Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Tore der Welt

Titel: Die Tore der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
war
misstrauisch. Sie sagte zu Anthony: »Wisst Ihr mehr über diesen Mann, als Ihr
mir sagt?«
    »Ich sehe keinen
Grund, ihn abzuweisen.« »Was lässt Euch glauben, dass er wahrhaft bereut?« Alle
schauten zu Thomas. Er hatte die Augen geschlossen.
    Anthony sagte: »Er
wird seine Ernsthaftigkeit während des Noviziats beweisen müssen — wie alle
anderen auch.«
    Mutter Cecilia war
sichtlich unzufrieden, denn dieses eine Mal bat Anthony sie nicht um Geld, und
so konnte sie auch nichts tun.
    »Wir sollten uns
jetzt besser um die Wunde kümmern«, sagte sie.
    Saul sagte: »Er hat
sich Bruder Josephs Behandlung verweigert.
    Deshalb mussten wir
ja auch den Vater Prior holen.«
    Anthony beugte sich
über den Verwundeten. Mit lauter Stimme, als spräche er mit einem Tauben, sagte
er: »Ihr müsst die Behandlung annehmen, die Bruder Joseph Euch verschrieben
hat! Er weiß es am besten!«
    Thomas schien das
Bewusstsein verloren zu haben.
    Anthony wandte sich
an Joseph. »Er erhebt keine Einwände mehr.« Matthew Barber sagte: »Er könnte
seinen Arm verlieren!«
    »Ihr solltet jetzt
gehen«, sagte Anthony zu ihm. Wütend stapfte Matthew hinaus.
    Anthony sagte zu
Richard: »Vielleicht mögt Ihr ja auf einen Becher Apfelmost ins Haus des Priors
kommen.« »Danke.«
    Als sie gingen,
sagte Anthony zu Godwyn: »Bleib hier und hilf der Mutter Priorin. Komm dann vor
der Vesper zu mir und berichte, wie es dem Ritter geht.«
    Normalerweise
sorgte Prior Anthony sich nicht um die Gesundheit Einzelner. An diesem hier
hegte er jedoch offenbar ein besonderes Interesse.
    Godwyn beobachtete,
wie Bruder Joseph die Salbe auf den Arm des nun bewusstlosen Ritters auftrug.
Er glaubte, sich mit der richtigen Antwort vermutlich schon Mutter Cecilias
finanzielle Unterstützung gesichert zu haben; aber er wollte ihre ausdrückliche
Zustimmung. Als Bruder Joseph fertig war und Cecilia Thomas‘ Stirn mit Rosenwasser
wusch, sagte er: »Ich hoffe, Ihr werdet meine Bitte mit Wohlwollen betrachten.«
    Sie schaute ihn
scharf an. »Ich kann Euch genauso gut jetzt schon sagen, dass ich beschlossen
habe, Saul das Geld zu geben.«
    Godwyn war
entsetzt. »Aber ich habe die richtige Antwort gegeben!« »Ach ja?«
    »Ihr habt doch
sicherlich nicht dem Barbier zugestimmt, oder?«
    Sie hob die
Augenbrauen. »Ich werde mich nicht von Euch ins Verhör nehmen lassen, Bruder
Godwyn.«
    »Tut mir leid«,
sagte Godwyn rasch. »Ich verstehe es nur nicht.« »Ich weiß.«
    Wenn sie in Rätseln
sprechen wollte, war es sinnlos, mit ihr zu reden. Godwyn wandte sich ab. Er
zitterte vor Wut und Enttäuschung. Sie gab das Geld Saul! Lag das daran, weil
er mit dem Grafen verwandt war? Godwyn glaubte nicht; dafür war ihr Geist zu
unabhängig. Es war Sauls theatralische Frömmigkeit, die die Waagschale zu
seinen Gunsten geneigt hatte, entschied er. Aber Saul würde nie das Oberhaupt
von irgendetwas sein. Was für eine Verschwendung! Godwyn fragte sich, wie er
seiner Mutter diese Neuigkeit beibringen sollte. Sie würde außer sich sein …
Aber wem würde sie die Schuld geben? Anthony? Godwyn? Ihn beschlich ein vertrautes
Gefühl der Angst, als er sich den Zorn seiner Mutter vorstellte.
    Noch während er an
sie dachte, sah er sie durch die Tür am anderen Ende das Hospital betreten,
eine große Frau mit üppiger Brust. Sie schaute zu ihm und wartete an der Tür,
dass er zu ihr kommen würde. Langsam ging er hinüber und suchte nach den geeigneten
Worten, um es ihr beizubringen.
    »Deine Tante Rose
wird den Tag nicht überleben«, sagte Petronilla, kaum dass er nahe genug war.
    »Möge Gott sich
ihrer Seele erbarmen. Mutter Cecilia hat es mir bereits erzählt.«
    »Du siehst
schockiert aus — aber du weißt, wie krank sie ist.«
    »Das ist nicht
wegen Tante Rose. Ich habe schlechte Neuigkeiten.« Er schluckte. »Ich kann
nicht nach Oxford gehen. Onkel Anthony will nicht dafür bezahlen, und Mutter
Cecilia hat mich ebenfalls abgewiesen.« Zu seiner großen Erleichterung
explodierte Petronilla nicht sofort. Allerdings kniff sie die Lippen zu einem
schmalen Strich zusammen. »Aber warum?«, fragte sie.
    »Er hat das Geld
nicht, und sie schickt Saul.« »Saul Whitehead?
    Der wird doch nie
etwas erreichen.« »Nun, zumindest wird er studieren.«
    Petronilla schaute
ihrem Sohn in die Augen, und er schrumpfte förmlich in sich zusammen. »Ich
denke, dass du die Sache falsch angegangen bist«, erklärte sie. »Du hättest

Weitere Kostenlose Bücher