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Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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gebracht.«
    Das Wiesel zuckte nur mit den Achseln. »Wie Sie meinen.« Ein paar Augenblicke starrte sie auf ihre Getränke. Rebus dachte an seinen Bruder Michael, der ein kleiner Dealer gewesen, inzwischen aber, und das schon seit einer Weile, clean war. Das Wiesel brach als Erster das Schweigen. »Aly war ein echter Vollidiot. Das heißt aber nicht, dass ich nicht zu ihm stehe.« Er senkte den Kopf, drückte zwei Finger gegen seinen Nasenrücken. Rebus hörte ihn etwas murmeln, das wie »Herrgott« klang. Er erinnerte sich daran, wie er sich gefühlt hatte, als er seine Tochter Sammy im Krankenhaus liegen sah, an Maschinen angeschlossen, Arme und Beine gebrochen wie die einer kaputten Puppe.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er.
    Das Wiesel nickte, den Kopf noch immer gesenkt. Er war kahl, die Haut rosa und schuppig. Rebus fiel auf, dass seine Finger gekrümmt waren, fast so, als litte er an Arthritis. Er hatte seinen Campari kaum angerührt, Rebus hingegen trank gerade sein Glas leer.
    »Ich hol uns Nachschub«, sagte er.
    Das Wiesel schaute hoch, und da seine Augen gerötet waren, ähnelte er mehr denn je dem Tier, dem er seinen Spitznamen verdankte. »Ich bin mit Bezahlen dran«, erklärte er entschlossen.
    »Nicht nötig«, versicherte Rebus ihm.
    Doch das Wiesel schüttelte den Kopf. »Das ist nicht mein Stil, Rebus.« Er stand auf und ging mit durchgedrücktem Rücken zur Theke. Als er zurückkam, hatte er ein großes Glas Bier in der Hand, das er vor Rebus stellte.
    »Prost«, sagte Rebus.
    »Wohl bekomm’s.« Das Wiesel setzte sich wieder, nippte an seinem Drink. »Was, glauben Sie, wollen diese Freunde von Ihnen überhaupt von mir?«
    »Ich würde diese Kollegen nicht unbedingt meine Freunde nennen.«

    »Ich nehme an, der nächste Schritt ist ein Treffen zwischen Ihren Kollegen und mir.«
    Rebus nickte. »Sie sollen sie mit allen Informationen über Cafferty versorgen, die Sie beschaffen können.«
    »Warum? Was wird das denen nützen? Der Mann hat Krebs. Nur deshalb hat man ihn ja aus Bar-L rausgelassen.«
    »Cafferty kann nichts weiter vorweisen als ein paar Röntgenbilder, an denen garantiert jemand herummanipuliert hat. Kommt eine neue Anklage gegen ihn zustande, hat man eine Handhabe, ihn erneut untersuchen zu lassen. Und wenn das Ergebnis negativ ausfällt, wandert er wieder in den Knast.«
    »Und dann wird es in Edinburgh urplötzlich keine Verbrechen mehr geben? Keine Dealer mehr auf den Straßen, keinen Kreditwucher?« Das Wiesel lächelte matt. »Das müssten Sie doch besser wissen.«
    Rebus antwortete nicht, sondern widmete sich seinem Bier. Er wusste, dass das Wiesel Recht hatte. Er leckte sich erneut Schaum von den Lippen und fasste einen Beschluss. »Hören Sie«, sagte er. »Ich habe nachgedacht -« Das Wiesel wirkte plötzlich hellwach. »Die Sache ist die -« Rebus rutschte auf seinem Stuhl herum, als säße er unbequem. »Ich bin mir nicht sicher, ob Sie momentan überhaupt etwas tun müssen.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich meine, Sie sollten sich nicht gleich auf irgendetwas einlassen. Aly braucht einen Anwalt, und der Anwalt kann einige Fragen stellen.«
    Die Augen des Wiesels wurden größer. »Was für Fragen?«
    »Das Vorgehen der Drogenfahnder, die den Lkw durchsucht haben... das war womöglich nicht ganz vorschriftsmäßig. Sie haben die Angelegenheit den Leuten vom Zoll verheimlicht. Vielleicht ist ihnen ja ein Verfahrensfehler unterlaufen...« Rebus hob die Hände, als er sah, wie sich ein hoffnungsvoller Schimmer auf dem Gesicht des Wiesels ausbreitete. »Ich behaupte keineswegs, dass es so ist.«

    »Natürlich nicht.«
    »Ich kann nichts versprechen.«
    »Verstehe.« Das Wiesel rieb sich das Kinn, und seine Fingernägel kratzten über die Bartstoppel. »Wenn ich einen Anwalt engagiere, wie verhindere ich dann, dass Big Ger davon erfährt?«
    »Das kann man vorerst geheim halten. Die SDEA wird die Sache bestimmt nicht an die große Glocke hängen wollen.«
    Das Wiesel hatte sich etwas zu Rebus hinübergebeugt, so als planten sie eine Verschwörung. »Aber wenn Ihre Kollegen spitzkriegen, dass Sie etwas zu mir gesagt haben?«
    Rebus lehnte sich zurück. »Was genau habe ich denn gesagt?«
    Das Wiesel lächelte breit. »Nichts, Mr Rebus. Rein gar nichts.« Er streckte ihm eine Hand entgegen. Rebus nahm sie, spürte einen leichten Druck, als sie sich die Hände schüttelten. Sie sagten kein Wort, doch der Blick, den sie tauschten, reichte aus.
    Um mit Claverhouse’ Worten zu

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