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Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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kühl.
    »Mag sein. Immerhin hatte ich in den letzten zwanzig Jahren ziemlich viel Erfolg damit.«
    »Aber vielleicht nicht mehr lange.« Die unausgesprochene Drohung schwebte zwischen den beiden Männern in der Luft.
    »Ich fände es sinnvoll, wenigstens mal mit dem Mann zu reden«, sagte Rebus. »Schließlich ist das hier nicht bloß eine Trockenübung, sondern ein echter, konkreter Fall.«
    »Du warst aber nicht halb so scharf darauf, die Spur in Edinburgh zu verfolgen, John«, stellte Jazz McCullough fest und schob die Hände in die Taschen.
    »Jazz hat Recht«, meinte Gray und wandte sich Rebus zu. »Verschweigst du uns etwas, DI Rebus?«
    Rebus hätte Gray am liebsten am Kragen gepackt und gefaucht: Wie viel weißt du? Stattdessen steckte er sein Handy ein und stützte die Ellbogen auf die Knie. »Vielleicht hab ich einfach Lust auf einen Ausflug in den wilden Westen«, sagte er.

    »Wer sagt denn, dass ausgerechnet du hinfährst?« fragte Allan Ward.
    »Kann mir nicht vorstellen, dass wir uns alle gemeinsam mit Chib Kelly zusammensetzen«, bemerkte Stu Sutherland.
    »Ach? Das riecht dir wohl zu sehr nach Arbeit, Stu?«, spottete Ward.
    »So kommen wir nicht weiter«, meldete sich Tennant zu Wort. »Da DI Rebus sich plötzlich so vehement für vorschriftsmäßiges Vorgehen einsetzt, sollten wir als Erstes herausfinden, ob es sich wirklich um eine neue Information handelt. Und das bedeutet, noch einmal sämtliche Unterlagen durchzugehen, um festzustellen, ob irgendwo steht, dass Chib Kelly der Eigentümer von... Wie hieß der Pub überhaupt?«
    »›The Claymore‹«, antwortete Gray. »Ist aber vor einer Weile durchgestylt worden und heißt jetzt ›Dog and Bone‹.«
    »Gehört der Laden immer noch Kelly?«, fragte Rebus.
    Gray schüttelte den Kopf. »Irgend so einer britischen Kette: alles voller Bücherregale und Krimskrams. Man kommt sich vor wie in einem Trödelladen, nicht wie in einem Pub.«
    »Als Erstes«, sagte Tennant, »müssen wir uns wieder auf diese Akten stürzen und sehen, was dabei herauskommt.«
    »Ein bis zwei Stunden haben wir noch Zeit«, meinte Gray mit einem Blick auf seine Uhr.
    »Haben Sie heute Abend schon was vor, Gray?«, fragte Tennant.
    »John will uns doch das Nachtleben in Edinburgh zeigen.« Grays Hand legte sich schwer auf Rebus’ Schulter. »Mal was anderes als die Lounge hier, was, John?«
    Rebus schwieg, hörte auch nicht, wie die anderen »Prima«, »Gute Idee« und Ähnliches sagten. Er war in Gedanken zu sehr mit Francis Gray beschäftigt und mit der Frage, was zum Teufel er im Schilde führte.

9
    »Was zum Teufel führen Sie im Schilde?«
    Die in knurrendem Ton gestellte Frage drang durch die geschlossene Tür. Es folgte eine leise, unverständliche Antwort. Die Sekretärin blickte lächelnd zu Siobhan und Hynds auf. Sie hielt den Telefonhörer ans Ohr. Hinter der Tür klingelte es, und jemand nahm ruckartig ab.
    »Was ist?«
    Die Sekretärin zuckte regelrecht zusammen. »Zwei Polizisten möchten mit Ihnen sprechen. Die beiden hatten einen Termin vereinbart.« Ihr Ton klang entschuldigend, die Stimme etwas zittrig. Sie lauschte den Worten ihres Arbeitgebers, dann legte sie den Hörer auf. »Er ist gleich für Sie da. Wenn Sie bitte so lange Platz nehmen wollen.«
    »Macht bestimmt Spaß, für ihn zu arbeiten.«
    »Ja.« Die Sekretärin lächelte gezwungen. »Ja, tut es.«
    »Sekretärinnen werden doch immer gesucht. Kleiner Tipp: Schauen Sie mal in die Freitagsausgabe vom Scotsman rein.«
    Siobhan und Hynds nahmen auf zwei der drei nebeneinander stehenden Stühle Platz. Raum für einen Beistelltisch war in dem Vorzimmer nicht. Zwei Tische: den einen benutzte die Sekretärin, auf dem anderen lagen Berge von Papier. Bis vor kurzem hatte sich in den Räumen wahrscheinlich ein Laden befunden. Nebenan befanden sich eine Bäckerei und eine Schreibwarenhandlung. Die Fensterfront ging auf eine unauffällige Straße südwestlich der Innenstadt, am Rande von Tollcross, hinaus. Siobhan verband mit dieser Gegend keine guten Erinnerungen, denn sie hatte vor Jahren mit ihrem Wagen an der großen Kreuzung in Tollcross einen Unfall gebaut, weil die vielen Abzweigungsmöglichkeiten sie verwirrt hatten. Fünf Straßen stießen dort aufeinander. Sie besaß noch nicht lange ihren Führerschein, der Wagen war ein Geschenk ihrer Eltern...

    »Ich könnte hier nicht arbeiten«, erklärte Hynds gerade der Sekretärin. Er deutete in Richtung Straße. »Der Geruch der Bäckerei.« Dann klopfte

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