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Die Tore der Welt

Titel: Die Tore der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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jetzt tun?«
    Jonno grinste
triumphierend. »Dich nach Wigleigh zurückbringen.« »Das möchte ich sehen.«
    Eine Gruppe von
Bauern, die meisten Frauen, tauchte am Westrand des Dorfes auf und blieb
stehen, um sich die Konfrontation anzusehen.
    Jonno griff in die
Satteltasche seines Ponys und zog eine Schelle aus Metall hervor, an der eine
Kette baumelte. »Ich lege dir ein Fußeisen an«, sagte er. »Wenn du auch nur
einen Funken Verstand im Kopf hast, wehrst du dich nicht.«
    Gwenda war von
Jonnos Mut überrascht. Glaubte er wirklich, er könnte Sam ganz allein
festnehmen? Er war ein kräftiger Junge, aber nicht so groß wie Sam. Hoffte er
auf die Hilfe der Dörfler? Zwar hatte er das Gesetz auf seiner Seite, aber nur
wenige Bauern fanden seine Sache gerecht. Typisch junger Mann, dachte sie. Er
besitzt kein Gefühl für seine Grenzen.
    Sam sagte: »Schon

als wir noch klein waren, habe ich Hackfleisch aus dir gemacht, und heute tue
ich das wieder.«
    Gwenda wollte
nicht, dass sie kämpften. Egal wer gewann, in den Augen des Gesetzes hätte Sam
unrecht. Sie sagte: »Es ist sowieso zu spät, um heute noch irgendwohin zu
kommen. Warum reden wir nicht morgen früh weiter?«
    Jonno lachte
verächtlich. »Damit Sam vor Morgengrauen entschlüpfen kann, wie Ihr Euch aus
Wigleigh hinausgeschlichen habt? Wohl kaum. Er schläft heute Nacht in Ketten.«
    Die Männer, an
deren Seite Sam gearbeitet hatte, kamen herbei und blieben stehen, um
zuzusehen, was vor sich ging. Jonno sagte: »Alle gesetzestreuen Männer sind
verpflichtet, mir zu helfen, diesen Landflüchtigen zu verhaften, und wer mich
daran hindern will, wird vom Gesetz bestraft.«
    »Verlass dich auf mich«,
rief der Einäugige. »Ich halte dein Pferd.« Die anderen lachten leise. Jonno
traf auf wenig Sympathie. Andererseits erhob kein Dörfler das Wort zu Sams
Verteidigung.
    Jonno handelte
unvermittelt. Das Fußeisen in beiden Händen, trat er auf Sam zu und bückte
sich, um es mit einer überraschenden Bewegung zuschnappen zu lassen.
    Bei einem älteren
Mann, der sich langsamer bewegte, hätte er vielleicht Erfolg gehabt, aber Sam
reagierte blitzschnell. Er machte einen Schritt zurück und trat aus. Ein
schlammiger Stiefel landete auf Jonnos ausgestrecktem Arm.
    Jonno grunzte vor
Schmerz und Wut. Er richtete sich auf, zog den rechten Arm zurück und schwang
die Fußschelle, um sie Sam über den Schädel zu ziehen. Gwenda hörte einen
Angstschrei und bemerkte erst dann, dass er von ihr kam. Sam wich noch einen
Schritt zurück außer Reichweite.
    Als Jonno sah, dass
sein Hieb Sam verfehlen würde, ließ er das Fußeisen im letzten Augenblick los.
    Es sauste durch die
Luft. Sam zuckte zurück, wandte sich ab, duckte sich, aber er konnte dem Eisen
nicht ausweichen. Die Schelle traf ihn am Ohr, die Kette peitschte ihm durchs
Gesicht. Gwenda schrie auf, als wäre sie verletzt worden. Die Zuschauer
keuchten.
    Sam taumelte, und
das Fußeisen klirrte zu Boden. Einen Augenblick lang erstarrte alles. Sam rann
das Blut aus Ohr und Nase. Gwenda machte einen Schritt auf ihn zu und breitete
die Arme aus.
    Dann erholte sich
Sam von dem Schock.
    Er wandte sich
Jonno wieder zu und schwang mit einer geradezu anmutigen Bewegung den schweren
Holzspaten. Jonno hatte nach dem Wurf noch nicht das Gleichgewicht
wiedererlangt und konnte nicht ausweichen. Mit der Kante traf ihn der Spaten
seitlich gegen den Kopf. Sam war kräftig, und das Knirschen von Holz auf
Knochen schallte über die Dorfstraße.
    Jonno taumelte
noch, als Sam erneut zuschlug. Diesmal kam das Spatenblatt direkt von oben. Von
Sam mit beiden Armen geschwungen, prallte es mit unglaublicher Gewalt auf
Jonnos Schädel. Diesmal schallte der Treffer nicht, sondern klang eher wie ein
dumpfer Schlag, und Gwenda bekam es mit der Angst, dass ihr Sohn Jonno den
Schädel gebrochen haben könnte.
    Als Jonno in die
Knie sank, schlug ihn Sam zum dritten Mal, und ein mit aller Kraft geführter
Hieb mit dem Eichenholzblatt traf das Opfer auf die Stirn. Ein eisernes Schwert
hätte kaum größeren Schaden anrichten können, dachte Gwenda verzweifelt. Sie
trat vor, um Sam Einhalt zu gebieten, doch die Dörfler waren einen Augenblick
früher auf die gleiche Idee gekommen und erreichten ihn vor ihr. Sie zerrten
Sam weg. Jeden seiner Arme mussten zwei von ihnen festhalten.
    Jonno lag am Boden.
Eine Lache von Blut breitete sich um seinen Kopf aus. Gwenda wurde bei dem
Anblick übel, und

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