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Die Toechter der Kaelte

Die Toechter der Kaelte

Titel: Die Toechter der Kaelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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abwärts gegangen. Aber außer der Beförderung, die er seiner Ansicht nach verdiente, hatte er bisher immer gefunden, daß es ihm an nichts fehlte. Das kleine peinliche Mißgeschick mit Irina hatte vielleicht manchen glauben lassen, er wünsche sich noch andere Dinge im Leben, doch diese Episode war schnell abgehakt.
    Er hatte immer seinen Stolz dareingesetzt, niemanden zu brauchen. Die einzige Person, die ihm nahestand und der er nahestehen wollte, war seine liebe Mutter, und die weilte ja nun nicht mehr unter ihnen. Aber der Brief bedeutete, daß sich all das möglicherweise änderte.
    Sein Atem ging schwer und angestrengt. Angst mischte sich mit ungeduldiger Neugier. Einerseits wollte er, der Tag solle schnell vergehen, damit die Gewißheit des morgigen Tages rasch an die Stelle des Zweifels trat. Doch zugleich wünschte er, der Tag solle ganz langsam vergehen, praktisch stillstehen.
    Kurze Zeit hatte er erwogen, einfach auf all das zu pfeifen. Den Brief in den Papierkorb zu werfen und zu hoffen, daß das Problem von allein verschwand. Aber er wußte, das würde nicht funktionieren.
    Er seufzte, legte die Füße auf den Schreibtisch und Schloß die Augen. Es war das beste, einfach geduldig abzuwarten, was der morgige Tag brachte.
     
    Gösta und Martin schlüpften diskret an dem großen Haus vorbei und hofften, daß sie niemand bemerkte, als sie jetzt auf das kleine Häuschen zugingen. Keiner von ihnen hatte Lust auf eine Konfrontation mit Kaj, und sie wollten eine Gelegenheit haben, in aller Ruhe mit Morgan zu reden, ohne daß sich die Eltern einmischten. Außerdem war der Mann erwachsen, also gab es keinen Grund, die Eltern dazuzubitten.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis geöffnet wurde, so lange, daß sie unsicher wurden, ob überhaupt jemand zu Hause war. Aber schließlich ging die Tür auf, und ein blasser, hellhaariger Mann um die Dreißig stand vor ihnen.
    »Wer seid ihr?« Seine Stimme klang monoton, und das Gesicht zeigte nichts von dem fragenden Ausdruck, der normalerweise mit diesem Satz einherging.
    »Wir kommen von der Polizei«, sagte Gösta und nannte seinen und Martins Namen. »Wir gehen hier von Haus zu Haus und stellen den Nachbarn ein paar Fragen im Hinblick auf den Tod des Mädchens.«
    »Aha«, sagte Morgan, noch immer mit ausdrucksloser Miene. Er machte keine Anstalten, beiseite zu treten.
    »Könnten wir reinkommen und uns ein bißchen mit dir unterhalten?« fragte Martin. Er fühlte sich langsam ziemlich unwohl mit diesem merkwürdigen Morgan.
    »Am liebsten nicht. Es ist zehn, und ich arbeite zwischen neun und Viertel nach elf. Dann esse ich Mittag zwischen Viertel nach elf und zwölf und arbeite dann wieder zwischen zwölf und Viertel nach zwei. Danach hole ich mir etwas Kaffee und ein paar Hefestücke von Mama und Papa drüben und mache Kaffeepause bis um drei. Dann arbeite ich wieder bis um fünf, und danach esse ich zu Abend. Dann kommen um sechs die Nachrichten im zweiten Programm, um halb sieben dann im vierten, im ersten um halb acht und dann noch mal im zweiten um neun. Danach gehe ich ins Bett.«
    Er redete noch immer in derselben monotonen Stimmlage und schien während der langen Erläuterung kaum Luft zu holen. Die Stimme klang auch ein bißchen zu hoch und schrill, und Martin wechselte rasch einen Blick mit Gösta.
    »Das hört sich an, als sei dein Zeitplan voll«, sagte Gösta, »aber verstehst du, es ist wichtig, daß wir mit dir reden, also würden wir es wirklich begrüßen, wenn du ein paar Minuten für uns übrig hättest.«
    Morgan schien eine Weile über die Frage nachzudenken, aber beschloß dann, ihrem Wunsch nachzukommen. Er trat beiseite und ließ sie ein, aber es war offensichtlich, daß es ihm nicht gefiel, in seiner Routine gestört zu werden.
    Martin zuckte überrascht zusammen, als sie durch die Tür traten. Das Häuschen bestand aus einem einzigen kleinen Raum, der sowohl Arbeitszimmer als auch Schlafzimmer zu sein schien, und sogar eine kleine Kochecke war vorhanden. Es wirkte sauber und ordentlich, mit einer Ausnahme: Überall lagen Zeitschriftenstapel. Kleine Gänge waren zwischen den Haufen angelegt, die das Vorwärtskommen zwischen den verschiedenen Zimmerteilen ermöglichten. Einer führte zum Bett, einer zu den Computern und einer in die Küchenecke. Ansonsten war alles vollgepackt. Martin sah sich die Umschläge näher an und bemerkte, daß es sich um die verschiedensten Computerzeitschriften handelte. Nach deren Äußerem zu urteilen, lag hier das

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