Die Tore der Welt
vorher mit mir reden sollen.«
Godwyn hatte schon
befürchtet, dass sie so etwas sagen würde.
»Wie kannst du
sagen, ich sei das falsch angegangen?«, protestierte er.
»Du hättest mich
zuerst mit Anthony sprechen lassen sollen. Ich hätte ihn weich gemacht.«
»Er hätte immer
noch Nein sagen können.« »Und ehe du dich an Cecilia gewandt hast, hättest du
erst einmal herausfinden müssen, ob noch jemand sie um Unterstützung gebeten
hat. Dann hättest du Sauls Position untergraben können, bevor du mit ihr
sprichst.«
»Wie?«
»Er muss eine
Schwäche haben. Du hättest herausfinden können, welche, und dafür sorgen
müssen, dass sie davon erfährt. Dann, wenn sie entsprechend enttäuscht gewesen
wäre, hättest du zu ihr gehen sollen.«
Godwyn erkannte den
Sinn in ihren Worten. »So weit habe ich nie gedacht«, sagte er und senkte den
Kopf.
Mit mühsam
beherrschtem Zorn sagte Petronilla: »Du musst so etwas planen wie ein Graf eine
Schlacht.«
»Das verstehe ich
jetzt«, sagte Godwyn, ohne ihr in die Augen zu schauen. »Ich werde diesen
Fehler nicht noch einmal begehen.«
»Das hoffe ich.«
Er sah sie wieder
an. »Was soll ich jetzt tun?« »Ich bin noch nicht bereit aufzugeben.« Ein
vertrauter entschlossener Ausdruck trat in ihr Gesicht. »Ich werde dir das Geld
zukommen lassen«, sagte sie.
In Godwyn keimte
wieder Hoffnung auf, obwohl er sich nicht vorstellen konnte, wie seine Mutter
das bewerkstelligen wollte.
»Ich werde mein
Haus aufgeben und bei meinem Bruder Edmund einziehen.«
»Wird er dich denn
aufnehmen?« Edmund war ein großzügiger Mann, aber manchmal geriet er mit seiner
Schwester aneinander.
»Ich denke schon.
Er wird bald Witwer sein und eine Hausverwalterin brauchen — nicht dass Rose
diese Rolle je sonderlich gut ausgefüllt hätte.«
Godwyn schüttelte
den Kopf. »Du wirst immer noch Geld nötig haben.« »Für was denn? Edmund wird
mir ein Bett und Essen geben und für die kleinen Dinge zahlen, die ich brauche.
Als Gegenleistung werde ich seine Diener anleiten und seine Töchter erziehen.
Und du sollst das
Geld bekommen, das ich von deinem Vater geerbt habe.« Sie sprach entschlossen,
doch Godwyn sah die Bitterkeit um ihren verzogenen Mund. Er wusste, was für ein
Opfer das für sie war. Sie war stolz auf ihre Unabhängigkeit. Petronilla war
eine der bekanntesten Frauen der Stadt, die Tochter eines wohlhabenden Mannes
und die Schwester eines führenden Wollhändlers, und sie schätzte ihren Status.
Sie liebte es, die Mächtigen von Kingsbridge zu sich einzuladen, mit ihnen zu
speisen und ihnen den besten Wein zu servieren. Nun schlug sie vor, ins Haus
ihres Bruders zu ziehen und dort als arme Verwandte zu leben, die wie eine Dienerin
arbeitete und in allem von ihm abhängig war. Das wäre ein furchtbarer Abstieg.
»Dieses Opfer ist zu groß«, sagte Godwyn. »Das kannst du nicht tun.«
Petronillas Gesicht verhärtete sich, und sie schüttelte leicht die Schultern,
als bereite sie sich darauf vor, eine große Last auf sich zu nehmen. »O doch,
das kann ich«, erwiderte sie.
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KAPITEL 5
Gwenda gestand
ihrem Vater alles.
Sie hatte beim
Blute Jesu geschworen, das Geheimnis für sich zu behalten; also würde sie jetzt
in die Hölle fahren. Doch vor ihrem Vater hatte sie größere Angst als vor der
Hölle.
Er begann mit der
Frage, wo sie Skip her hatte, den neuen Welpen, und sie war gezwungen zu
erklären, wie Hop gestorben war, und am Ende kam die ganze Geschichte heraus.
Zu ihrer
Überraschung wurde sie nicht geschlagen. Tatsächlich schien Pa sogar zufrieden
zu sein. Er ließ sich von ihr zu der Waldlichtung führen, wo der Kampf
stattgefunden hatte. Es fiel Gwenda nicht leicht, den Ort wiederzufinden, doch
schließlich gelangte sie dorthin, und dann fanden sie auch die Leichen der
beiden Soldaten in den grün gelben Waffenröcken.
Zuerst öffnete Pa
ihre Börsen. Beide enthielten gut zwanzig, dreißig Pennys. Noch mehr freute er
sich jedoch über ihre Schwerter, die mehr als nur ein paar Pennys wert waren.
Dann begann er die Toten auszuziehen, was ihm mit einer Hand jedoch schwer
fiel, und so ließ er sich von Gwenda dabei helfen. Die leblosen Leiber waren
seltsam schwer und noch seltsamer zu berühren. Pa zwang Gwenda, den Männern
alles auszuziehen, was sie am Leib trugen, selbst ihre verdreckten Beinkleider
und die Unterwäsche.
Pa wickelte die
Waffen in die Kleider, sodass alles wie ein Bündel
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