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Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Parklücke, stellte den Motor ab und dachte über das Gespräch nach. Was hatte sie erfahren? Ein paar brauchbare Kleinigkeiten. Dempsey hatte sofort erkannt, dass sie beim CID ist. Ehemalige Häftlinge zu beschäftigen, war eine Sache, aber eine Polizistin in Zivil sofort zu erkennen, dazu gehörte einiges an Erfahrung. Wie hatte Ellen Dempsey sich diese Fähigkeit erworben?
    Und dann Dundee. Die Geschichte hatte fast glaubwürdig geklungen. Aber eben nur fast. Dempsey hatte einige Pausen gemacht, die nahe legten, dass sie bestimmte Details ausließ. Über diese Details hätte Siobhan gern mehr erfahren. Als ihr Handy klingelte, ahnte sie schon, wer dran war.

    Gill Templer, die sofort zur Sache kam.
    »Was zum Teufel hatte John Rebus in Inveresk verloren?«
    »Er hat sich einfach drangehängt«, erwiderte Siobhan, um zumindest teilweise bei der Wahrheit zu bleiben. Ein Auto fuhr auf den Hof von MG Cabs. Wahrscheinlich die Nachtschicht.
    »Warum?«, fragte Templer.
    »Er wollte für eine Weile weg aus St. Leonard’s.«
    »Und?«
    »Nichts weiter. Ich hab ihn nicht ins Haus gelassen. Soweit ich weiß, hat er eine Zigarette geraucht und ist dann zurückgefahren.« Siobhan dachte an die Kollegen, die dabei gewesen waren und sie der Lüge bezichtigen könnten. Bestimmt hatten einige mitbekommen, wie sie Rebus vom Fenster aus etwas zugerufen hatte; wie sie in den Garten marschiert war, wo er sich über einen ausgewickelten Gegenstand gebeugt hatte.
    »Warum finde ich das nicht besonders glaubwürdig?«, fragte Templer und versetzte Siobhans angeschlagenem Selbstvertrauen damit einen weiteren Hieb.
    »Ich weiß nicht - vielleicht, weil Sie ihn länger kennen als ich. Aber so war’s. Er wollte für eine Weile weg. Ich hab ihm gesagt, dass er nicht mehr im Fall Marber ermittelt. Daran hat er sich gehalten und das Haus nicht betreten. Er ist bald wieder zurückgefahren.«
    »Er war nicht mehr dort, als Sie das Bild fanden?«
    Siobhan holte tief Luft. »Nein«, bestätigte sie.
    Templer schien einen Augenblick nachzudenken. Siobhan beobachtete, wie der rote MG rückwärts aus der Einfahrt kam und dann in ihre Richtung fuhr.
    »Ich hoffe in Ihrem Interesse, dass John Ihre Geschichte bestätigt«, warnte sie Templer, als Siobhan gerade den Zündschlüssel drehte.
    »Gut.« Es entstand eine Pause. Siobhan spürte, dass ihre Chefin noch etwas loswerden wollte.

    »Wenn das alles ist...«, versuchte sie, Templer auf die Sprünge zu helfen, und diese reagierte wie erhofft.
    »Hat John Ihnen etwas über Tulliallan erzählt?«
    »Nichts Besonderes.« Siobhan runzelte die Stirn. »Wieso, ist etwas passiert?«
    »Nein, nur...« Templer klang besorgt.
    »Er kommt doch zu uns zurück, oder?«, fragte Siobhan.
    »Das hoffe ich, Siobhan. Ganz ehrlich.«
    Templer legte in dem Moment auf, als Ellen Dempseys Auto vorbeibrauste. Siobhan fuhr langsam aus der Parklücke. Sie hatte keine Eile. Der Verkehr war zu dieser Zeit immer noch relativ dicht, aber ein roter Sportwagen würde weithin sichtbar sein. Sie dachte an Templers letzte Bemerkung. Siobhan hatte gefragt, ob man Rebus feuern würde, und Templers Antwort gab ihr Rästel auf. Sie hatte so unheilvoll geklungen. Siobhan rief Rebus an, aber er ging nicht dran. Sie wusste gar nicht so recht, warum sie Ellen Dempsey folgte. Vermutlich wollte sie einfach mehr über die Frau erfahren. Ihr Fahrstil könnte aufschlussreich sein und auch das Haus und der Stadtteil, in dem sie lebte. Außerdem war sie auf diese Weise wenigstens beschäftigt und nicht auf dem Revier, wo ihr die Leute Honig ums Maul schmieren würden.
    Sie stellte den CD-Spieler an. Mogwai, »Rock Action«. Die Musik hatte eine Intensität, die sie wohltuend fand. Wahrscheinlich berührte es sie innerlich. Intensiv und zugleich monoton, mit unerwarteten Wendungen.
    Wie das Leben als Polizistin.
    Oder vielleicht sogar wie ihr Leben insgesamt.
    Womit Siobhan nicht gerechnet hatte, war, dass Dempsey am südlichen Stadtrand auf die Umgehungsstraße abbiegen und zügig Richtung Nordwesten fahren würde. Sie wohnte also gar nicht in Edinburgh und - wie ihr bald klar wurde - nicht einmal diesseits des Firth of Forth. Als sich beide Wagen der Forth Road Bridge näherten, sah Siobhan auf die
Benzinanzeige.Wenn sie einen Tankstopp einlegte, würde sie Dempsey aus den Augen verlieren. Und an der Brücke ergab sich noch ein weiteres Problem. Die Autos warteten in Schlangen vor den Mautstellen. Siobhan stand in einer anderen Schlange als der

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