Die Toechter Egalias
Vereinigung und die Egalistischen Demokraten. Hier stritten besonders die Egalistischen Demokraten und die Demokratischen Egalisten miteinander. Sie repräsentierten den linken beziehungsweise rechten Flügel der alten Parteien. Außerdem hatte sich noch eine neue Partei konstituiert: die matraxistisch orientierte und rabiate Aktionspartei Kurzer Prozeß, die nach Meinung ihrer politischen Gegner dafür eintrat, alle Gebäude der Zentralverwaltung in die Luft zu sprengen, da von dem, was dort geschah, angeblich nichts zum Wohle des Volkes geschah.
In letzter Zeit hatte die religiöse Partei, die sich Donna Klaras Botschaft nannte, Auftrieb erhalten. Sie agitierte für mehr Moral, gegen den Sittenverfall, eine demütigere Grundhaltung und trat für eine stärkere Rückbesinnung auf die elementaren Werte des Mutterlandes ein. Diese Partei konnte durchaus zum Zünglein an der Waage werden.
Kurz vor der Volksabstimmung tauchte noch eine achte Partei auf, die sich als Telefonpartei bezeichnete und sich für den zügigen Ausbau des Telefonnetzes einsetzte, damit alle politischen Entscheidungen per Telefon getroffen werden könnten. Es war nicht ganz klar, an welcher Stelle im politischen Spektmm die Telefonpartei einzuordnen war und welchen Anklang ihr Programm bei der Bevölkerung finden würde. Die Telefonpartei brachte ihre Ansichten im Parteiorgan Rrrrrrrrrrr zum Ausdruck. Die ehemaligen Parteien, die besondere wirtschaftliche Interessen unterstützt hatten, wie die Fischerinnenpartei oder die Geschäftliche Union, waren heute ein Anachronismus und deshalb von der Liste verschwunden.
Das Abstimmungsverfahren hatte dam schon vor langer Zeit rationalisiert. Es lief in der Weise ab, daß eine der staatlichen Direktorinnen-Kooperative unterstellte Expertinnengruppe ein Verzeichnis von rund tausend egalitanischen Bürgern erarbeitete, und zwar nach einem System, das einen repräsentativen Querschnitt durch die Gesamtbevölkerung garantierte. Die Wissenschaftlerinnen hatten hundertprozentig sichere Methoden entwickelt, die eine solche repräsentative Auswahl ermöglichten.
Die Durchschnittsegalitaner waren im großen und ganzen zufrieden damit, daß ihre Meinung auf diese Weise in der Volksburg vertreten war. Jedenfalls empfanden die meisten es als eine Verbesserung gegenüber früheren Zeiten. Die ganz alten erinnerten sich noch, wie damals die Parteileute von Haushalt zu Haushalt getrabt waren und jede einzelne Familienmutter gefragt hatten , ob sie nicht eine Partei auf der Liste ankreuzen wolle. Damals hatte die Abstimmung noch mehrere Tage gedauert.
Die alten Männerrechtler im Egalistischen Männerbund hatten gegen diese Methode protestiert. Es seien ja nur die Familienoberhäupter befragt worden, sagten sie. Und das sei ungerecht. Die Männer müßten ebenfalls berechtigt sein, eine Antwort abzugeben, meinten sie. Auf Grund der neuen Umfragemethode wurde den Männern das Antwortrecht in gleicher Weise zugestanden wie den Frauen.
Eine Gruppe innerhalb der Männerliga, die die sogenannte Männerdiskriminierung bei den Umfragemethoden eingehend untersucht hatte, behauptete freilich, sie könne beweisen, daß den Männern auch jetzt nicht das Antwortrecht in gleichem Maße wie den Frauen eingeräumt werde. Ein Jahr lang hatte die Gruppe sämtliche Umfrageergebnisse der letzten zehn Jahre ausgewertet und dabei festgestellt, daß bei jeder Auswahl rund siebenhundertfünfzig Frauen, aber nur zweihundertfünfzig Männer beteiligt waren. „Aha! Das also nennen die hohen Damen in der Expertinnenkommission eine repräsentative Auswahl!“ empörten sie sich und schrieben einen langen Artikel an die Egalsunder Zeitung. Der Beitrag wurde den Absendern zurückgesandt. Im Begleitschreiben hieß es: „Die Redaktion hat Ihren Artikel mit großem Interesse gelesen. Das Zahlenmaterial, das Sie vorlegen, ist zweifellos interessant. Jedoch sind wir in der Abstimmungskampagne inzwischen schon so weit fortgeschritten, daß es zweifelhaft sein dürfte, ob Ihren Überlegungen überhaupt ein Neuigkeitswert zukommt. Unser Blatt veröffentlicht in erster Linie aktuelles Material.“ Aber die Leute aus den Parteien wußten, daß die Maskulinisten sich nicht einlullen und für dumm verkaufen ließen.
Die Belange der Männer waren in den letzten Jahren immer mehr in den Mittelpunkt aktueller Diskussionen gerückt, und alle Parteien waren sich im klaren darüber, daß sie ihr Interesse an der Männerfrage bekunden mußten, wenn sie im
Weitere Kostenlose Bücher