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Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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und roch nach Schweiß.
    »Noch mehr dämliche Telefonate«, hörte er sich sagen, laut genug, dass es verstanden wurde. Templer sah hoch.
    »Möchten Sie etwas sagen, John?«
    »Nein, nein... nichts.«
    Sie richtete sich kerzengerade auf. »Also, wenn Sie etwas beitragen wollen - vielleicht eine Ihrer berühmten Schlussfolgerungen -, dann bin ich ganz Ohr.«
    »Bei allem Respekt, Madam, Sie sind nicht ganz Ohr - Sie reden bloß.« Atemlose Stille und Blicke, die auf ihn gerichtet waren. Rebus erhob sich langsam.
    »Wir kommen kein Stück voran.« Er sprach mit lauter Stimme. »Es gibt niemanden, mit dem wir noch sprechen könnten oder der uns was Lohnendes zu erzählen hätte!«
    Gill Templers Wangen färbten sich rot. Das Stück Papier, das sie in Händen hielt - die Aufgabenverteilung für diesen Tag -, hatte sie zu einer Röhre zusammengerollt, die ihre Finger jeden Moment zu zerknüllen drohten.
    »Ich bin mir sicher, dass wir von Ihnen alle noch etwas lernen können, DI Rebus.« Keine Rede mehr von »John«. Sie hob die Stimme. Ihr Blick wanderte durch den Raum: dreizehn Polizisten, nicht ganz die volle Mannschaftsstärke.Templer stand unter Druck, hauptsächlich finanzieller Natur. Jeder Ermittlung war ein Etikett mit einer Summe angeheftet, die
nicht überschritten werden durfte. Und dann waren da die Untergebenen, die krank waren, Ferien hatten oder zu spät kamen. »Möchten Sie vielleicht hier heraufkommen?«, fragte sie. »Damit wir alle das Vergnügen haben, von Ihnen zu erfahren, wie wir im Einzelnen vorgehen sollten.« Sie streckte den Arm aus, so als wollte sie ihn einem Publikum vorstellen. »Meine Damen und Herren...«
    Das war der Augenblick, in dem er den Becher warf. Er segelte träge in einem Bogen durch die Luft, drehte sich dabei mehrmals und verteilte kalten Tee. Templer duckte sich instinktiv, obwohl der Becher sowieso über ihren Kopf hinweggeflogen wäre. Er knallte dicht über dem Boden gegen die Wand, prallte ab, ohne jedoch zu zerbrechen. Schweigend standen alle auf, um ihre Kleidung auf Spritzer zu überprüfen.
    Rebus setzte sich hin und drückte mit einem Finger mehrmals gegen die Tischplatte, so als suche er nach der Rückspultaste seines Lebens.
     
    »DI Rebus?« Der Uniformierte sprach mit ihm.
    »Ja, Sir?«
    »Freut mich, dass Sie sich dazu durchgerungen haben, bei uns mitzumachen.« Rings um den Tisch lächelnde Gesichter. Wie viel hatte er verpasst? Er wagte es nicht, auf die Uhr zu schauen.
    »Tut mir wirklich Leid, Sir.«
    »Ich hatte Sie gefragt, ob Sie unsere Person aus der Bevölkerung sein wollen.« Er nickte dem am entgegengesetzten Ende des Tisches sitzenden Rebus zu. »DI Gray wird den Polizisten spielen. Und Sie, DI Rebus, kommen auf die Wache, um etwas zu melden, das sich als der entscheidende Hinweis in einem Kriminalfall erweisen könnte.« Der Dozent legte eine Pause ein. »Oder Sie könnten ein Spinner sein.« Einige Männer lachten. Francis Gray grinste Rebus an und nickte ihm aufmunternd zu.

    »Von mir aus kann’s losgehen, DI Gray.«
    Gray beugte sich über den Tisch nach vorn. »Also, Frau Bohnenstroh, Sie sagen, Sie haben in jener Nacht etwas gesehen?«
    Diesmal war das Lachen lauter. Der Dozent brachte die Männer mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Wir wollen doch bitte ernst bleiben.«
    Gray nickte und schaute wieder zu Rebus. »Sie haben wirklich etwas gesehen?«
    »Ja«, verkündete Rebus in bewusst rauem Tonfall. »Hab alles gesehen, Herr Wachtmeister.«
    »Obwohl Sie bekanntermaßen seit elf Jahren blind sind?«
    Lachsalven hallten durch den Raum. Der Dozent klopfte auf den Tisch, um die Männer zur Ordnung zu rufen. Gray lehnte sich zurück, stimmte in das Lachen mit ein und zwinkerte Rebus zu, dessen Schultern zuckten.
    Francis Gray wehrte sich standhaft gegen seine Errettung.
     
    »Ich hätte mich fast bepisst«, sagte Tam Barclay, als er das Tablett mit den Gläsern auf den Tisch stellte. Sie befanden sich in dem größeren der beiden Pubs in Kincardine. Der Lehrgang war für heute beendet. Die sechs bildeten einen engen Kreis. Rebus, Francis Gray, Jazz McCullough sowie Tam Barclay, Stu Sutherland und Allan Ward. Der vierunddreißigjährige Ward war der Jüngste der Gruppe und hatte den niedrigsten Dienstgrad. Er wirkte taff und verwöhnt. Vielleicht lag es daran, dass er im Südwesten arbeitete.
    Fünf Biere, ein Cola: McCullough würde anschließend nach Hause fahren, denn er wollte Frau und Kinder besuchen.
    »Ich tu, was ich kann, um

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