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Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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fuhren vorüber. Edinburghs Straßenstrich befand sich ganz in der Nähe. Die Frauen dort waren größeren Gefahren ausgesetzt als ihre Kolleginnen in Etablissements wie dem Paradiso. Männer gingen zu Prostituierten, das war nun mal so. Und solange Nachfrage herrschte, würde es am Angebot nicht mangeln. Am meisten störte Siobhan an diesem Gewerbe, dass es von Männern für Männer betrieben wurde und die Frauen zur Ware herabgewürdigt wurden. Schon möglich, dass viele sich aus freien Stücken dafür entschieden hatten - aber aus welchem Grund? Weil es für sie keine Alternative gab? Aus finanzieller Not? Siobhans Magen krampfte sich zusammen. Dieses
Gefühl hatte sie in letzter Zeit häufiger, so als würde sie demnächst vollkommen erstarren. Sie sah sich im Geiste versteinert dastehen, während Cafferty, Ricky und all die anderen ungehindert weitermachten wie bisher.
    Die Tür der Sauna öffnete sich, und Laura kam heraus. Sie trug einen engen schwarzen Minirock, ein dazu passendes ärmelloses Oberteil und kniehohe, schwarze Lederstiefel. Weder Mantel noch Jacke, also wollte sie gleich anschließend wieder an die Arbeit gehen.
    »Laura!«, rief Siobhan. Laura überquerte die Straße, stieg auf der Beifahrerseite ein und rieb sich die Arme.
    »Ganz schön kalt heute Abend«, meinte sie.
    »Hat Donny von sich hören lassen?«, fragte Siobhan ohne Umschweife.
    Laura schüttelte den Kopf.
    »Er war heute zum Verhör auf dem Revier«, Siobhan beobachtete Laura, »und ist mittendrin abgehauen.«
    Lauras Blick wurde leer.
    »Er weiß von dem... Arrangement«, sagte Siobhan ruhig.
    »Welchem Arrangement?«
    »Zwischen Ihnen und Edward Marber.«
    »Oh!«
    »Glauben Sie, dass Sie von ihm etwas zu befürchten haben?«
    »Keine Ahnung.«
    »Was ist mit Alexander?«
    Laura riss die Augen auf. »Er würde Alexander niemals weh tun!«
    »Er könnte vielleicht versuchen, ihn zu entführen.«
    »Das wird er schön bleiben lassen!«
    »Wie wär’s, wenn ich ein paar Kollegen bei Ihnen zu Hause postiere?«
    Laura schüttelte den Kopf. »Das möchte ich nicht. Donny wird weder Alexander noch mir etwas antun.«
    »Oder Sie bitten einfach Mr Cafferty um Hilfe«, warf Siobhan beiläufig ein.

    »Cafferty? Ich hab Ihnen doch schon gesagt...«
    »Donny hat für Cafferty gearbeitet, wussten Sie das denn nicht? Vielleicht könnten Sie Cafferty bitten, Ihnen Donny vom Leib zu halten.«
    »Ich kenne diesen Cafferty nicht!«
    Siobhan schwieg.
    »Wirklich nicht«, beteuerte Laura.
    »Na schön, dann ist ja alles bestens, oder? Dann hätte ich es mir wohl sparen können, spätabends hierher zu kommen, um Sie zu warnen.«
    Laura sah sie an. »Tut mir Leid«, sagte sie. »Vielen Dank.« Sie legte Siobhan die Hand auf den Arm. »Ich weiß Ihre Fürsorge zu schätzen.«
    Siobhan nickte. »Hat Suzy früher mal studiert?«, fragte sie.
    Laura machte ein erstauntes Gesicht. »Suzy? Ich glaube, sie hat eine Weile lang mit dem Gedanken gespielt … vor sechs oder sieben Jahren.«
    »So lange arbeitet sie schon in Saunas?«
    »Ja, in etwa.«
    Sie hörten, wie die Tür des Paradiso geöffnet wurde. Ein Mann ging hinein. Da er ihnen den Rücken zuwandte, war sein Gesicht nicht zu erkennen.
    »Ich muss los«, sagte Laura. »Vielleicht will der zu mir.«
    »Sie haben sicher viele Stammkunden, oder?«
    »Ja, eine ganze Menge.«
    »Dann sind Sie wohl sehr gut.«
    »Oder die Typen sind anspruchslos.«
    »War Edward Marber anspruchslos?«
    Laura wirkte gekränkt. »Das würde ich nicht sagen.«
    »Was ist mit dem Freier, der wegging, als ich kam? Der ist auch ein Stammkunde, stimmt’s?«
    »Vielleicht«, antwortete sie abwehrend, öffnete die Tür und stieg aus. »Nochmals vielen Dank.«
    Sie wollte gerade die Straße überqueren, als sich die Tür
der Sauna öffnete. Ein Lichtstrahl fiel auf das Pflaster. Der Mann, der eben hineingegangen war, kam wieder heraus, aber diesmal sahen sie ihn von vorn.
    Es war Donny Dow.
    »Laura!«, rief Siobhan. »Steigen Sie wieder ein!« Ihre Hand suchte nach dem Türgriff, der plötzlich nicht mehr dort zu sein schien, wo er hingehörte. Sie stieß die Tür auf und stieg aus.
    »Laura!« Siobhan und Dow riefen den Namen fast gleichzeitig.
    » Komm her, du Nutte! «
    Donny Dow rannte auf Laura zu. Laura schrie. Und im Hintergrund war ein Geräusch zu hören, das Siobhan für den Rest der Nacht in den Ohren klingen würde - das Geräusch, als die Tür der Sauna Paradiso von innen verriegelt wurde.
    Dow packte Laura an den

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