Die tödliche Bedrohung
gelassen, ich hab’s selbst gesehen. Und Lacy hat echt an ihren Sachen gehangen. Sie hat so kleine Tiere aus Glas gesammelt. Total schön, wie aus Kristall oder so. Die hätte sie nie einfach so da gelassen. Die hätte sie ganz bestimmt geholt, wenn sie es gekonnt hätte. Deshalb dachte ich mir, dass sie bestimmt tot ist oder dass sie sie da oben gefangen halten, so wie Liz. Und dass ich besser verschwinden sollte, bevor sie mit mir auch noch irgendwas machen.“
„Wissen Sie, wie Lacy mit Familiennamen hieß, Jade? Oder sonst etwas über sie?“
„Sie war einfach nur Lacy. Mehr weiß ich nicht über sie. Aber sie war okay.“
„In Ordnung. Sie waren eine große Hilfe. Sagen Sie, können Sie mir nicht vielleicht eine Nummer geben, unter der ich Sie anrufen kann?“
„Das will ich nicht. Hören Sie, ich habe Ihnen alles erzählt, was ich weiß. Ich will mit dem Ganzen nichts mehr zu tun haben. Ich habe es Ihnen schon gesagt, dass ich noch mal ganz neu anfange.“
Althea drängte sie nicht. Es war kein Problem, die Nummer von der Telefongesellschaft zu erfragen. „Aber versprechen Sie mir, mich anzurufen, falls Ihnen noch etwas einfällt, egal, wie unwichtig es Ihnen vorkommt?“
„Schätze schon. Hören Sie, ich hoffe wirklich, dass Sie die Kleine finden und dass diese Dreckskerle bekommen, was sie verdienen.“
„Wir werden sie finden. Danke.“
„Okay. Und sagen Sie Wild Bill einen schönen Gruß.“
Bevor Althea etwas erwidern konnte, legte Jade auf. Als sie aufschaute, stand Colt in der Tür. In seinen Augen lag wieder dieser Ausdruck, bei dem einem ganz angst und bange werden konnte.
„Du könntest sie herzitieren. Wichtige Zeugin.“
„Das könnte ich.“ Althea wählte. Sie würde sich die Nummer gleich geben lassen. Vorsichtshalber. „Aber ich tue es nicht.“ Bevor Colt etwas sagen konnte, bedeutete sie ihm mit einer Handbewegung zu schweigen, und richtete eine offizielle Anfrage an den Operator.
„212er Vorwahl“, bemerkte Colt, während Althea die Nummer auf ihren Notizblock schrieb. „Du könntest die New Yorker Polizei bitten, sie einzusammeln.“
„Nein“, sagte sie bestimmt, dann steckte sie ihr Notizbuch in ihre Tasche und stand auf.
„Warum nicht, zum Teufel?“ Colt packte sie am Arm, während sie nach ihrem Mantel langte. „Wenn sie schon am Telefon so viel sagt, kriegst du bestimmt noch mal so viel aus ihr raus, wenn sie dir gegenübersitzt.“
Verärgert über seine Einmischung, riss sie sich von ihm los. „Sie hat mir alles gesagt, was sie weiß, und zwar einfach einzig und allein, weil ich sie darum gebeten habe. Ohne Drohungen, ohne Versprechungen und ohne dass ich irgendwelche Tricks angewandt hätte. Ich enttäusche keine Menschen, die mir Vertrauen entgegenbringen, Nightshade. Wenn ich Jade unbedingt brauche, um diesen Dreckskerlen das Handwerk zu legen, werde ich auf sie zurückkommen. Aber erst, wenn es keinen anderen Weg mehr gibt. Und ganz bestimmt nicht ohne ihr Einverständnis. Ist das klar?“
„Ja.“ Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. „Ja, es ist klar. Und du hast recht. Warum holst du dir dann nicht diesen Durchsuchungsbefehl und überprüfst die andere Adresse?“
„Genau das habe ich vor. Kommst du mit?“
„Darauf kannst du dich verlassen. Wir müssten eigentlich noch genug Zeit haben, das zu beenden, bevor wir abheben.“
Sie blieb an der Tür stehen und drehte sich erstaunt um. „Abheben?“
„Richtig, Lieutenant. Wir beide machen einen kleinen Ausflug. Du erfährst gleich mehr darüber.“
8. KAPITEL
Ich glaube wirklich, wir haben den Verstand verloren.“ Althea klammerte sich an ihrem Sitz fest, als sich die Cessna in den samtig blauen Herbsthimmel erhob.
Colt, der entspannt an den Schalthebeln saß, warf ihr einen erstaunten Blick zu. „Jetzt erzähl mir bloß nicht, dass du Angst vorm Fliegen hast.“
„Blödsinn, natürlich nicht.“ Die Cessna sackte in ein Luftloch ab. „Aber Flugzeuge mit Flugbegleitern sind mir lieber.“
„In der Küche gibt es Getränke. Sobald wir oben sind, kannst du dir etwas holen.“
Obwohl es nicht genau das war, was sie gemeint hatte, sagte Althea nichts und beobachtete nur, wie die Landschaft sich neigte. Eigentlich flog sie gern, wirklich. Es war nur so, dass sie beim Fliegen feste Gewohnheiten hatte. Normalerweise schnallte sie sich an, setzte Kopfhörer auf, aus der die Musik ihrer Wahl ertönte, schlug ein Buch auf und beamte sich für die Dauer des Flugs einfach weg.
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