Die Tore Der Finsternis
Carswell verleugnen lassen. Sie wusste, dass er sich in ihrem Erfolg sonnen wollte, und hatte keine Lust, mit ihm zu reden. Nicht, dass sie ihren Erfolg nicht teilen wollte. Im Gegenteil - sie wollte nichts damit zu tun haben. Denn sie hatte den Eindruck, dass es überhaupt kein Erfolg war, sondern nur dazu führte, dass man einen Unschuldigen verurteilte.
Einer von der Tulliallan-Crew - Jazz McCullough - stand nun neben ihr.
»Was ist los?«, fragte er. »Nicht in Partylaune? Der Fall ist doch jetzt in trockenen Tüchern, oder?«
»Vielleicht ist das ja der Grund, weshalb Sie wieder die Schulbank drücken müssen.« Sie sah, wie sich sein Blick veränderte. »Tut mir wirklich Leid, das war nicht so gemeint.«
»Offenbar hab ich Sie auf dem falschen Fuß erwischt. Ich wollte nur gratulieren.«
»Das können Sie gern tun, aber erst nach einem Schuldspruch.« Sie drehte sich um, ging weg und spürte, wie McCulloughs Blick ihr bis zur Tür folgte.
Auch Rebus sah sie hinausgehen. Er sprach gerade mit Tam Barclay und fragte ihn, ob er einen Spitznamen für DCI Tennant habe.
»Ich wüsste einige sehr hübsche«, meinte Barclay. Rebus nickte. Er hatte auch schon mit Stu Sutherland gesprochen und war sich daher ziemlich sicher, dass ›Bowlingkugel‹ ein Name war, den nur Gray, Jazz und Allan Ward benutzten. Da machte ihm Jazz ein Zeichen. Rebus beendete das Gespräch mit Barclay und folgte Jazz, der den Flur hinunter zu den Toiletten marschierte. Er stellte sich vor die Waschbecken, die Hände in den Taschen.
»Was ist los?«, fragte Rebus.
Die Tür ging auf, und Gray trat ein. Er nickte zur Begrüßung und sah nach, ob die Kabinen auch leer waren.
»Wann willst du in der Lagerhalle nach dem Rechten sehen?«, fragte Jazz leise. »Wenn wirklich die Gefahr besteht, dass die Ware bald nicht mehr da ist, solltest du langsam deinen Arsch in Bewegung setzen.« Er klang kalt und berechnend, und Rebus’ Sympathie für diesen Mann schwand merklich.
»Ich weiß nicht«, sagte er. »Vielleicht morgen.«
»Warum nicht heute?«, meinte Gray.
»Heute ist fast vorbei«, erwiderte Rebus und sah ostentativ auf seine Uhr.
»Fast ist nicht ganz«, erklärte Jazz. »Wenn du dich sofort auf die Socken machst, reicht die Zeit noch.Wir denken uns eine Entschuldigung für dich aus.«
»Schließlich wär’s nicht das erste Mal, dass du dich verkrümelst«, meinte Gray. »Komisch, dass du vorhin hier angehetzt kamst und man kurz darauf das Bild gefunden hat...«
»Was soll das heißen?«
»Hört auf«, ermahnte Jazz die beiden. »Reden wir lieber über das Bild, das wir uns von der Situation rund um die Lagerhalle machen müssen.«
Gray grinste.
»Wir brauchen möglichst schnell ein paar Details, die uns weiterhelfen«, stellte Jazz fest.
»Was ist mit Allan?«, fragte Rebus. »Ist er dabei oder nicht?«
»Er ist dabei«, antwortete Gray. »Obwohl er sauer war, weil du ihn vorhin einfach hast stehen lassen.«
»Weiß er, um was es genau geht?«
»Allan ist es ganz recht, wenn er nicht alles weiß«, meinte Gray.
»Wieso denn das?« Rebus wartete auf eine nähere Erklärung.
»Allan tut, was man ihm sagt«, entgegnete Gray.
»Ihr drei...«, Rebus hoffte, möglichst arglos zu klingen, »… ihr habt so was schon mal durchgezogen, stimmt’s?«
»Musst du das unbedingt wissen?«, fragte Gray.
»Ich finde schon«, beharrte Rebus.
»Warum?« Die Frage kam von Jazz.
»Wer zu viel weiß, lebt gefährlich«, sagte Gray nach einer längeren Pause. »Was ist mit deinen Freunden von der SDEA? Wirst du jetzt bei denen vorbeischaun oder nicht?«
»Was bleibt mir anderes übrig?« Rebus versuchte, verärgert zu wirken. Er spürte, wie Jazz’ Blick nicht von ihm wich.
»Es ist immer noch dein Plan, John«, erinnerte ihn Jazz leise. »Wir sind bloß der Ansicht, dass wir nicht ewig warten können.«
»Ich weiß«, lenkte Rebus ein. »Okay, ich rede mit ihnen.« Er tat so, als überlegte er. »Wir müssen uns noch über die Verteilung unterhalten.«
»Die Verteilung?«, grummelte Gray.
»Es war meine Idee«, betonte Rebus. »Und ich bin bis jetzt der Einzige, der Arbeit investiert...«
Jazz’ Gelassenheit wirkte nun fast bedrohlich. »Du wirst einen größeren Anteil bekommen, John«, sagte er. »Keine Sorge.«
Gray sah aus, als wollte er widersprechen, sagte aber kein Wort. Als Rebus sich umwandte, um hinauszugehen, legte Jazz ihm die Hand auf die Schulter.
»Werd aber nicht zu gierig«, meinte er. »Vergiss nicht: Du
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