Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
dachte nach. »Ormie sagte, Sie wollen sich entschuldigen?«

    Rebus nickte erneut. »Es geht um das Wiesel. Ich war zu nachsichtig mit ihm. Sie meinten, es wäre ein Gespräch von Vater zu Vater, und genau das war es dann auch. Ich habe nicht mehr wie ein Polizist gedacht. Dafür wollte ich mich entschuldigen.«
    »Und deshalb war er an dem Abend bei Ihnen zu Hause?«
    »Er wollte mich warnen, dass Cafferty von dem Stoff weiß.«
    »Und diese Information haben Sie uns absichtlich verschwiegen?«
    »Sie wussten es doch schon, oder?«
    »Nur gerüchteweise.«
    »Nun gut.« Rebus sah sich um. »Ihr seid hier auf alles vorbereitet, ja? Cafferty wollte euch mit seinem Überfall überraschen.«
    »Rund-um-die-Uhr-Bewachung«, meinte Claverhouse. »Schlösser an den Toren, Stacheldrahtzaun. Und als Dreingabe meine kleine Rätselaufgabe.«
    Rebus sah zu Ormiston. »Wissen Sie, in welcher Kiste das Zeug steckt?«
    Ormiston hielt Rebus’ Blick stand.
    »Dumme Frage«, murmelte Rebus. Claverhouse lächelte. »Sie sollen wissen«, erklärte Rebus, »dass es mir wirklich Leid tut, beim Wiesel nichts für Sie erreicht zu haben. Ich war viel zu nachsichtig mit ihm. Das hat bei ihm einen falschen Eindruck erweckt. Er dachte, ich tu es ihm zuliebe, und fand, er sei mir deshalb etwas schuldig.«
    »Er hat Ihnen die Sache über Cafferty also erzählt, um sich zu revanchieren«, sagte Claverhouse nickend.
    »Aber da ich jetzt den Kontakt zu ihm erneuert habe«, fuhr Rebus fort, »könnte ich es vielleicht immer noch schaffen, ihn für eine Zusammenarbeit zu gewinnen.«
    »Zu spät«, meinte Claverhouse. »Das Wiesel scheint sich verdünnisiert zu haben. Seit seinem Besuch bei Ihnen hat ihn niemand mehr gesehen.«
    »Wie bitte?«

    »Er hat wohl Panik bekommen.«
    »Genau das war unser Ziel«, gab Ormiston zu. Der Blick, den ihm sein Kollege zuwarf, brachte ihn zum Schweigen.
    »Wir haben das Gerücht ausgestreut«, erklärte Claverhouse, »dass wir vorhaben, seinem Sohn wegen dem Stoff hier den Prozess zu machen.«
    »Und Sie haben geglaubt, ihm dadurch so viel Angst einzujagen, dass er bei Ihnen angerannt kommt?«
    Claverhouse nickte.
    »Aber stattdessen ist er getürmt?« Rebus versuchte, sich einen Reim darauf zu machen. Das Wiesel hatte nicht den Eindruck erweckt, als wäre er im Begriff zu fliehen.
    »Und Sie halten es für möglich, dass er Aly im Stich gelassen hat?«
    Claverhouse zuckte unter Einsatz des gesamten Körpers die Achseln und bedeutete Rebus damit, dass für ihn das Thema erledigt sei. »Zeugt von Charakter, einen Fehler zuzugeben«, sagte er zu Rebus. »Das hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut.« Dann streckte er ihm seine Hand hin, die Rebus nach kurzem Zögern ergriff. Er dachte immer noch an das Wiesel und fragte sich, ob das ihm und seinen Plänen schaden könnte. Ihm fiel keine Antwort ein.Was immer auch mit dem Mann geschehen war, Rebus durfte keine Zeit mit irgendwelchen Mutmaßungen vergeuden. Er musste sich auf das Wesentliche konzentrieren, zu Werke gehen, seine Kräfte bündeln.
    Auf sich selbst Acht geben.

23
    Die Sechs-Uhr-Nachrichten waren gerade zu Ende, als Siobhan den Motor ausschaltete. Sie hatte auf dem Vorplatz von MG Cabs geparkt. Auf dem großen geteerten Parkplatz standen ein halbes Dutzend verschiedene Vauxhalls und ein
nagelneuer, feuerroter MG Sportwagen. Daneben ragte ein weißer Fahnenmast empor, an dem ein Andreaskreuz hing. Die Firma war in einem tristen Flachbau untergebracht, und in der dazugehörigen Werkstatt machte sich ein einzelner Mechaniker in grauem Overall am Motor eines Astra zu schaffen. Lochend lag in der Nähe der Easter Road - wo Siobhans Fußballverein Hibernian F. C. beheimatet war -, aber sie kannte das Viertel überhaupt nicht. Es schien hauptsächlich aus nicht sehr hohen Mehrfamilienhäusern, Reihenhauszeilen und ein paar kleinen Läden zu bestehen. Siobhan hatte nicht erwartet, bei MG Cabs jemand anzutreffen, aber ihr fiel jetzt ein, dass rund um die Uhr Leute Taxen bestellten. Trotzdem bezweifelte sie, dass Ellen Dempsey noch im Büro war. Aber das störte sie nicht. Sie wollte sich bloß ein bisschen umsehen und vielleicht dem Mechaniker oder wen sie sonst noch antraf ein paar Fragen stellen.
    »Probleme?«, fragte sie, als sie auf die Werkstatt zuging. »Alles okay«, antwortete er und schloss die Kühlerhaube. »Routineinspektion.« Er setzte sich hinters Steuer und ließ den Motor ein paar Mal aufheulen. »Läuft wie’ne Eins. Das Büro ist da drüben.«

Weitere Kostenlose Bücher