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Die Tore der Welt

Titel: Die Tore der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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schließlich verbinden.« Er war ganz und gar nicht so ehrerbietig, wie er
aussah.
    Mutter Cecilia
mischte sich ein. »Ich frage mich, ob unsere beiden jungen Mönche vielleicht
eine Meinung zu dem Thema haben«, sagte sie.
    Anthony schaute
ungeduldig drein, doch Godwyn erkannte, was Mutter Cecilia im Schilde führte.
Das war eine Prüfung. Vielleicht war Saul in der Tat der Rivale um ihr Geld.
    Die Antwort war
leicht, und so ergriff Godwyn als Erster das Wort. »Bruder Joseph hat die alten
Meister studiert«, sagte er. »Er muss es am besten wissen. Ich nehme an, dass
Matthew noch nicht einmal lesen kann.«
    »Doch, das kann
ich, Bruder Godwyn«, protestierte Matthew. »Und ich habe ein Buch.«
    Anthony lachte. Die
Vorstellung eines Barbiers mit einem Buch war einfach nur lächerlich, wie ein
Pferd mit Hut. »Was für ein Buch?«
    »Den Kanon von
Avicenna, dem großen islamischen Arzt. Übersetzt aus dem Arabischen ins
Lateinische, ich habe es alles gelesen, mit Bedacht.«
    »Und Eure
Heilmethode wird von Avicenna vorgeschlagen?« »Nein, aber … « »Nun, denn.«
    Matthew ließ nicht
locker. »Aber ich habe auf meinen Reisen mit dem Heer und den Verwundeten weit
mehr gelernt, als ich je aus einem Buch hätte lernen können.«
    Mutter Cecilia
fragte: »Saul, wie lautet Eure Meinung?« Godwyn rechnete damit, dass Saul die
gleiche Antwort geben und es somit unentschieden stehen würde. Aber obwohl er
nervös und schüchtern aussah, widersprach Saul Godwyn. »Der Barbier könnte
recht haben«, sagte er. Godwyn war hocherfreut. Saul argumentierte für die
falsche Seite. »Die Behandlung, die Bruder Joseph vorgeschlagen hat, ist
vermutlich besser für Wunden von stumpfen Gegenständen wie Hämmern geeignet,
Wunden, wie man sie auf Baustellen findet, wo Haut und Fleisch um die Wunde
herum beschädigt sind. In solch einem Fall könnte man die üblen Säfte im Leib
versiegeln, wenn man die Wunde zu früh schließt. Das hier ist jedoch ein
sauberer Schnitt, und je schneller man ihn schließt, desto rascher wird er
heilen.« »Unsinn«, sagte Prior Anthony. »Wie könnte ein Barbier recht haben und
ein gebildeter Mönch irren?« Godwyn unterdrückte ein triumphierendes Grinsen.
    Die Tür flog auf,
und ein junger Mann in Priestergewändern stürzte herein. Godwyn erkannte
Richard von Shiring, den jüngeren der beiden Söhne von Graf Roland. Sein Nicken
in Richtung Prior und Priorin war so flüchtig, dass man es schon unhöflich
hätte nennen können. Er ging direkt zum Lager und sprach zu dem Ritter.
    »Was ist
geschehen?«, fragte er.
    Thomas hob die
schwache Hand und winkte Richard näher zu sich heran. Der junge Priester beugte
sich über den Verwundeten. Thomas flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    Vater Richard wich
schockiert zurück. »Mit allem Nachdruck: nein!«, sagte er.
    Thomas winkte ihn
wieder heran, und das Ganze wiederholte sich: ein Flüstern, eine weitere
wütende Reaktion. Diesmal fragte Richard: »Aber warum?«
    Thomas antwortete
nicht darauf.
    Richard sagte: »Ihr
bittet mich um etwas, das ich Euch nicht geben kann. Das steht nicht in meiner
Macht.« Thomas nickte, als wolle er sagen: Doch, tut es! »Ihr lasst uns keine
Wahl.« Thomas schüttelte schwach den Kopf.
    Richard wandte sich
an Prior Anthony. »Sir Thomas wünscht, hier in der Priorei Mönch zu werden.«
    Es folgte ein
Augenblick überraschten Schweigens. Mutter Cecilia fasste sich als Erste
wieder. »Aber er ist ein Mann des Schwertes!«
    »Kommt schon, das
wäre nicht das erste Mal«, sagte Richard ungeduldig. »Manchmal beschließt ein
Kämpfer, den Krieg aufzugeben und Buße für seine Sünden zu tun.«
    »In hohem Alter
vielleicht«, entgegnete Cecilia. »Dieser Mann ist noch nicht einmal
fünfundzwanzig! Er flieht vor irgendeiner Gefahr.« Sie schaute Richard scharf
an. »Wer bedroht sein Leben?«
    »Haltet Eure
Neugier im Zaum«, erwiderte Richard rüde. »Er will Mönch werden, nicht Nonne;
also braucht es Euch nicht weiter zu kümmern.« Das war eine erschreckende Art,
mit einer Priorin zu reden, doch der Sohn eines Grafen kam mit solch einer
Grobheit durch. Richard wandte sich an Anthony. »Ihr müsst ihn aufnehmen.«
    Anthony sagte: »Die
Priorei ist zu arm, um noch mehr Mönche aufzunehmen … es sei denn, ein
Geschenk würde die Kosten … «
    »Betrachtet es als
gewährt.«
    »Es sollte den
Bedürfnissen … «
    »Ich sagte:
Betrachtet es als gewährt!« »Also gut.«
    Cecilia

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