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Die Toechter Egalias

Die Toechter Egalias

Titel: Die Toechter Egalias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Brantenberg
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Kehle das Mutterlandslied an; sie beteiligten sich am Kirchenliedersingen und am Beten, tranken Kaffee und aßen Gebäck mit den Parteigrößen, denen sie freundlich zulächelten und erklärten, wie einzigartig es ihnen vorkomme, daß Donna Klaras Botschaft Anklang beim Volk finde, und wie beruhigend es sei, daß es noch eine moralisch gefestigte Partei gebe. Es seien so viele Auflösungserscheinungen in der Gesellschaft zu beklagen, sagten sie und nippten bedächtig an ihrer Kaffeetasse, wobei sie den kleinen Finger abspreizten. „Denken Sie nur mal an die Männerbewegung“, gaben sie den Parteigewaltigen zu bedenken. „Es ist doch klar, daß sich eine breite Front auf solider Basis mit unbeirrbarer Grundhaltung bilden muß, um diesen Tendenzen nachhaltig entgegenzuwirken.“ Und dann sangen sie voller Inbrunst das schöne Lied: „O Klara, meine einzige Braut“.
    Ob Donna Klaras Botschaft nicht glaube, daß sich derartigen Tendenzen am wirksamsten begegnen lasse, wenn die Partei die besten Argumente der Männer übernehme und einige dieser Männer auf ihre Liste setzen würde, fragten sie, nachdem das letzte brausende „Meine Seele und mein Leib vereint mit dir“ verklungen war. Auf diese Weise würden sie den Männern und auch der übrigen Bevölkerung beweisen, daß Donna Klaras Botschaft Männern gegenüber keine Vorurteile habe. Die Parteigrößen, die bereits in der Erwartung, mit Donna Klara leiblich und seelisch vereint zu sein, in Hochstimmung gerieten, zeigten sich sehr wohlwollend und meinten, dies sei eine wirklich großartige Idee. Das Problem sei überhaupt nicht, daß dam den Männern gegenüber Vorurteile habe, sagten sie. Das Problem sei vielmehr, daß sie so wenige aktive Männer in der Partei hätten. „Nein, wirklich? Und diese wenigen Männer putzen sicher lieber den Fußboden oder verrichten irgendwelche anderen unwichtigen Bagatellarbeiten, stimmt’s?“ entgegneten die männerbewegten Männer verständnisvoll. Ja, genau so sei es. Aber das Problem könne gelöst werden, wenn dam einige willige und aktive Männer anschleppe, die im Prinzip Für Donna Klaras Botschaft einträten. Sicher, das sei schon möglich, aber sie sollten doch vorher lieber ein bißchen aktiv in der Partei mitgearbeitet haben. Die Männerbewegten wußten Rat. Sie kennten einige, die regelmäßig zu den Parteiversammlungen gegangen seien und tatsächlich längere Zeit aktiv an der lokalen Gruppenarbeit teilgenommen hätten. Ob sie nicht vielleicht in Frage kämen?
    Die Angaben wurden überprüft. Tatsächlich waren in letzter Zeit mehrere Männer in den Versammlungen aufgetaucht, die sich als äußerst aktiv, sehr tüchtig und grundsolide erwiesen hatten. „Jetzt müßt ihr zuschlagen! Tausende von Männern werden euch wählen, wenn ihr Männer auf die Liste setzt!“ Es endete damit, daß über die Hälfte der von der Partei aufgestellten Kandidaten Männer waren.
    Die Volksabstimmung fiel ungefähr so aus, wie es Meinungsumfragen vorausgesagt hatten: Die Egalistischen Demokraten und die Demokratischen Egalisten wurden die beiden stärksten Gruppen, doch keine von beiden erhielt die absolute Mehrheit. Die Egalitäre Volkspartei erklärte, daß sie die Demokratischen Egalisten unterstützen werde, während die Egalitär-Demokratische Vereinigung den Egalistischen Demokraten ihre Unterstützung zusicherte.
    Das führte nicht gerade zu einer Lösung des Problems. Diese beiden Splitterparteien waren gleich stark. Die Völkische Gleichheitspartei hatte; nicht genügend Anworten erhalten und war deshalb nicht mehr vertreten. Das gleiche galt auch für die Aktionspartei Kurzer Prozeß. Dagegen bekam Donna Klaras Botschaft sechs Kandidaten, davon drei männliche Repräsentanten. Erst jetzt bemerkten die Leute, daß Donna Klaras Botschaft eine männerbewußte Nominierungspolitik betrieben hatte. Die Egalistischen Demokraten, von der Egalitär-Demokratischen Vereinigung (mit einigen Vorbehalten) unterstützt, stürzten sich förmlich in Verhandlungen mit Donna Klaras Botschaft. Um die Mehrheit zu haben, fehlten ihnen lediglich fünf Repräsentanten. Auch war es zum Wohle des Volkes, daß die Direktorinnenfrage schnell geklärt wurde. Da Donna Klaras Botschaft deutlich nach rechts tendierte, gingen die Verhandlungen reibungslos vonstatten. Die drei männlichen Volksfrauen verhielten sich am Verhandlungstisch auffallend still. Dem hatte dam keine besondere Beachtung geschenkt. Es war ja wohl nicht so einfach, ohne

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