Die Tore Der Finsternis
Schlimmer noch: Er stand als der Urheber des Plans da, seinen Kollegen Drogen im Wert von einigen hunderttausend Pfund zu klauen.
Doch wenn Gray und Co. beim ersten Mal nicht erwischt worden waren, glaubten sie vielleicht, es erneut riskieren zu können. Hatte die Gier ihnen den Verstand vernebelt? Rebus wurde mit Erschrecken klar, dass sie es wirklich schaffen könnten . Die Sicherheitsvorkehrungen in der Lagerhalle waren nicht besonders streng. Claverhouse wollte bestimmt nicht, dass es so aussah, als sei das Gelände stark bewacht. Das würde zu viel Aufmerksamkeit erregen. Ein Tor, ein paar Wachtposten, ein Vorhängeschloss. Und wenn es eine Alarmanlage gab? Mit der könnte man fertig werden. Auch
mit den Wachtposten. Die Drogen würden bequem in einen Mittelklassekombi passen.
Worüber denkst du da eigentlich nach, John?
Die ganze Angelegenheit hatte eine Wendung genommen. Er hatte immer noch nicht sehr viel über die drei Männer herausgefunden, aber Gray wusste inzwischen, dass Rebus etwas über Dickie Diamond wusste. John weiß, wo die Leichen begraben sind . Der Schlag auf die Schulter war eine Warnung gewesen.
Plötzlich stand Linford hinter ihm. »Wollen Sie was trinken oder zählen Sie nur Ihre Ersparnisse?«
Rebus fiel keine Antwort ein, also trat er zur Seite.
»Steht demnächst wieder ein Boxkampf auf dem Programm?«, fragte Linford, während er die Münzen durch den Schlitz schob.
»Wie bitte?«
»Haben Sie und Allan Ward etwa Frieden geschlossen?« Linford drückte die Taste für Tee, dann schimpfte er: »Mist, ich hätte Kaffee nehmen sollen. Bei Tee muss man hier immer Angst haben, dass er im nächsten Moment durch die Gegend fliegt.«
»Tun Sie mir den Gefallen, und kriechen Sie zurück in das Loch, aus dem Sie gekommen sind«, sagte Rebus.
»Beim CID ist es viel angenehmer ohne Sie. Ließe es sich einrichten, dass Sie dauerhaft wegbleiben?«
»Wohl kaum«, meinte Rebus. »Ich hab nämlich versprochen, erst dann in Rente zu gehen, wenn jemand Sie entjungfert.«
»Bis das passiert, bin sogar ich in Rente«, sagte Siobhan und kam auf die beiden Männer zu. Sie lächelte, ohne dabei besonders amüsiert zu wirken.
»Und wer hat Ihnen die Unschuld geraubt, DS Clarke?« Linford erwiderte ihr Lächeln und sah dann Rebus an. »Oder ist das ein Thema, um das Sie lieber einen großen Bogen machen?«
Er ging weg. Rebus trat näher an Siobhan heran. »Genau dasselbe sagen die Frauen über Dereks Bett«, sagte er so laut, dass Linford es hören musste.
»Wie meinen Sie das?«, fragte Siobhan mit gespielter Ahnungslosigkeit.
»Dass sie darum lieber einen großen Bogen machen.«
Als Linford verschwunden war, holte sich Siobhan etwas zu trinken aus dem Automaten. »Wollen Sie nichts?«, fragte sie.
»Hab’s mir anders überlegt«, antwortete Rebus und steckte die Münzen wieder in die Tasche. »Wie geht es Ihnen?«
»Gut.«
»Wirklich?«
»Na ja, mehr oder weniger«, gab sie zu. »Und ich will nicht darüber reden.«
»War auch nicht meine Absicht.«
Sie richtete sich auf, den heißen Plastikbecher vorsichtig zwischen den Fingern haltend. »Das mag ich so an Ihnen«, sagte sie. »Haben Sie eine Minute Zeit? Ich würde gern Ihre Meinung hören.«
Sie gingen hinaus auf den Parkplatz, und Rebus steckte sich eine Zigarette an. Siobhan vergewisserte sich, dass keine anderen Raucher in der Nähe waren, die sie belauschen konnten.
»Scheint ja ungeheuer wichtig zu sein«, sagte Rebus.
»Nicht unbedingt. Ich hab mir bloß ein paar Gedanken über Ihre Freunde aus VR 2 gemacht.«
»Weshalb?«
»Allan Ward ist gestern mit Phyllida ausgegangen.«
»Und?«
»Und es ist nichts passiert.Ward war ganz Gentleman, hat sie nach Hause gefahren und wollte trotz ihres Angebots nicht mit hochkommen.« Sie überlegte. »Ist er verheiratet?« Rebus schüttelte den Kopf. »Eine feste Freundin?«
»Nicht dass ich wüsste.«
»Phyl sieht ziemlich gut aus, finden Sie nicht?« Rebus nickte zustimmend. »Und er hat ihr den ganzen Abend seine ungeteilte Aufmerksamkeit geschenkt -«
Ihr Tonfall ließ Rebus stutzig werden. »Inwiefern?«
»Er hat sich ausgiebig nach dem Fall Marber erkundigt.«
»Das ist doch nicht weiter ungewöhnlich. Steht denn in den Frauenzeitschriften nicht immer, dass die Männer den Frauen öfter zuhören sollten?«
»Keine Ahnung, ich lese solche Zeitschriften nicht.« Sie sah ihn spöttisch an. »Ich wusste gar nicht, dass Sie ein Experte auf diesem Gebiet sind.«
»Sie wissen
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