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Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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war es dabei, Edinburgh Richtung Westen zu verlassen, und Dickie Diamond war im Nordosten der Stadt gefunden worden. Am Anfang des Lehrgangs hatte der Wild Bunch den Eindruck einer schwierigen Gemeinschaft ungehorsamer Polizisten gemacht, die Probleme mit ihren Vorgesetzten hatten und deren Anordnungen regelmäßig ignorierten. Aber inzwischen fragte Rebus sich, ob nicht noch
gefährlichere, tödlichere Kräfte im Spiel waren. Gray, Jazz und Ward hatten keinerlei Bedenken gegen den Überfall auf die Lagerhalle gehabt. Sie hätten dabei Gewalt anwenden müssen, aber das schien sie offenbar nicht zu stören. War ihnen zuzutrauen, dass sie Dickie Diamond umgebracht hatten? Aber warum hätten sie das tun sollen? Rebus wusste darauf keine Antwort. Noch nicht.
    Er lehnte an der Begrenzungsmauer und schaute die Straße entlang. Ihm fiel ein geparktes Auto auf, in dem sich etwas bewegte. Als sich die Fahrertür öffnete und die Innenbeleuchtung anging, erkannte er Malky. Er hielt nach Malkys Mutter Ausschau, aber sie war nicht zu entdecken. Malky ging über die Straße auf Rebus zu, aber dann blieb er am Mittelstreifen stehen und zeigte mit ausgestrecktem Arm auf ihn.
    »Sie haben ihn umgebracht, Sie mieses Schwein!«
    Hogan stand jetzt neben Rebus an der Mauer. »Beruhig dich, Malky!«, rief er.
    »Dickie hat mir erzählt, dass er mit Ihnen reden wollte!«, schrie Malky krächzend. Sein Finger deutete nun auf die Leichenhalle. »Das nennen Sie also ›reden‹? Er will sich mit Ihnen unterhalten, und Sie machen ihn kalt?«
    »Wovon spricht er, John?«, fragte Hogan.
    Rebus schüttelte den Kopf. »Kann sein, dass Dickie vorhatte , sich mit mir zu treffen...«
    »Und hatte keine Gelegenheit mehr dazu?«, vermutete Hogan.
    »Oder wurde daran gehindert.«
    Hogan klopfte Rebus auf den Arm. »Ich rede mit ihm«, sagte er und ging mit erhobenen Händen zur Straße. »Ruhig Blut, Malky, ruhig Blut. Das war sicher eine schlimme Nachricht für dich, aber weck hier nicht die Leute auf.«
    Rebus hatte eine Sekunde lang gedacht, er werde ›weck hier nicht die Toten auf‹ sagen.
    Er ging zurück ins Gebäude und stellte den leeren Becher
in die Spüle im Aufenthaltsraum. Als er sich gerade umdrehte, kam Dr. Curt herein, inzwischen ohne Kittel und Stiefel.
    »Gibt’s Tee?«, fragte Curt.
    »Das Wasser müsste noch ziemlich heiß sein.«
    Curt nahm sich einen sauberen Becher und einen Teebeutel. »Er war bereits tot, als er ins Wasser fiel«, erklärte er. »Er ist gegen Mitternacht gestorben, und kurz danach hat man ihn ins Wasser geworfen. Vielleicht kommt bei der Untersuchung der Kleidung noch etwas heraus.«
    »Woran ist er gestorben?«
    »Er wurde erwürgt.«
    Rebus dachte daran, wie Gray im Vernehmungsraum Diamond den Arm um den Hals gelegt hatte.
    »Haben Sie eine Zigarette für mich?«, fragte Curt. Rebus hielt ihm seine Packung hin, und Curt zog eine heraus und steckte sie hinters Ohr. »Ich rauche sie zum Tee. Die simplen Freuden, was, John?«
    »Was wären wir ohne sie?«, pflichtete Rebus ihm bei und dachte daran, wohin er gleich fahren würde.
     
    Es war schon fast hell, als er in Tulliallan ankam. Er sah einen Polizisten, der vermutlich von einer heimlichen Liebesnacht zurückkehrte. Rebus erkannte ihn wieder: Es war ein junger Detective Sergeant von der neu gegründeten City Centre Police Unit. Bestimmt besuchte er hier irgendeine Fortbildung. Rebus fuhr auf dem Parkplatz herum und suchte Jazz’ Volvo. Der Wagen war, genau wie die Autos neben ihm, von Tau bedeckt. Rebus legte eine Hand auf die Kühlerhaube. Auch sie war wie die der anderen kalt.
    Als er Grays Lexus gefunden hatte, überprüfte er ihn auf dieselbe Weise. Nichts deutete darauf hin, dass er vor kurzem benutzt worden war. Ihm fiel ein, dass er nicht wusste, was für ein Auto Allan Ward fuhr. Er könnte nach dem Aufkleber eines Autohändlers in Dumfries suchen... aber das
würde lange dauern, und er war ziemlich sicher, dass sich der Aufwand nicht lohnte. Stattdessen ging er ins Gebäude und Richtung Zimmer der Lehrgangsteilnehmer. Er lief an seinem eigenen Zimmer vorbei und klopfte vier Türen weiter bei Gray an. Keine Reaktion, also klopfte er erneut.
    »Wer ist da?«, krächzte eine Stimme von drinnen.
    »John Rebus.«
    Die Tür öffnete sich einen Spalt, und Gray sah ihn blinzelnd an. »Was soll der Scheiß?«, fragte er. Seine Haare standen vom Kopf ab. Er trug T-Shirt und Unterhose. Aus dem Raum drang stickige Luft.
    »Schläfst du schon lange,

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