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Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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vorzeitig pensionieren zu lassen«, gestand Rebus. »Aber ich wüsste nicht, was ich dann mit meiner Zeit anfangen sollte.«
    »Eines Tages wirst du sowieso vor die Tür gesetzt.«
    Rebus nickte. »Ja, wahrscheinlich.« Er hielt inne. »Deshalb überleg ich mir, wie ich meine Rente aufbessern könnte.«
    Gray wusste, dass sie nun endlich zur Sache kamen. »Und wie willst du das anstellen?«
    »Allein wird’s schwierig.« Rebus blickte sich um, als befürchte er, belauscht zu werden. »Ich könnte Hilfe gebrauchen.«
    »Wobei?«
    »Beim Klau von Drogen im Wert von einigen hundert Riesen.« Jetzt war es heraus. Ein total hirnverbrannter Plan... aber der einzige, der ihm eingefallen war, um das Trio in die Falle zu locken und sie vielleicht auch von Rico Lomax abzulenken.
    Gray starrte ihn an, dann prustete er los. Rebus verzog keine Miene. »Mein Gott, du meinst es ernst«, sagte Gray schließlich.

    »Es könnte klappen.«
    »Du hast wohl heute Morgen deinen Arsch falschrum angezogen, John: Du gehörst auf die Seite der Guten.«
    »Ich gehöre aber auch zum Wild Bunch.«
    Grays Lächeln verschwand nach und nach aus seinem Gesicht. Er schwieg und nippte an seinem Glas. Das Essen kam, und Rebus spritzte Würzsoße auf seine Pastete.
    »Mensch, John«, sagte Gray. Rebus antwortete nicht. Er wollte Gray Zeit lassen. Nachdem er die halbe Pastete verdrückt hatte, legte er die Gabel hin.
    »Erinnerst du dich, wie mich Andrea neulich aus dem Seminarraum geholt hat?« Gray nickte wortlos. »Zwei Männer von der SDEA haben mich abgeholt. Sie sind mit mir nach Edinburgh gefahren, weil sie mir etwas zeigen wollten: beschlagnahmte Drogen. Das Zeug ist in einer Lagerhalle. Aber sie haben es niemand erzählt.«
    Gray kniff die Augen zusammen. »Was meinst du damit?«
    »Der Zoll weiß nichts davon. Und auch sonst niemand.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Sie wollen die Drogen als Druckmittel benutzen. Um an jemanden heranzukommen.«
    »Big Ger Cafferty?«
    Jetzt nickte Rebus. »Sie werden ihn nicht kriegen. Aber das haben sie noch nicht kapiert. Und darum liegt das Zeug vorläufig dort.«
    »Bewacht?«
    »Ist anzunehmen. Genaues weiß ich allerdings nicht.«
    Gray wirkte nachdenklich. »Sie haben dir den Stoff gezeigt?«
    »Ein Chemiker war dabei, ihn zu analysieren.«
    »Warum haben sie ihn dir gezeigt?«
    »Weil sie einen Handel vorhatten. Mit mir als Mittelsmann.« Rebus hielt inne. »Weiter ins Detail möchte ich nicht gehen.«

    »Aber wenn jemand das Zeug klaut, kannst nur du es gewesen sein. Wem haben sie es sonst noch gezeigt?«
    »Keine Ahnung.« Rebus schwieg kurz. »Aber ich glaube nicht, dass ich der Hauptverdächtige wäre.«
    »Warum nicht?«
    »Weil man sich erzählt, dass Cafferty auch davon weiß.«
    »Er wird bestimmt versuchen, es sich zu holen, oder?«
    »Deshalb müssten wir schnell handeln.«
    Gray hob abwehrend die Hand. »Sag nicht ›wir‹.«
    Rebus senkte mit gespielter Reue den Kopf. »Das Geniale daran ist, dass man es Cafferty anhängen kann, indem man ihm einfach ein Kilo unterschiebt.«
    Gray riss die Augen weit auf. »Du hast aber auch an alles gedacht.«
    »Noch nicht. Aber für den Anfang reicht es. Seid ihr dabei?«
    Gray strich Kondenswasser von seinem Glas. »Warum glaubst du, dass ich mitmachen werde? Oder Jazz?«
    Rebus zuckte mit den Achseln und bemühte sich, eine enttäuschte Miene zu machen. »Ich dachte... Ich weiß nicht. Es geht um viel Geld.«
    »Vielleicht. Wenn du die Drogen loswirst. Bei so einer Menge, John, müsstest du das Zeug weit weg von hier großräumig anbieten und außerdem in kleinen Mengen. So etwas ist ziemlich gefährlich.«
    »Ich könnte eine Weile warten.«
    »Und mit ansehen, wie der Stoff langsam vergammelt? Drogen sind wie Pasteten: frisch am besten.«
    »Ich bewundere deine Fachkenntnis.«
    Gray wurde wieder nachdenklich. »Hast du so was schon mal versucht?«
    Rebus schüttelte den Kopf und blickte Gray direkt in die Augen. »Und du?«
    Gray ignorierte die Frage. »Und diese Idee ist dir einfach so eingefallen, oder was?«

    »Nein, das stimmt nicht ganz... ich halte schon länger nach einer Möglichkeit Ausschau, mir einen würdevollen Ruhestand zu ermöglichen.« Rebus sah, dass ihre Gläser leer waren. »Noch mal dasselbe?«
    »Lieber was Alkoholfreies. Ich muss ja noch fahren.«
    Rebus ging zur Bar. Er musste sich zwingen, sich nicht umzudrehen, um Gray zu beobachten. Er versuchte, lässig und zugleich aufgekratzt zu wirken. Er war ein Bulle, der dabei

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