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Die Toechter Egalias

Die Toechter Egalias

Titel: Die Toechter Egalias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Brantenberg
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Einblick erhielten sie in die aktuellen politischen Probleme, desto weniger verstanden sie von den Resolutionen, Anträgen und Gesetzesvorlagen und um so weniger entstand in ihnen die Auffassung, auch noch zu etwas anderem als zum Aufwischen befähigt zu sein. Der Fußboden mußte ja geputzt werden, und der Ideologie der Aktionspartei Kurzer Prozeß (AKP) zufolge kam jeder Arbeit der gleiche Wert zu. Daß die Männer das Aufwischen so geringschätzten, war ein Ergebnis der sogenannten egalitären Prestigegesellschaft. Nach mehreren Jahren des Aufwischens hatte deshalb eine große Gruppe von Männern die Trennung von der Partei vollzogen und sich der Männerbewegung angeschlossen.
    Die Hauptforderungen drehten sich um die Kinderaufzucht. Die Parole ‚Trotzdem sind es die Frauen, die die Kinder gebären’ wurde in der Bewegung herzlich belacht, jedenfalls von einigen, doch schließlich wurde sie als Ausdruck des Frauenhasses verworfen. Dam sollte doch nicht die Fehler der Frauen wiederholen, nur mit umgekehrtem Vorzeichen. Andere betonten, eine solche Parole sei doch lediglich ein besseres Argument dafür, daß Männer die Kinder zu versorgen hätten. Viele ließen bei diesen Worten ein „Hm, ganz recht“ hören und nickten zustimmend. Die Parole ‚Nieder mit der Weiberfrauschaft’ wurde statt dessen angenommen, auch wenn nicht wenige sie für abgegriffen hielten. Eine originelle Seele verfiel auf die Parole ,Wo bleibt die Mutter?’, deren Befürworter sich erhofften, so etwas werde ans Gefühl appellieren. Manche bezweifelten freilich, daß das Wort ,Mutter’ mit Kinderaufzucht in Verbindung gebracht würde. Die Forderung lief darauf hinaus, daß beide Elternteile die Verantwortung für das Kind haben müßten. Ein Kind sei das Produkt eines Vaters und einer Mutter, erklärten sie. Da die Mutter während der Schwangerschaft und der Geburt die Arbeit habe, sei es nur recht und billig, daß der Vater das Kind, wenn es einmal da sei, in seine Obhut nehme. Doch warum müsse dieser Zustand der Kinderaufzucht ein Leben lang beibehalten werden? Sobald das Kind zwei Jahre alt sei, sollten die Eltern sich die Arbeit der Kinderaufzucht teilen. Einige traten dafür ein, daß der Vater das Kind neun Monate und drei Wochen lang versorgen solle; danach sei es die Verantwortung beider Elternteile. Die meisten sprachen sich dagegen aus. Sie sagten, es lasse sich nicht ohne weiteres ein Gleichheitszeichen zwischen Schwangerschaft und Kinderversorgung setzen. Ein Kind im Leibe tragen sei in ganz anderem und durchgreifendem Maße eine Belastung als die Versorgung des Kindes; deshalb müsse die Zeit, in der das Kind nach der Geburt durch den Vater versorgt werde, mindestens doppelt so lang sein wie die Schwangerschaft.
    Darüber wurde in der Männerliga heftig diskutiert. Diejenigen, die einer neunmonatigen Versorgungszeit durch den Vater das Wort redeten, erbosten sich nicht wenig und fragten die anderen, woher sie eigentlich wüßten, daß eine Schwangerschaft so fürchterlich anstrengend sei. Seien sie vielleicht schon einmal schwanger gewesen? Wie könnten sie als Männer sich überhaupt zum Zustand einer werdenden Mutter äußern? Die Angesprochenen stutzten leicht, denn ihnen schien daran wirklich etwas Wahres zu sein. Männer wüßten ja in der Tat nichts von diesen Dingen. Da ergriff einer der Neun-Monate-Anhänger das Wort und äußerte die Vermutung, das ganze Gerede von der Schwangerschaft sei doch wahrscheinlich etwas übertrieben. Er für seine Person wolle sogar so weit gehen und behaupten, daß das Aufziehen eines Kindes viel anstrengender sei als das Austragen eines Kindes. Sie sollten nur daran denken, wie die Väter sich abrackern und vierundzwanzig Stunden am Tage verfügbar sein müßten, solange das Kind klein sei. Dabei werde nicht über geregelte Arbeitszeit geredet, nein, ganz gewiß nicht, etwa so wie bei den Müttern. Und Lohn bekämen sie auch keinen.
    Als das Wort ,Lohn’ fiel, geriet die Debatte fast außer Kontrolle. „Es gibt doch wohl keinen, der ernsthaft meint, die Männer sollten für etwas, was sie freiwillig aus Liebe zur Frau und den Kindern tun, Lohn bekommen!“
    „Zugegeben, aber egal, wie vernarrt Männer in Frau und Kind auch sind, mit Arbeit ist es eben trotzdem verbunden!“
    „Na, höre mal, dann sollten sie doch lieber versuchen, da rauszukommen und sich eine anständige Arbeit zu suchen. Dafür soll die Männerbewegung gefälligst kämpfen. Es kann doch nicht ihr Ziel sein, die

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