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Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Gericht keine Chance.«
    »Es gibt doch sicherlich Zeugen?«
    »Ich verweigere die Aussage, Euer Ehren. Wie war die Hochzeit?«
    »Ich hätte dich gern dabeigehabt. Sehen wir uns, wenn du das nächste Mal in der Stadt bist?«
    »Natürlich.«
    »Und wird das irgendwann in der näheren Zukunft sein?«
    »Schwer zu sagen, Jean...«
    »Na gut... pass auf dich auf.«

    »Mach ich das nicht immer?«, sagte er und beendete mit einem »Wiedersehn« das Gespräch, ehe sie antworten konnte.
     
    Als er zurückkam herrschte Aufregung in der Lounge. Archie Tennant stand mit verschränkten Armen, Kinn auf der Brust, da - offenbar tief in Gedanken versunken. Tam Barclay wedelte mit den Armen, als wollte er auf diese Weise seinem Standpunkt Gewicht verleihen. Stu Sutherland und Jazz McCullough versuchten beide, zu Wort zu kommen. Allan Ward schien ebenfalls später dazugestoßen zu sein, denn er erkundigte sich gerade, was los sei. Francis Gray hingegen war die Ruhe selbst. Er saß mit übereinandergeschlagenen Beinen auf dem Sofa und wippte mit einer polierten schwarzen Schuhspitze, so als gäbe er bei dieser Darbietung den Takt an.
    Rebus schwieg. Er drängte sich an Ward vorbei und setzte sich neben Gray. Ein Strahl der niedrig stehenden Sonne fiel durchs Fenster und warf ein riesiges Schattenbild der Gruppe an die gegenüberliegende Wand. Rebus fühlte sich nicht länger an ein Orchester erinnert, sondern eher an ein Marionettentheater.
    Bei dem nur ein einziger Mann die Fäden zog.
    Rebus schwieg immer noch. Er bemerkte das Handy, das in Grays Schoß lag, holte sein eigenes hervor und stellte fest, dass es schwerer und älter war. Wahrscheinlich völlig veraltet. Er hatte ein früheres Modell einmal wegen eines Defekts zum Händler gebracht, nur um zu erfahren, dass die Reparatur teurer sein würde als ein neues Gerät.
    Gray musterte seinerseits das Handy von Rebus. »Ich habe einen Anruf bekommen«, sagte er.
    Rebus warf einen Blick auf die lebhaft diskutierenden Kollegen. »Muss ja was Wichtiges gewesen sein.«
    Gray nickte. »Zu Hause in Glasgow sind mir ein paar Leute einen Gefallen schuldig, also hab ich die Nachricht
in Umlauf gebracht, dass wir uns für Rico Lomax interessieren.«
    »Und?«
    »Und eben hat mich jemand angerufen.«
    »He, he!«, rief Archie Tennant plötzlich und hob die Arme. »Beruhigen Sie sich.«
    Der Lärm verebbte. Tennant schaute sie alle der Reihe nach an, dann senkte er die Arme. »Gut, wir haben also neue Informationen erhalten.« Er unterbrach sich und richtete den Blick auf Gray. »Ist Ihr Informant eine sichere Quelle?«
    Gray zuckte die Achseln. »Er ist zuverlässig.«
    »Was für neue Informationen?«, fragte Ward. Barclay und Sutherland wollten schon zu einer Antwort ansetzen, aber Tennant forderte sie auf, die Klappe zu halten.
    »Gut, es hat sich also herausgestellt, dass der Pub, in dem Rico direkt vor seinem Tod gewesen ist, damals einem gewissen Chib Kelly gehörte, der, wie wir inzwischen wissen, bald darauf der Stecher von Ricos Witwe wurde.«
    »Wie bald?«
    »Ist das wichtig?«
    »Haben das die Kollegen damals gewusst?«
    Die Fragen kamen wie aus der Pistole geschossen, und Tennant musste erneut um Ruhe bitten. Er sah Gray an.
    »Also, Francis, haben die ermittelnden Beamten es seinerzeit gewusst?«
    »Keine Ahnung«, antwortete Gray.
    »Kann sich einer von Ihnen erinnern, in den Akten auf diesen Sachverhalt gestoßen zu sein?« Tennant schaute in die Runde, erntete aber nur Kopfschütteln. »Die wichtige Frage lautet jetzt: für den Fall relevant oder nicht?«
    »Gut möglich.«
    »Ganz bestimmt.«
    »Verbrechen aus Leidenschaft.«
    »Genau.«

    Tennant wurde wieder nachdenklich und ließ das Stimmengewirr an sich vorbeirauschen.
    »Vielleicht sollten wir mal mit Chib sprechen, Sir.« Tenannt sah den Mann an, von dem der Vorschlag kam: John Rebus.
    »Na klar«, meinte Ward. »Der Kerl wird sich garantiert selbst belasten.« Das spöttische Grinsen war wieder da.
    »Das wäre die korrekte Vorgehensweise«, sagte Rebus und wiederholte damit eine Formulierung, die ihnen bei dem MEB-Vortrag eingebläut worden war.
    »John hat Recht«, erklärte Gray, den Blick auf Tennant gerichtet. »Bei einer echten Ermittlung würden wir draußen herumlaufen, Fragen stellen und ein paar Leuten auf die Füße treten, statt hier herumzuhocken wie ein paar Schüler, die Nachsitzen müssen.«
    »Soweit ich weiß, ist das Auf-die-Füße-Treten gerade Ihr Problem, DI Gray«, sagte Tennant

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