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Die Tore der Welt

Titel: Die Tore der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Lumpen aussah. Dann
schleppten Gwenda und er die nackten Leichen wieder in den Busch.
    Pa war bester
Laune, als sie wieder nach Kingsbridge zurückgingen. Er führte Gwenda nach
Slaughterhouse Ditch, einer Straße nahe am Fluss, und dort gingen sie in eine
große, aber schmutzige Schänke mit Namen »The White Horse«. Er kaufte Gwenda
einen Becher Bier, während er selbst mit dem Wirt im hinteren Teil des Hauses
verschwand, einem Mann, den er als »Davey Boy« anredete.
    Es war das zweite
Mal am gleichen Tag, dass Gwenda Bier zu trinken bekam. Ein paar Minuten später
kehrte Pa ohne das Bündel wieder zurück.
    Zusammen gingen sie
zur Hauptstraße und fanden Ma, Philemon und den Säugling in Bells Gasthaus
neben dem Tor der Priorei. Pa zwinkerte Ma zu und gab ihr eine große Handvoll
Geld, das sie in den Decken des Babys verstecken sollte.
    Es war Mitte des
Nachmittags, und die meisten Festbesucher waren schon wieder in ihre Dörfer
gegangen, aber es war schon zu spät, um jetzt noch nach Wigleigh aufzubrechen;
deshalb wollte die Familie die Nacht im Gasthaus verbringen. Wie Pa immer
wieder sagte, konnten sie sich das jetzt leisten, obwohl Ma nervös bemerkte:
»Lass die Leute ja nicht wissen, dass du Geld hast!«
    Gwenda war müde.
Sie war früh aufgestanden und viel gelaufen.
    Sie legte sich auf
eine Bank und schlief rasch ein.
    Gwenda wurde wieder
geweckt, als mit lautem Knall die Tür aufflog. Sie schaute erschrocken auf und
sah zwei Soldaten hereinkommen. Zuerst glaubte sie, es seien die Geister der
beiden Männer, die im Wald getötet worden waren, und der Schreck war groß.
    Dann erkannte sie,
dass es sich um zwei andere Männer in den gleichen Farben handelte, Gelb auf
der einen, Grün auf der anderen Seite. Der Jüngere der beiden trug ein vertraut
aussehendes Lumpenbündel.
    Der ältere sprach
Pa direkt an. »Du bist Joby aus Wigleigh, stimmt‘s?« Gwenda bekam sofort wieder
Angst. Eine ernst zu nehmende Drohung lag in der Stimme des Mannes. Er stellte
sich nicht entschlossen in Positur; dennoch vermittelte er den Eindruck, dass
er sich nicht einfach abwimmeln lassen würde.
    »Nein«, log Pa
instinktiv. »Da seid ihr hier falsch.« Die Soldaten ignorierten seine Worte.
Der zweite Mann legte das Bündel auf den Tisch und packte es aus. Es bestand
aus gelb-grünen Waffenröcken, die um zwei Schwerter und zwei Dolche gewickelt
waren. Er schaute Pa an und fragte: »Wo sind die her?« »Ich habe sie noch nie
zuvor gesehen. Das schwöre ich beim Kreuz unseres Herrn.« Es war dumm von ihm,
das zu leugnen, dachte Gwenda ängstlich. Sie würden die Wahrheit genauso leicht
aus ihm heraus bekommen, wie er sie aus ihr herausbekommen hatte.
    Der ältere Soldat
sagte: »Davey, der Wirt vom White Horse, sagt, er hätte die Sachen von Joby aus
Wigleigh gekauft.« Seine Stimme wurde drohend und hart, und die paar anderen
Gäste im Raum standen allesamt auf und verschwanden nach draußen, bis nur noch
Gwendas Familie in der Schankstube war.
    »Joby ist vor einer
Weile gegangen«, sagte Pa verzweifelt.
    Der Mann nickte.
»Mit seinem Weib, zwei Kindern und einem Baby.« »Ja.«
    Der Mann bewegte
sich plötzlich mit unglaublicher Schnelligkeit.
    Er packte Pa mit
starker Hand am Hemd und stieß ihn gegen die Wand. Mama schrie auf, und der
Kleine begann zu weinen. Gwenda sah, dass der Mann einen Polsterhandschuh mit
Kettengewebe trug.
    Er zog den Arm
zurück und schlug Pa in den Bauch.
    Ma schrie: »Hilfe!
Mörder!« Nun begann auch Philemon zu weinen.
    Pas Gesicht wurde
weiß vor Schmerz, und er erschlaffte, doch der Mann hielt ihn an der Wand fest,
sodass er nicht hinfallen konnte. Dann schlug er erneut zu, diesmal ins
Gesicht. Blut spritzte aus Pas Nase und Mund.
    Gwenda wollte auch
schreien, und ihr Mund war weit geöffnet, doch kein Ton wollte aus ihrer Kehle
kommen. Sie hielt ihren Vater für allmächtig — obwohl er oft gerissen den
Schwachen oder Feigen mimte, um Mitleid zu erheischen oder Zorn von sich
abzuwenden.
    Es erschreckte sie,
ihn so hilflos zu sehen.
    Der Wirt erschien
in der Tür, die zum hinteren Teil des Hauses führte. Er war ein großer Mann in
den Dreißigern. Ein fülliges Mädchen spähte hinter ihm hervor. »Was ist hier
los?«, verlangte er in gebieterischem Ton zu wissen.
    Der Soldat schaute
ihn nicht an. »Halt dich da raus«, sagte er und schlug Pa wieder in den Bauch.
    Pa erbrach Blut.
    »Hört auf damit!«,
forderte der Wirt.
    Der

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