denn bei einer solchen Sache würde sie doch nicht lügen?
Die Schritte auf der Treppe klangen genauso wütend, wie er befürchtet hatte. Einen Augenblick bekam er Lust, sich die Decke über den Kopf zu ziehen und so zu tun, als schliefe er, aber dann besann er sich. So schlimm konnte es ja nicht werden. Er hatte doch nur gesagt, wie es war, das mußte Lilian verstehen. Und übrigens konnte es sich doch nur um einen Irrtum handeln.
Ihr Gesicht sagte mehr, als er wissen wollte. Offensichtlich war sie fuchsteufelswild, und Stig fühlte, wie er vor ihrem Blick förmlich zusammenschrumpfte. Er fand es immer äußerst unangenehm, wenn sie in dieser Stimmung war. Er konnte nicht verstehen, wie ein Mensch, der so lieb und herzlich war wie seine Lilian, sich mitunter in eine so unausstehliche Person verwandelte. Plötzlich
Weitere Kostenlose Bücher