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Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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schnell können Sie hier sein?«, fragte Hogan.
    »Kommt drauf an, wo ›hier‹ ist.« Rebus machte eine kurze Bestandsaufnahme: Kopf vernebelt, aber einigermaßen zu gebrauchen, flaues Gefühl im Magen.
    »Sie können auch wieder ins Bett gehen.« Hogan klang ein wenig gekränkt. »Ich dachte, ich würde Ihnen einen Gefallen tun.«
    »Das kann ich erst beurteilen, wenn Sie mir sagen, worum es geht.«

    »Männliche Wasserleiche. Wir haben sie vor einer Viertelstunde an einem Kai rausgezogen. Ich hab ihn zwar ewig nicht mehr gesehen, aber es sieht verdammt danach aus, als wär’s unser alter Freund, der Diamond Dog.«
    Rebus starrte die Plattenhüllen an, ohne sie wirklich wahrzunehmen.
    »Sind Sie wieder eingeschlafen, John?«
    »Ich bin in zwanzig Minuten da, Bobby.«
    »Dann ist er schon auf dem Weg zur Gerichtsmedizin.«
    »Umso besser. Ich komme dorthin.« Rebus überlegte. »Könnte es eventuell ein Unfall gewesen sein?«
    »Zu diesem Zeitpunkt kommen noch alle Todesursachen in Betracht.«
    »Ich hoffe, Sie sind mir nicht allzu böse, wenn ich anderer Meinung bin.«
    »Bis gleich im Dead Centre, John.«
     
    »Dead Centre« war der Spitzname des gerichtsmedizinischen Instituts. Einer der Angestellten hatte den Ausdruck geprägt, weil er allen Leuten erzählte hatte, wie schön er es fände, im »dead centre of Edinburgh« - mitten in der Stadt - zu arbeiten. Das Gebäude befand sich am Cowgate, einer schmalen, weniger bekannten Altstadtstraße. Nur wenige Fußgänger verirrten sich dorthin, und auch der Autoverkehr staute sich woanders. Das könnte sich ändern, wenn das Parlament sein neues Gebäude bezog, das nur zehn Gehminuten entfernt lag. Mehr Touristen, mehr Verkehr. Zu dieser späten Stunde brauchte Rebus für die Fahrt von zu Hause fünf Minuten. Er war sich nicht sicher, ob sein Alkoholpegel unterhalb der erlaubten Grenze lag, aber nach einer schnellen Dusche stieg er dennoch in sein Auto.
    Er wusste nicht, was er von Dickie Diamonds Tod halten sollte. Schwer zu beurteilen, wie viele Feinde er gehabt hatte, die ihm an den Kragen wollten und nur darauf warteten, dass er ihnen eines Abends über den Weg lief.

    Er nahm einen Schleichweg bis zur Nicolson Street, fuhr dann stadteinwärts, bog hinter Thin’s Bookshop rechts ab und folgte der Straße, die mit einer scharfen Biegung hinunter zum Cowgate führte. Ein paar Taxis und Betrunkene. Ja, ja, das Dead Centre , dachte er. Um diese Zeit war es am einfachsten, durch den Personaleingang in die Gerichtsmedizin zu gelangen. Also parkte er dort, achtete allerdings darauf, die Einfahrt nicht zu blockieren. Lange Zeit hatte man Autopsien in einem der Krankenhäuser der Stadt durchführen müssen, weil der Belüftungsanlage des Autopsiesaals gut funktionierende Abluftfilter fehlten. Aber diesem Mangel hatte man inzwischen abgeholfen. Rebus betrat das Gebäude und sah Hogan im Flur stehen.
    »Er ist schon da«, verkündete Hogan. »Keine Sorge, er war nicht lange im Wasser.« Wenigstens etwas. Leichen, die lange im Wasser lagen, sahen schrecklich aus. Der kurze Flur führte direkt in den Anlieferungs-, der wiederum in den Aufbewahrungsbereich überging: eine Wand mit kleinen Türen, hinter denen Rollwagen bereitstanden. Auf einem dieser Rollwagen lag eine Leiche in einem Plastiksack. Dickie Diamond hatte noch dieselben Sachen wie am Nachmittag an. Sein nasses Haar war nach hinten gestrichen, und auf einer Wange klebte eine Art Alge. Die Augen waren geschlossen, der Mund stand offen. Personal der Pathologie wollte ihn gerade im Aufzug nach oben bringen.
    »Wer schneidet ihn auf?«, fragte Rebus.
    »Heute Nacht sind beide da«, erwiderte Hogan. Gemeint waren Professor Gates und Dr. Curt, die Chefs der örtlichen Pathologie. »Ist viel los - eine Überdosis in Muirhouse und ein Feuer mit tödlichem Ausgang in Wester Hailes.«
    »Und noch vier Normale«, ergänzte einer der Männer. Menschen, die an Altersschwäche oder im Krankenhaus verstorben waren. Die meisten wurden hierher gebracht.
    »Gehen wir rauf?«, fragte Hogan.
    »Warum nicht?«, meinte Rebus.

    Während sie die Treppe hinaufstiegen, fragte Hogan nach Diamond. »Ihr habt ihn doch gerade erst verhört, oder?«
    »Befragt, Bobby.«
    »Als Verdächtigen oder Zeugen?«
    »Letzteres.«
    »Wann habt ihr ihn gehen lassen?«
    »Irgendwann heute Nachmittag. Wie lange war er schon tot, als ihr ihn herausgefischt habt?«
    »Vielleicht eine Stunde. Die Frage lautet: Ist er ertrunken?«
    Rebus zuckte mit den

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