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Die Tore der Welt

Titel: Die Tore der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Soldat sagte:
»Für wen hältst du dich eigentlich?« »Ich bin Paul Bell, und das hier ist mein
Haus.« »Nun denn, Paul Bell, wenn du weißt, was gut für dich ist, kümmerst du
dich um deine eigenen Angelegenheiten.« »Ihr glaubt wohl, ihr könnt tun und
lassen, was ihr wollt, wenn ihr diese Farben tragt.« Die Verachtung in Pauls
Stimme war nicht zu überhören.
    »In der Tat.«
    »Wessen Livree ist
das überhaupt?«
    »Die der Königin.«
    Paul sprach über
seine Schulter. »Bessie, lauf, und hol John Constable. Wenn ein Mann in meiner
Schänke umgebracht werden soll, dann möchte ich, dass der Büttel das bezeugt.«
Das kleine Mädchen verschwand.
    »Es wird hier
niemand umgebracht«, sagte der Soldat. »Joby hat seine Meinung geändert. Er hat
beschlossen, mich zu der Stelle zu führen, wo er die beiden Leichen gefleddert
hat … Stimmt‘s, Joby?«
    Pa konnte nicht
sprechen, aber er nickte. Der Mann ließ ihn los, und er fiel hustend und
würgend auf die Knie.
    Der Mann schaute
zum Rest der Familie. »Und das Kind, das den Kampf beobachtet hat… ?«
    Gwenda schrie:
»Nein!«
    Der Soldat nickte
zufrieden. »Das Mädchen mit dem Rattengesicht offensichtlich.«
    Gwenda lief zu
ihrer Mutter. Ma sagte: »Heilige Muttergottes Maria, rette mein Kind!«
    Der Mann packte
Gwenda am Arm und riss sie grob von ihrer Mutter weg. Sie schrie. Barsch sagte
er: »Hör mit der Schreierei auf, sonst wird es dir genauso ergehen wie deinem
elenden Vater.«
    Gwenda biss die
Zähne zusammen.
    »Steh auf, Joby.«
Der Mann riss Pa in die Höhe. »Reiß dich zusammen. Wir machen jetzt einen
kleinen Ausflug.«
    Der zweite Mann
nahm Kleider und Waffen wieder an sich.
    Als sie das
Wirtshaus verließen, rief Ma verzweifelt: »Tut alles, was sie von euch
verlangen!«
    Die Männer hatten
Pferde. Gwenda ritt vor dem älteren Mann, und Pa saß in der gleichen Position
auf dem anderen Pferd. Pa stöhnte hilflos, und so musste Gwenda sie führen.
Nachdem sie den Weg nun schon zweimal gegangen war, hatte sie ihn sich gemerkt.
    Zu Pferd kamen sie
rasch voran; trotzdem dunkelte es bereits, als sie die Lichtung erreichten.
    Der jüngere Mann
hielt Gwenda und Pa fest, während der Anführer die Leichen seiner Kameraden aus
dem Busch hervor zog.
    »Dieser Thomas muss
ein selten guter Kämpfer sein, dass er Harry und Alfred beide getötet hat«,
sinnierte der ältere und schaute sich die Leichen an. Gwenda erkannte, dass
diese Männer nichts von den anderen Kindern wussten. Sie hätte gestanden, dass
sie nicht allein gewesen war und dass Ralph einen der beiden getötet hatte,
doch sie hatte viel zu viel Angst, um zu sprechen. »Er hat Alfred fast den Kopf
abgeschnitten«, fuhr der Mann fort. Er drehte sich um und schaute Gwenda an.
»Hat irgendwer etwas von einem Brief gesagt?«
    »Ich weiß nicht«,
antwortete Gwenda, nachdem sie ihre Stimme wiedergefunden hatte. »Ich habe die
Augen zugemacht, weil ich solche Angst hatte, und ich habe nichts gehört! Das
ist die Wahrheit! Ich würde es Euch sagen, wenn ich es wüsste!«
    »Wenn sie ihm den
Brief abgenommen hätten, hätte er ihn sich ohnehin wieder geholt, nachdem er
sie getötet hat«, sagte der Mann zu seinem Kameraden. Er betrachtete die Bäume
um die Lichtung, als würde der Brief irgendwo im vertrocknenden Laub hängen.
»Vermutlich hat er ihn jetzt bei sich, in der Priorei, wo wir nicht an ihn
herankommen, ohne die Heiligkeit des Klosters zu verletzen.«
    Der zweite Mann
sagte: »Wenigstens können wir berichten, was geschehen ist, und den Toten ein
anständiges, christliches Begräbnis geben.«
    Plötzlich kam es zu
Aufruhr. Pa entwand sich dem Griff des zweiten Mannes und rannte über die
Lichtung. Der Soldat schickte sich an, ihm zu folgen, wurde von dem Älteren
aber zurückgehalten.
    »Lass ihn laufen.
Was hat es jetzt noch für einen Sinn, ihn zu töten?«
    Gwenda begann leise
zu weinen.
    »Was ist mit diesem
Kind?«, fragte der jüngere Mann.
    Sie würden sie
umbringen, dessen war Gwenda sicher. Durch ihre Tränen hindurch konnte sie
nichts sehen, und sie schluchzte zu sehr, als dass sie um ihr Leben hätte
flehen können. Sie würde sterben und in die Hölle kommen. Sie wartete auf das
Ende.
    »Lass sie gehen«,
sagte der ältere Mann. »Ich bin nicht geboren worden, um kleine Mädchen zu
erschlagen.«
    Der jüngere Mann
ließ sie los und stieß sie weg. Gwenda stolperte und fiel auf den Boden. Sie
stand auf, wischte

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