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Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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der Sessel.

    Bessant zählte an den Fingern auf: »Das Finanzamt, der Zoll, drei demnächst bevorstehende Ausstellungen, ein gieriger Exmann und ein neunzehnjähriger Sohn, der plötzlich beschlossen hat, dass er malen kann.« Sie bedachte Hynds über den Rand ihres Glases hinweg mit einem Augenaufschlag. »Reicht das für einen Tag?«
    »Voll und ganz, würde ich sagen«, erwiderte Hynds, und seine Miene hellte sich schlagartig auf, als er begriff, dass sie mit ihm flirtete. Er warf Siobhan einen Blick zu, um herauszufinden, ob sie das ärgerte.
    »Marbers Tod nicht zu vergessen«, fügte Siobhan hinzu.
    Bessants Gesicht verzog sich schmerzvoll. »Ach Gott, ja.« Die Reaktionen dieser Frau wirkten leicht übertrieben. Siobhan fragte sich, ob alle Kunsthändler einen Hang zur Theatralik hatten.
    »Sie leben allein?«, fragte Hynds.
    »Im Großen und Ganzen ja«, erwiderte sie und lächelte affektiert.
    »Wir sind Ihnen jedenfalls dankbar, dass Sie sich Zeit für uns genommen haben.«
    »Keine Ursache.«
    »Wir hätten noch ein paar Fragen«, sagte Siobhan, »bezüglich Mr Marbers Privatleben.«
    »Ah ja?«
    »Können Sie uns sagen, wie oft er sich der Dienste von Prostituierten bedient hat, Mrs Bessant?«
    Siobhan glaubte zu bemerken, wie die Frau zusammenzuckte. Hynds sah sie mit einem wütenden Blick an, der zu sagen schien: Benutzen Sie nicht Mrs Bessant, um mir eins auszuwischen. Aber Bessant begann schon zu sprechen.
    »Eddie hat sich nicht ›bedient‹.«
    »Schön, wie würden Sie es dann bezeichnen?«
    Bessant hatte Tränen in den Augen, aber sie straffte, um Haltung bemüht, die Schultern.
    »Es war eine bewusste Entscheidung von Eddie. Eine Beziehung
wär mir auf Dauer zu stressig, hat er oft gesagt -« Sie wollte offenbar noch etwas hinzufügen, ließ es dann aber sein.
    »Hat er sich Frauen von der Coburg Street geholt?«
    Bessant warf Siobhan einen leicht angewiderten Blick zu, und diese spürte, wie ihre Feindseligkeit ein wenig nachließ. Hynds starrte sie immer noch an, doch sie ignorierte ihn.
    »Er ist in eine Sauna gegangen«, sagte Bessant leise.
    »Regelmäßig?«
    »Immer wenn ihm danach war. So nahe, dass er mir jedes Detail seines Intimlebens anvertraut hat, standen wir uns nun auch wieder nicht.«
    »War er irgendwo Stammgast?«
    Bessant holte tief Luft und seufzte. Dann erinnerte sie sich an das Glas Wein in ihrer Hand und nippte daran.
    »Erzählen Sie uns alles, Cynthia, dann haben Sie es hinter sich«, sagte Hynds ruhig.
    »Aber Eddie war immer so... so verschwiegen in diesen Dingen.«
    »Ich verstehe. Aber Sie begehen damit keinen Vertrauensbruch.«
    »Meinen Sie nicht?« Sie sah ihn an.
    Er schüttelte den Kopf. »Sie helfen uns herauszufinden, wer ihn umgebracht hat.«
    Sie dachte darüber nach und nickte dann. Die Tränen waren versiegt. Sie zwinkerte ein paar Mal, während sie Hynds ansah. Einen Moment lang glaubte Siobhan, dass die beiden gleich Händchen halten würden.
    »Es gibt eine Sauna nicht weit von hier. Immer wenn Eddie bei mir vorbeikam, wusste ich, dass er entweder auf dem Weg dorthin war oder von dort kam.« Siobhan hätte interessiert, ob sie den Unterschied feststellen konnte, schwieg jedoch. »Sie befindet sich in einer Seitenstraße der Commercial Street.«
    »Kennen Sie den Namen?«, fragte Hynds.

    Sie schüttelte den Kopf.
    »Keine Sorge«, meinte Siobhan, »den finden wir schon heraus.«
    »Ich will doch nur seinen Ruf schützen«, sagte Bessant flehentlich. »Können Sie das verstehen?« Hynds nickte.
    Siobhan stand auf. »Sofern diese Sache nichts mit dem Fall zu tun hat, sehe ich da kein Problem.«
    »Danke«, sagte Cynthia Bessant leise.
    Sie bestand darauf, sie zur Tür zu begleiten. Hynds fragte, ob sie allein zurechtkäme.
    »Machen Sie sich um mich keine Sorgen«, erwiderte sie und berührte dabei seinen Arm. Dann öffnete sie die Tür und schüttelte ihm die Hand. Siobhan überlegte, ob sie auch die Hand ausstrecken sollte, aber Bessant hatte sich bereits abgewandt. Davie Hynds schloss die Tür hinter sich.
    »Meinen Sie, sie kommt zurecht?«, fragte er, als sie durch das hallende Treppenhaus nach unten gingen. Die Wände waren aus blassgelb gestrichenen Backsteinen und die Stufen aus Metall, das leise bei jedem Schritt vibrierte. »Ganz schön unheimlich hier.«
    »Sie können ja später noch mal bei ihr vorbeischaun.« Siobhan legte eine Kunstpause ein. »Nach Dienstschluss.«
    »Das ist ja eine ganz neue Seite an Ihnen«, stellte Hynds

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