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Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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konnte.
    »Also, was meinen Sie, Sir? Könnte es lohnen, sich ein oder zwei Tage in Auld Reekie umzuhören? Die Entscheidung liegt bei Ihnen, nicht bei uns.« Er breitete achselzuckend die Arme aus.
    »Vielleicht ein, zwei halbe Tage«, stimmte Tennant schließlich zu. »Also, was haben wir denn noch für Anhaltspunkte?«
     
    Wie sich herausstellte, stießen sie tatsächlich noch auf einen weiteren Anhaltspunkt, ehe der Tag zu Ende war. Vorher standen jedoch noch ein paar Vorträge auf dem Stundenplan. Beim Mittagessen ging es in der Kantine sehr laut zu - alle waren wohl erleichtert, dass die hohen Tiere wieder verschwunden waren. Tennant wirkte etwas bedrückt, und Rebus fragte sich, ob er insgeheim doch gehofft hatte, die Herren würden sich seine »Show« ansehen. Rebus hegte schon länger den Verdacht, dass man Tennant eingeweiht
hatte. Es war doch bestimmt viel leichter, einen Nachzügler in den Lehrgang einzuschleusen, wenn einer der Dozenten Bescheid wusste. Und dann war da noch der hartnäckige Zweifel, ob es sich bei dem ungelösten Fall wirklich nur zufällig um einen handelte, mit dem Rebus zu tun gehabt hatte.
    Und auch Francis Gray.
    Gray als Maulwurf, von Strathern eingeschleust? Der Verdacht, dass man mit ihm ein doppeltes Spiel spielte, ging Rebus einfach nicht aus dem Kopf. Die Lasagne auf seinem Teller war schon völlig in sich zusammengefallen, ein gelbroter Haufen, umgeben von öliger, orangefarbener Sauce. Je länger er auf seinen Teller starrte, desto mehr schienen die Farben zu verschwimmen.
    »Hat es dir den Appetit verschlagen?«, fragte Allan Ward.
    »Willst du?«, bot Rebus seine Portion an. Aber Ward schüttelte den Kopf.
    »Wenn du mich fragst, das sieht aus wie eine Nachgeburt.«
    Allan grinste, als seine Worte die beabsichtigte Wirkung zeigten, und stopfte sich eine Gabel voll Schinken in den Mund.
    Gleich nach dem Mittagessen verzog sich ein Teil des Polizeinachwuchses auf den Fußballplatz. Andere unternahmen einen kleinen Spaziergang auf dem Gelände. The Wild Bunch jedoch saß oben in einem Vortrag über Ermittlungsmanagement und bekam gezeigt, wie ein Mordermittlungsbuch geführt wurde, denn das MEB sei, so die Worte ihres Dozenten, »die Bibel eines guten, effizienten Ermittlungsteams«. Darin sollte detailliert aufgelistet werden, welche Spuren man verfolgt, welche Methoden man angewandt hatte. Das MEB diente als Beleg dafür, dass die Ermittlungsbeamten ihr Möglichstes getan hatten.
    Für Rebus war das alles Papierkram.
    Es folgte ein Vortrag über forensische Entomologie, nach dessen Ende alle eilig den Seminarraum verließen.

    »Ich kriege sofort Schmetterlinge im Bauch, wenn ich nur daran denke«, sagte Tam Barclay in Anspielung auf einige der Dias, die man ihnen gezeigt hatte. Dann zwinkerte er und lächelte. Unten in der Lounge machten sie es sich auf den Sofas bequem, schlossen die Augen und rieben sich die Stirn. Rebus und Ward gingen eine Etage tiefer, um draußen eine zu rauchen.
    »So was macht einen ganz schön fertig«, meinte Ward und nickte dankend, als Rebus ihm ein Feuerzeug hinhielt.
    »Bringt einen jedenfalls zum Nachdenken«, stimmte Rebus zu. Sie hatten Nahaufnahmen von verwesten Leichen und den Käfern und Insekten gesehen, die auf ihnen gefunden worden waren, und erfahren, wie man dank der Maden den Todeszeitpunkt bestimmen konnte. Sie hatten aufgequollene Wasserleichen gesehen und menschliche Überreste, die geschmolzenem Himbeereis ähnelten.
    Rebus dachte an seine nicht gegessene Lasagne und sog den Rauch seiner Zigarette tief ein.
    »Das Problem ist doch, Allan, dass wir uns von allem möglichen Scheiß nerven lassen. Wir werden zynisch und manchmal sogar ein bisschen träge. Wir denken nur noch an den Chef, der uns ständig im Nacken sitzt, und an den Papierkram, mit dem wir uns herumschlagen müssen. Und dann vergessen wir, worum es bei unserem Job eigentlich geht.« Rebus blickte den jüngeren Mann an. »Oder was meinst du?«
    »Es ist nur ein Job, John. Ich bin zur Polizei gegangen, weil mich niemand sonst genommen hat.«
    »Das glaube ich dir nicht.«
    Ward überlegte, dann schnippte er die Asche von seiner Zigarette. »Na ja, vielleicht nicht. Aber manchmal kommt es mir so vor.«
    Rebus nickte. »Francis scheint dich ziemlich auf dem Kieker zu haben.«
    Ward hob ruckartig den Kopf, und Rebus fragte sich, ob
er das Thema vielleicht zu unvermittelt gewechselt hatte. Aber Ward grinste nur.
    »Weißt du, so was gleitet einfach an mir

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