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Die Toechter Egalias

Die Toechter Egalias

Titel: Die Toechter Egalias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Brantenberg
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Männern dagegen mangele es an der Fähigkeit, zwischen sexueller Wollust und Fortpflanzung zu unterscheiden. Das sei ein rein physiologisches Phänomen. „Weil uns diese Fähigkeit fehlt, hält dam uns für etwas blöd im Kopf“, sagte Petronius.
    Er und Baldrian hatten nach ihrem vertraulichen Gespräch in der „Alten Spielfrauenkneipe“ die Beischlafsproblematik in die Männerbewegung eingebracht, was Anlaß zu zahlreichen erkenntnisfördernden Diskussionen gewesen war. Sie hatten darüber gesprochen, daß der Abscheu der Frauen vor dem Samen, ja vor dem ganzen Männerkörper die Männer daran hinderte, ihr Geschlechtsleben voll auszukosten. Wie Petronius und Baldrian hatten die meisten Männer zugegeben, daß sie den Penis am liebsten in den Gebärkanal einführten und dort ihren Samenerguß bekamen. Doch war ihnen sehr wohl bewußt, daß dieser Umstand, sollte er einmal zu einem allgemein anerkannten Faktum werden, mit Sicherheit gegen sie verwendet werden würde. „Falls das wirklich zutrifft, daß Männer sich auf so eine barbarische Weise sexuell vergnügen, dann ist es noch viel einleuchtender, daß sie ganz allein für die Empfängnisverhütung Sorge tragen müssen“, würden die Leute sagen.
    Immer mehr Männer erkannten, wie unsinnig es war, auf der einen Seite die Pille nehmen zu müssen und andererseits fast nie zu einem Samenerguß im Gebärkanal zu kommen. Obendrein hatten viele sogar Schwierigkeiten, überhaupt zum Orgasmus zu gelangen. Eigentlich war dies ein Sachverhalt, über den Frauen und Männer gleichermaßen Bescheid wußten. Nur wurde darüber nie gesprochen. Der Ausschuß, der von der Volksburg sieben Jahre zuvor zur Behandlung dieser Frage eingesetzt worden war, hatte nie auch nur den geringsten diesbezüglichen Vorschlag unterbreitet.
    Die Männerbewegung hatte ein ziemlich sicheres Gefühl, daß die Forderung „Weg mit den P-Karten!“ gerechtfertigt war, gleichgültig, welche spitzen Bemerkungen das auch zur Folge haben konnte. Alle Jungen wurden, wenn sie in die Pubertät kamen, mit einer sogenannten P-Karte versehen. Es war eine Art Stempelkarte, die als Beweis dafür galt, daß sie die Pille genommen hatten. Es gab Pillen, deren Wirkung einen ganzen Monat vorhielt, und so zogen die meisten eine Monatskarte vor. Sie mußten sich in einem öffentlichen Pillenbüro melden, wo sie die Pille unter Aufsicht zweier Beamtinnen einnahmen, die die Karte abstempelten. Die Karteikarten wurden an das Büro für Vaterschaftsangelegenheiten weitergeleitet. Wenn eine Frau behauptete, sie habe sich von einem Mann schwängern lassen, konnte das Büro für Vaterschaftsangelegenheiten leicht kontrollieren, ob der bezichtigte Mann in dem fraglichen Zeitraum P-registriert war. War er es, wurden die Angaben der Frau gegenstandslos. Die Männer, die ein Kind wollten, meldeten sich als freie Samenspender auf dem Markt. Gaben Frauen sie in einer solchen Periode, in der sie ihren Samen frei zur Verfügung stellten, als Vater an, hatten sie die größten Schwierigkeiten, der Vaterschaft zu entgehen. Dam sagte ihnen, sie sollten Zeugen beibringen, daß sie nicht der Vater seien. „Wie können wir für etwas, was nicht stattgefunden hat, Zeugen beibringen?“ fragten sie empört in der Männerbewegung. Hier plädierten alle dafür, daß das Einnehmen der Pille absolut freiwillig sein müsse. Schließlich sei das eine Frage des Vertrauensverhältnisses zwischen Frau und Mann. Sie könne doch zum Beispiel selber dabeisein, wenn er die Pille nehme, dann sei das kein Problem. „Huh“, sagten die, die das hörten, während sie bei einem halben Liter miteinander redeten, „sollen wir etwa dazu gezwungen werden, mit einem Mann jeweils einen Monat lang ein Verhältnis zu haben, nur um eine kleine Nummer schieben zu können?“
    Einige wenige Volksburgkandidaten versprachen, dieses heiße Eisen zur Debatte zu stellen, falls sie gewählt würden. Natürlich würden sie sich dann mit dieser Frage beschäftigen. Es handle sich ja eigentlich um einen riesigen Fragenkomplex — aber selbstverständlich werde dam sich damit befassen.
    Im Verlauf der Umfragekampagne hatte eine Gruppe aus der Männerbewegung damit begonnen, die Partei der Botschaft Donna Klaras heimlich zu unterwandern. Diese Aktion war innerhalb der Bewegung nicht besprochen worden, und es gab nur wenige, die davon wußten. Bei den Umfrageversammlungen der Partei fanden sie sich in rührend altmodischen Männerkleidern ein und stimmten aus voller

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