Die tödliche Heirat
Schon tropfte das Blut auf den Boden.
»Ja, es wird wohl Zeit, daß Sie mich in das Krankenhaus fahren, Bennols. Und Sie, Sergeant«, wandte er sich an den Revierbeamten, »bleiben hier, bis meine Leute von der Spurensicherung kommen.«
»Obwohl ich weiß, daß sie nichts finden werden!« setzte er nach einer Weile noch resigniert hinzu.
26
Obwohl Bennols aufgrund der überraschenden Entwicklung, die sich am vorangegangenen Abend in Carltons Wohnung ergeben hatte, eine nur karg bemessene Zeitspanne zum Schlafen gehabt hatte, stand er am Dienstagmorgen erstens schon sehr früh und zweitens gut gelaunt auf.
Sein erster Griff, nachdem er sich angezogen hatte, galt dem Telefon. Er wählte eine Nummer und grinste, als sich eine helle Frauenstimme meldete.
»Maggie? Hier ist der schöne Stew!«
Am anderen Ende der Leitung verkniff sich Margret Baldwin ein Lachen.
»Bennols?« fragte sie zurück. »Was verschafft mir die Ehre?«
»Der Chef will, daß wir endlich ein Paar werden. Maggie …«
»Das ist der dümmste Wunsch, den Corner äußern konnte. Braucht ihr mich?«
»Ja. Wir arbeiten ab sofort zusammen, Maggie! Sie haben wirklich ein Glück! Wir haben einer jungen Dame etwas auf den Zahn zu fühlen. Das heißt, Sie sollen fühlen und ich passe auf, daß Ihnen nichts passiert.«
Nun lachte Margret wirklich.
»Stewart«, mahnte sie, »Sie sollten nicht am frühen Morgen schon Alkohol trinken.«
»Ihre Stimme macht mich betrunken, Maggie! Ihre Stimme, sie ersetzt mir den Alkohol. – Ach ja, und dann hat der Chef noch gesagt, daß Sie alles tun sollen, was ich Ihnen sage.«
»Seien Sie froh, daß Sie Lieutenant sind. Als Spaßvogel müßten Sie verhungern.«
Stewart hielt es für richtig, diese Bemerkung zu überhören. Er blickte auf seine Armbanduhr.
»Jetzt im Ernst, Maggie. Wann sind Sie abfahrbereit?«
»In einer Viertelstunde. Schnell genug?«
»Viel zu langsam, angesichts des furchtbaren Gedankens, daß ich Sie erst dann wiedersehe …«
Lachend hängte Margret Baldwin ein.
Bennols aber stand vor dem Spiegel und kämmte sich. Sein oberer Hemdkragen war etwas angeschmutzt. Das fiel ihm jetzt auf. Also wechselte er das Hemd. Danach hatte er höchste Eile. Er schwang sich in seinen Wagen und fuhr los. Margret Baldwin stand schon vor ihrer Haustür und wartete. Sicher ist sicher, hatte sie gedacht – so einem ausgeschlafenen jungen Löwen darf man nicht in abgeschlossenen vier Wänden gegenübertreten.
Während der Fahrt nach Paterson erklärte Bennols seiner Mitfahrerin, was er über Ronnie Wals erfahren hatte. Denn noch in der Nacht waren von der Polizeistation in Paterson Unterlagen und Auskünfte angefordert worden.
»Diese Mrs. Ronnie Wals«, meinte Bennols sinnend – »keiner weiß, wo sie herkommt, woher sie das Geld hat, wie sie diesen Besitz erhalten konnte. Das sollen Sie alles herausbekommen. Maggie. Sie haben da ein besonders kluges Köpfchen … darum schickte der Chef Sie ins Rennen.«
Und dann berichtete der Lieutenant noch von der älteren Gesellschaftsdame, die Ronnie Wals betreute.
»Im Dorf ist sie beliebt«, schloß er seinen Bericht, »vor allem, weil sie in Hülle und Fülle ihre Rosen verschenkt. Miss Ready, so heißt das bejahrte Mädchen, soll nämlich eine famose Rosenzüchterin sein.«
Danach begann Bennols wieder, ungeniert Süßholz zu raspeln.
Zwei Stunden später standen sie vor dem Gut und sahen hinüber zu der weißen Villa hinter der Pappelallee. Margret Baldwin, eine Spiegelreflexkamera umgehängt, weil sie sich als Journalistin ausgeben wollte, spitzte die Lippen und pfiff leise vor sich hin, was Bennols als besonders süß und neckisch empfand. Er starrte so begeistert auf die gespitzten Lippen, daß Margret sie schnell wieder zurückzog.
»Schade!« murmelte Bennols.
»Ein schöner Besitz«, meinte Margret Baldwin. »Und er gehört dieser jungen Dame?«
»Ja, Maggie. So etwas kann ich Ihnen natürlich nicht zu Füßen legen …«
Aber Margret Baldwin hatte schon alle privaten Gedanken ausgeschaltet. Sie war jetzt nur noch auf ihre Aufgabe fixiert.
»Dann werden wir uns mal trennen. Ich übernehme Mrs. Wals, und Sie stöbern etwas auf dem Gut bei den Arbeitern herum. Und wenn wir uns begegnen sollten, so kenne ich Sie einfach nicht. Also bis später … Bye, bye …«
»Küßchen, Süße.«
»Sie können wohl nie ernsthaft sein?«
Bennols sah Margret nach, die über den staubigen Weg auf die weiße Villa zuging. Ihr Körper wippte auf den hohen,
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