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Die Tore der Welt

Titel: Die Tore der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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wollte Junker werden und mein Leben im Kampf für den
König verbringen. Mir brach das Herz, als sie mich bei einem Zimmermann in die
Lehre gaben. In meinem Fall also erwies sich am Ende als gut, was meine Eltern
für mich entschieden.«
    Davey zeigte sich
über diese Anekdote wenig erfreut.
    Am Nachmittag wurde
der Zugang zur inneren Brücke am Ende der Insel geschlossen, und man öffnete
die Stadttore. Lastenträger kamen hervor, schafften alles fort und brachten die
Vorräte an ihre Bestimmungsorte in der Stadt.
    Von Madge kam keine
Nachricht bezüglich des Färbemittels.
    Merthin erhielt an
diesem Tag noch einen zweiten Besucher. Als der Nachmittag sich dem Abend
zuneigte und der Abtransport zu Ende ging, traf Kanonikus Claude ein.
    Claudes Freund und
Gönner, Bischof Henri, war mittlerweile zum Erzbischof von Monmouth geweiht
worden. Seinen Nachfolger als Bischof von Kingsbridge hatte man jedoch noch
nicht ernannt. Claude wünschte sich die Stellung sehr und war in London
gewesen, um mit Sir Gregory Longfellow zu sprechen. Nun befand er sich auf dem
Rückweg nach Monmouth, wo er im Moment noch als Henris Stellvertreter
fungierte.
    »Der König hat
Philemons Stellungnahme zur Besteuerung des Klerus mit Wohlwollen zur Kenntnis
genommen«, sagte er über kalter Kaninchenpastete und einem Kelch mit Merthins
bestem Gascogner. »Und der hohen Geistlichkeit gefiel seine Predigt gegen die
Leichenöffnung und sein Plan, eine Marienkapelle zu errichten. Andererseits mag
Sir Gregory den guten Prior gar nicht — er sagt, man könne ihm nicht trauen. Im
Augenblick hat der König eine Entscheidung mit der Begründung vertagt, dass die
Mönche von Kingsbridge nicht abstimmen könnten, solange sie in
St.-John-in-the-Forest im Exil seien.«
    Merthin erwiderte:
»Der König sieht wohl wenig Sinn darin, einen Bischof zu ernennen, während die
Seuche wütet und die Stadt abgeriegelt ist.«
    Claude nickte
zustimmend. »Ich habe immerhin etwas erreicht, wenn auch wenig«, fuhr er fort.
»Das Amt des englischen Botschafters am päpstlichen Hof ist unbesetzt. Der
Ernannte muss in Avignon leben. Ich habe Philemon vorgeschlagen. Sir Gregory
schien begeistert von der Idee. Zumindest hat er sie nicht sofort verworfen.«
    »Gut!« Der Gedanke,
Philemon könnte außer Landes geschickt werden, hob Merthins Stimmung. Er
wünschte, er könnte etwas tun, um Claudes Vorschlag größeres Gewicht zu
verleihen, aber er hatte bereits an Gregory geschrieben und um Unterstützung
für den Ratsentscheid gebeten; damit war die Grenze seines Einflusses ausgeschöpft.
    »Noch eine
Neuigkeit — eine traurige aber«, sagte Claude. »Auf dem Weg nach London
besuchte ich St.-John-in-the-Forest. Henri ist rechtlich gesehen immer noch Abt
und sandte mich aus, um Philemon zu tadeln, weil er ohne Erlaubnis
aufgebrochen war. Es war eine Zeitverschwendung. Philemon hat Caris‘
Vorsichtsmaßnahmen angewandt und wollte mich nicht einlassen. Bislang sind die
Mönche der Pest entgangen. Aber Euer alter Freund Bruder Thomas ist an
Altersschwäche gestorben. Ich bedaure seinen Tod sehr.«
    »Gott sei seiner
Seele gnädig«, sagte Merthin. »Er war am Ende sehr gebrechlich. Sein Verstand
ließ zusehends nach.«
    »Der Marsch nach
St. John ist ihm vermutlich nicht gut bekommen.« »Thomas hat mich als jungen
Baumeister ermutigt.« »Seltsam, wie Gott uns manchmal die guten Männer nimmt
und die schlechten lässt.« Claude brach früh am nächsten Morgen auf.
    Während Merthin
seine alltäglichen Verrichtungen erledigte, kam einer der Kärrner mit einer
Nachricht vom Stadttor: Madge Webber stehe auf der Bastion und wolle Merthin
und Davey sprechen.
    »Glaubt Ihr, sie
kauft meinen Krapp?«, fragte Davey, während sie die innere Brücke überquerten.
    Merthin wusste es
nicht. »Ich hoffe darauf«, sagte er.
    Nebeneinander
stellten sie sich vor das geschlossene Tor und blickten hoch. Madge lehnte sich
über die Brustwehr und rief hinunter: »Woher hast du das?«
    »Ich habe es
angebaut«, antwortete Davey.
    »Und wer bist du?«
    »Davey aus
Wigleigh, Sohn des Wulfric.« »Ach — Gwendas Sohn?« »Ja, der jüngere.«
    »Nun, ich habe dein
Färbemittel probiert.« »Es wirkt, oder nicht?«, rief Davey eifrig. »Es ist sehr
schwach. Hast du die Wurzeln ganz gemahlen?« »Ja — was hätte ich sonst tun
sollen?« »Du hättest die Wurzeln vorher schälen müssen.« »Das wusste ich
nicht.« Davey war niedergeschmettert.

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