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Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Haus war eine Art Cottage, nicht besonders groß, aber sehr pittoresk, mit einem Ziegeldach und mehreren eingebauten Gauben. Der schmale, gepflegte Vorgarten wurde von Rosenbeeten beherrscht. Siobhan hatte die Schlüssel dabei, die ihr Neilson freiwillig aushändigte, nachdem er erfahren hatte, dass die Polizei sich, wenn nötig, gewaltsam Zutritt verschaffen würde. Siobhan wies Hynds an, die Rolle Müllsäcke aus dem Kofferraum mitzunehmen - für den Fall, dass sie doch etwas finden würden.
    Hawes trug eine Schachtel mit kleinen Plastiktüten und Etiketten bei sich, die man an jedes brauchbare Fundstück heften konnte. Alle streiften sich Handschuhe über, während auf der gegenüber liegenden Straßenseite Auslöser klickten und Filme von summenden Motoren weitergespult wurden.
    Rebus hielt sich im Hintergrund. Siobhan hatte das Kommando, und daran ließ sie keinen Zweifel aufkommen. Sie versammelte ihre Einsatzgruppe in einem Halbkreis und gab Anweisungen. Rebus zündete sich eine Zigarette an. Als sie das Feuerzeug klicken hörte, drehte sie sich zu ihm um.
    »Nicht im Haus«, ermahnte sie ihn. Er nickte. Asche auf einem Teppich könnte zu falschen Schlussfolgerungen führen.
Rebus fand, er sei draußen besser aufgehoben. Schließlich war er nicht mitgekommen, um bei der Durchsuchung zu helfen. Er hatte das Bedürfnis gehabt, Gray und den anderen eine Weile aus dem Weg zu gehen - in Ruhe nachzudenken. Siobhan schloss die Haustür auf. Die Polizisten gingen hinein. Die Diele sah, soweit Rebus das beurteilen konnte, vollkommen normal aus. An Siobhans Verhalten während der Fahrt hatte man deutlich ablesen können, dass sie die Aktion für Zeitverschwendung hielt und demnach von der Schuld des Malers keineswegs überzeugt war.Trotzdem führte sie ihren Auftrag gewissenhaft aus. Das Haus musste durchsucht werden, denn man konnte ja nie wissen, was dabei herauskam.
    Da fast alle Polizisten im Haus verschwunden waren, blieb den Fotografen nichts anderes übrig, als ihre Kameras auf den rauchenden Kriminalbeamten zu richten, der allein im Vorgarten stand. Gill Templer wäre bestimmt begeistert, wenn sie ein solches Bild in der Zeitung sehen würde. Also drehte Rebus sich um und ging am Haus entlang. Der Garten auf der Rückseite war lang und schmal, mit einer Laube und einem Schuppen am hinteren Rand. Steinplatten säumten die Rasenfläche. Die Beete machten einen ungepflegten Eindruck, aber das konnte durchaus Absicht sein: ein verwilderter Garten als Kontrast zu den ordentlichen Rosenbeeten. Rebus wusste zu wenig über Gärten und Malcolm Neilson, um das beurteilen zu können. Er schlenderte zu der Laube. Sie sah ziemlich neu aus. Lackierte Lattenwände und Glastüren mit Holzrahmen. Die Türen waren nicht verschlossen. Er öffnete sie. Drinnen lehnten Gartenstühle an der Wand und warteten auf wärmeres Wetter. Ein sehr solide aussehender hölzerner Liegestuhl hatte in einer seiner breiten Armlehnen eine Vertiefung, in der man ein Glas oder eine Tasse stellen konnte. Guter Einfall, dachte Rebus und ließ sich auf dem Stuhl nieder. Er sah quer durch den Garten zum Haus hinüber und stellte sich vor, wie der Maler mit
einem Glas neben sich gemütlich in der Laube saß, während es draußen womöglich regnete.
    »Glückspilz«, murmelte er.
    Hinter den Fenstern im Erd- und Dachgeschoss bewegten sich schattenhafte Gestalten. Sie nahmen sich die Zimmer vermutlich jeweils zu zweit vor, so wie von Siobhan angeordnet. Und was suchten sie? Beweismaterial - irgendetwas, das Neilson zusätzlich belasten würde. Rebus wünschte ihnen viel Erfolg. Ihm wurde bewusst, dass er sich nach einem Platz wie diesem sehnte. Einer Zuflucht. Aber er ahnte irgendwie, dass eine Gartenlaube bei ihm zu Hause nicht dieselbe Wirkung hätte. Er hatte gelegentlich daran gedacht, seine Wohnung gegen ein kleines Haus am Rande der Stadt einzutauschen - er müsste dann zwar pendeln, könnte aber ein wenig zur Ruhe kommen. Der Haken daran war nur, dass es womöglich zu ruhig wäre. In Edinburgh gab es durchgehend geöffnete Läden, unzählige zu Fuß erreichbare Pubs und die ständigen Hintergrundgeräusche einer Großstadt. Er befürchtete, dass ihm die Stille an einem Ort wie Inveresk auf Dauer schlecht bekäme und er sich immer mehr in sich selbst zurückziehen würde.
    »Zuhause ist es doch am schönsten«, sagte er zu sich und stand auf. Hier würde er keine Antworten finden. Seine Probleme waren Teil von ihm selbst, ein Ortswechsel würde daran

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