Die Tore der Welt
der Nase herumführen!« »Ich bin die
Wahl meiner Brüder, Mylord. Die Einführung wird kommenden Sonntag sein, vor der
Hochzeit.« »Die Wahl der Mönche muss vom Bischof von Kingsbridge bestätigt
werden, und ich kann dir jetzt schon sagen, dass er sie nicht bestätigen wird.
Wählt noch einmal! Und diesmal bringt mir das Ergebnis, das ich haben will!«
»Wie Ihr wünscht, Graf Roland.« Godwyn ging zur Tür. Er hatte noch weitere Karten
im Ärmel, aber er würde sie nicht alle zugleich auf den Tisch legen.
Dann drehte er sich
noch einmal um und wandte sich an Richard.
»Mylord Bischof,
wenn Ihr mit mir darüber zu sprechen wünscht, findet Ihr mich im Haus des
Priors.« Er ging hinaus. »Du bist nicht der Prior!«, brüllte Roland ihm
hinterher, als er die Tür schloss.
Godwyn zitterte.
Roland war furchterregend, wenn er wütend war, und er war oft wütend. Aber
Godwyn hatte dem Ansturm standgehalten. Petronilla wäre stolz auf ihn gewesen.
Godwyn stieg mit
zitternden Knien die Treppe hinunter und ging zum Haus des Priors. Carlus war
bereits ausgezogen. Zum ersten Mal in fünfzehn Jahren würde Godwyn ein
Schlafgemach für sich allein haben. Seine Freude wurde jedoch ein wenig
getrübt, da er das Haus mit dem Bischof teilen musste, der traditionell hier
wohnte, wenn er zu Besuch war. Rechtlich gesehen war der Bischof von Amts wegen
der Abt von Kingsbridge, und obwohl seine Macht beschränkt war, so stand er im
Rang doch über dem Prior. Während des Tages war Richard nur selten im Haus,
doch abends kam er zurück, um im besten Zimmer zu schlafen.
Godwyn betrat die
Halle im Erdgeschoss, setzte sich auf den großen Stuhl und wartete. Es würde
nicht lange dauern, bis Bischof Richard erschien. Seine Ohren brannten sicher
schon vom Gebrüll seines
Vaters. Richard war ein reicher und mächtiger Mann, aber nicht so
furchterregend wie der Graf. Trotzdem musste man schon ein sehr kühner Mönch
sein, sich einem Bischof zu widersetzen.
Allerdings hatte
Godwyn einen Vorteil in diesem Streit: Er wusste etwas über Richard, das nicht
ans Licht kommen durfte, und das war eine genauso gute Waffe wie ein Dolch im
Ärmel.
Kurz darauf kam
Bischof Richard ins Zimmer gestürmt. Er zeigte ein Selbstvertrauen, von dem
Godwyn wusste, dass es nur gespielt war. »Ich habe einen Handel für dich
abgeschlossen«, sagte Richard ohne Umschweife. »Du kannst Subprior unter Murdo
werden. Du wirst die Tagesgeschäfte der Priorei leiten. Murdo will ohnehin kein
Verwalter sein; er will nur den Titel. Du wirst alle Macht haben, und mein
Vater wird zufrieden sein.«
»Lasst mich das
klarstellen«, sagte Godwyn. »Murdo willigt ein, mich zu seinem Stellvertreter
zu machen, und dann sagen wir den anderen Mönchen, dass er der Einzige ist, den
Ihr bestätigen werdet? Glaubt Ihr, das würden sie hinnehmen?«
»Ihnen bleibt keine
Wahl!«
»Ich habe einen
anderen Vorschlag. Sagt dem Grafen, die Mönche werden niemanden akzeptieren
außer mir — und dass ich noch vor der Hochzeit bestätigt werden müsse, da die
Mönche sonst nicht an den Feierlichkeiten teilnehmen werden. Die Nonnen übrigens
auch nicht.« Godwyn wusste nicht, ob die Mönche dabei mitmachen würden — ganz
zu schweigen von Mutter Cecilia und den Nonnen —, aber er war schon zu weit
gegangen, um jetzt noch vorsichtig zu sein.
»Das würden sie
nicht wagen!«
»Ich fürchte,
doch.«
Panik spiegelte
sich auf Richards Gesicht. »Mein Vater wird sich von niemandem zu etwas zwingen
lassen!«
Godwyn lachte. »Das
sehe ich auch so. Ich hoffe nur, dass er zur Vernunft kommt.«
»Er wird sagen,
dass die Hochzeit so oder so stattfinden muss.
Ich bin der
Bischof. Ich kann jeden verheiraten. Dafür brauche ich keine Mönche.«
»Natürlich. Aber
dann wird es eine Hochzeit ohne Gesang, ohne Kerzen, ohne Psalmen, ohne
Weihrauch — nur mit Euch und Erzdiakon Lloyd.«
»Sie werden
trotzdem verheiratet sein!« »Und was wird der Graf von Monmouth wohl davon
halten, wenn sein Sohn in einer solch armseligen Zeremonie in den Stand der Ehe
tritt?«
»Ja, ja, er wird
außer sich sein vor Wut! Aber er wird es akzeptieren. Die Allianz ist das
Entscheidende.«
Da hat er
wahrscheinlich recht, dachte Godwyn. Ihn fröstelte. Es war an der Zeit, den
verborgenen Dolch zu zücken.
»Ihr schuldet mir
einen Gefallen«, sagte er.
Zuerst tat Richard
so, als wüsste er gar nicht, wovon Godwyn sprach. »Ach ja?«
»Ich habe eine
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