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Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Neilson für Bilder malt?«, fragte Siobhan, um das Thema zu wechseln.
    Hynds zog vier Postkarten aus seiner Tasche. Es waren Bilder von Malcolm Neilson. Sie trugen Titel wie »Der erste Eindruck zählt am wenigsten« und »Da du es offenbar schon weißt«. Die Titel passten nicht zu den Bildern: Wiese und Himmel; ein Strand mit einer hohen Klippe; eine Moorlandschaft; ein Boot auf einem See.
    »Wie finden Sie die?«, fragte Hynds.
    »Ich weiß nicht. Irgendwie hatte ich mir seine Bilder anders vorgestellt.«
    »Abstrakt und aggressiv?«
    »Genau.«
    »Abstrakt und aggressiv wütend kommt nicht gut an«, erklärte Hynds. »Zumindest nicht bei den Leuten, die darüber entscheiden, welche Drucke und Postkarten vermarktet werden.«
    »Wie meinen Sie das?«
    Hynds wedelte mit den Postkarten vor ihrem Gesicht herum. »Mit so was wird das große Geld verdient. Postkarten, Poster, Geschenkpapier. Fragen Sie Jack Vettriano.«

    »Mach ich gern, wenn Sie mir sagen, wer das ist.« Sie überlegte: Hatte Dominic Mann ihn nicht erwähnt?
    »Ein Maler. Das tanzende Paar am Strand.«
    »Ja, das kenne ich.«
    »Klar, das kennt jeder. Er verdient wahrscheinlich mehr mit dem Verkauf von Postkarten als mit seinen Bildern.«
    »Soll das ein Witz sein?«
    Aber Hynds schüttelte den Kopf und steckte die Postkarten wieder ein. »Marketing ist in der Kunst das A und O. Ich habe mit einer Journalistin darüber gesprochen.«
    »Mit einer, die bei der Vernissage dabei war?«
    Hynds nickte. »Sie ist Kunstkritikerin beim Herald .«
    »Und ich war nicht eingeladen?« Er schaute sie an, und sie begriff: Der gleiche Grund wie bei ihr und Dominic Mann . »Okay«, lenkte sie ein, »geschieht mir recht. Erzählen Sie mir mehr übers Marketing.«
    »Man muss vor allem den Namen des Künstlers bekannt machen. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten. Zum Beispiel, indem der Künstler in die Schlagzeilen gerät.«
    »Wie diese Dingsbums mit ihrem ungemachten Bett?«
    Hynds nickte. »Oder man sorgt mit irgendeiner neuen Schule oder einem neuen Trend für Aufsehen.«
    »Wie die Neuen Schottischen Koloristen?«
    »Das Timing könnte kaum besser sein. Letztes Jahr gab es eine große Retrospektive der ursprünglichen Koloristen - Cadell, Peploe, Hunter und Fergusson.«
    »Haben Sie das alles von Ihrer Kunstkritikerin?«
    Er hielt einen Finger hoch. »Ein einziger Anruf.«
    »Wobei mir einfällt -« Siobhan kramte in ihrer Tasche nach ihrem Handy, tippte eine Nummer ein und wartete, dass jemand sich meldete. Hynds hatte die Postkarten wieder hervorgeholt und blätterte sie durch.
    »Befragt eigentlich auch jemand die Malerkonkurrenz?«, wollte Siobhan von ihm wissen.
    Hynds nickte. »Ich glaube, Silvers und Hawes kümmern
sich darum. Sie haben mit Hastie, Celine Blacker und Joe Drummond gesprochen.«
    »Hat dieser Hastie eigentlich einen Vornamen?«
    »Als Künstler nicht.«
    Am anderen Ende meldete sich niemand. Siobhan steckte das Handy weg. »Und ist bei den Befragungen etwas herausgekommen?«
    »Sie wurden streng nach Lehrbuch geführt.«
    »Das heißt?«
    »Dass die beiden keine Ahnung hatten, welche Fragen sie stellen sollten.«
    »Im Gegensatz zu Ihnen, wollen Sie damit sagen?«
    Hynds legte eine Hand auf Siobhans Wagen. »Ich hab einen Crashkurs in schottischer Kunst absolviert. Das wissen Sie genauso gut wie ich.«
    »Dann sprechen Sie doch mit DCS Templer; vielleicht erlaubt sie Ihnen, die Befragungen zu wiederholen.« Siobhan bemerkte, wie Hynds’ Hals sich leicht rötete. »Sie haben schon mit ihr gesprochen?«
    »Samstagnachmittag.«
    »Und was hat sie gesagt?«
    »Sie hat gemeint, ich hielte mich wohl für neunmalklug.«
    Siobhan unterdrückte ein Lächeln. »Sie werden sich schon an sie gewöhnen«, tröstete sie ihn.
    »Sie ist eine echte Beißzange.«
    Das Lächeln verschwand. »Sie macht nur ihre Arbeit.«
    Hynds schürzte die Lippen. »Ich hab ganz vergessen, dass sie Ihre Freundin ist.«
    »Sie ist meine Chefin, genauso wie Ihre.«
    »Soweit ich gehört habe, werden Sie von ihr kräftig protegiert.«
    »Ich habe keine Protektion nötig!« Siobhan holte tief Luft. »Mit wem haben Sie gesprochen? Derek Linford?«
    Hynds zuckte mit den Achseln. Das Problem war, dass es praktisch jeder gewesen sein konnte: Linford, Silvers, Grant
Hood. Siobhan drückte auf die Wahlwiederholungstaste ihres Handys.
    »DCS Templer muss streng mit Ihnen sein«, erklärte sie in bemüht sachlichem Ton. »Verstehen Sie das nicht? Das ist ihr Job. Würden Sie auch

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