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Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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bin?«, bemerkte Tennant. »Bekomme ich wenigstens frohe Botschaften aus dem schönen Glasgow?«
    Der Bericht von Gray und Rebus, bei dem sie sich ausschließlich auf den Besuch im Krankenhaus beschränkten, dauerte fünf Minuten. Tennant wirkte anschließend nicht besonders zufrieden.
    »Wenn ich es nicht besser wüsste«, meinte er, »würde ich sagen, dass Sie allesamt nur auf der faulen Haut liegen.«
    »Wir haben doch gerade erst angefangen«, beschwerte sich Sutherland.
    »Ganz genau!« Tennant streckte einen Zeigefinger in die Höhe. »Sie haben zu viel Zeit darauf verwendet, das Stadtleben zu genießen, und zu wenig darauf, die Arbeit zu tun, für die Sie hergekommen sind.« Er hielt inne. »Aber vielleicht ist es gar nicht Ihre Schuld. Vielleicht gibt es nichts, was wir hier herausfinden könnten.«
    »Also zurück nach Tulliallan?«, fragte Tam Barclay.
    Tennant nickte. »Es sei denn, Sie liefern mir einen Grund zu bleiben.«
    »Dickie Diamond, Sir«, erklärte Sutherland. »Wir müssen noch mit ein paar Freunden von ihm reden. Und wir haben Kontakt zu einem hiesigen Polizeispitzel aufgenommen -«
    »Das heißt, vorläufig sitzen Sie rum und warten?«
    »Wir verfolgen da noch eine andere Spur, Sir«, erwiderte Jazz McCullough. »Diamond ist kurz nach der Pfarrhaus-Vergewaltigung verschwunden.« Rebus starrte mit gesenktem Kopf die schlammbraunen Teppichfliesen an.
    »Und?«, fragte Tennant.
    »Und nichts, Sir. Ein Umstand, den man vielleicht näher untersuchen sollte.«
    »Sie glauben, dass Diamond in den Fall verwickelt war?«
    »Ich weiß, es klingt etwas dünn, Sir.«
    »Dünn? Damit können Sie eine Pizza belegen.«

    »Geben Sie uns noch ein, zwei Tage, Sir«, bat Gray. »Wo wir schon einmal hier sind, würden wir die Gelegenheit nutzen und ein paar offene Fragen klären. Zumal wir ja...«, er sah zu Rebus, »… einen echten Experten an der Seite haben.«
    »Experten?« Tennant zog die Brauen zusammen.
    Gray schlug Rebus auf die Schulter. »Unser John weiß genau, wo in Edinburgh die Leichen begraben sind. Stimmt’s, John?«
    Tennant dachte darüber nach, Rebus schwieg. Dann löste Tennant die verschränkten Arme und steckte die Hände in seine Jacketttaschen. »Ich überleg’s mir«, sagte er.
    »Danke, Sir.«
    Nachdem Tennant den Raum verlassen hatte, ging Rebus auf Gray zu. »Ich soll wissen, wo hier die Leichen begraben sind?«
    Gray zuckte mit den Achseln und lachte auf. »Das hast du mir doch gesagt, oder? Natürlich im übertragenen Sinn gemeint.«
    »Natürlich.«
    »Oder etwa nicht?«
     
    Später am Nachmittag stand Rebus vor dem Getränkeautomaten und sann über seine nächsten Schritte nach. Er hatte ein paar Münzen in der Hand, war aber in Gedanken woanders. Er überlegte, wem er von seinem Plan mit dem Raubüberfall erzählen könnte. Dem Chief Constable zum Beispiel. Strathern wusste von den Drogen in der Lagerhalle nichts, da war er sich sicher. Claverhouse hatte sich an Carswell gewandt, Stratherns Stellvertreter. Die beiden waren Freunde, und Carswell hatte dem Plan wahrscheinlich zugestimmt, ohne es für nötig zu halten, den Boss zu informieren. Wenn nun Rebus Strathern davon erzählte, würde der Chief einen Wutanfall bekommen, denn ihm gefiel es bestimmt nicht, bei einem so wichtigen Drogenfund übergangen
worden zu sein. Rebus wusste nicht, was dabei am Ende herauskommen würde, aber seinem Plan würde es wahrscheinlich nicht nützen.
    Im Moment war vor allem wichtig, die Existenz der Drogen geheim zu halten. Er würde natürlich keinen echten Raubüberfall zulassen. Der Plan war ein Köder, um an das Trio heranzukommen und hoffentlich etwas über den Verbleib von Bernie Johns’ Millionen zu erfahren. Er war sich nicht sicher, ob Gray und Co. ihm auf den Leim gehen würden - und es beunruhigte ihn, dass Gray so großes Interesse gezeigt hatte. Wieso zog es jemand wie Gray, der mehr Geld gebunkert haben musste, als der Drogenraub je einbringen konnte, in Betracht, bei Rebus’ Plan mitzumachen? Rebus hatte mit seiner Geschichte dem Trio beweisen wollen, dass auch er bereit war, der Versuchung nachzugeben, und, genau wie sie, zum Verbrecher zu werden.
    Nun musste er möglicherweise damit rechnen, dass die drei den Plan wirklich durchführen würden.
    Und warum sollten diese Männer, die ihr unrechtmäßig erworbener Besitz stinkreich gemacht hatte, so etwas tun? Rebus fiel nur eine Antwort ein: Sie waren überhaupt nicht stinkreich. Und damit stand er wieder am Anfang.

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