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Die Tore der Welt

Titel: Die Tore der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Nonnen arbeitete, und saß
daher fest.
    Merthin war zwar
sein halbes Leben lang von ihr getrennt gewesen — so kam es ihm zumindest vor —, doch das machte ihm das Warten nicht leichter. In seinen mittleren Jahren
sehnte er sich sogar mehr nach Caris denn als Jüngling.
    Seine Haushälterin
Em war vor ihm aufgestanden, und er fand sie in der Küche, wo sie Kaninchen das
Fell abzog. Er aß ein Stück Brot und trank ein wenig Dünnbier, dann ging er
hinaus.
    Auf der
Hauptstraße, die die Insel überquerte, wimmelte es bereits von Bauern und ihren
Karren, mit denen sie Vorräte brachten. Merthin und eine Reihe von Helfern
redeten mit den Leuten. Die jenigen, welche übliche Dinge feilboten, für die
ein fester Preis gezahlt wurde, waren am schnellsten abgefertigt: Merthin
schickte sie über die innere Brücke, wo sie ihre Waren vor der verschlossenen
Tür des Torhauses abstellten, und bezahlte sie, wenn sie mit leerem Karren
zurückkehrten. Mit denen, die Saisonware wie Obst und Gemüse lieferten,
handelte er einen Preis aus, ehe er sie passieren ließ. Bei einigen besonderen
Lieferungen war schon Tage vorher, bei der Bestellung, ein Preis ausgemacht
worden: Es handelte sich um Häute für die Lederherstellung, Steine für die
Maurer, die auf Befehl Bischof Henris den Bau der Turmspitze wieder aufgenommen
hatten, Silber für die
Juweliere, Eisen, Stahl, Hanf und Bauholz für die Manufakturen der Stadt, die
weiterarbeiteten, obwohl sie zeitweilig von ihren meisten Kunden abgeschnitten
waren. Und schließlich gab es noch einmalige Lieferungen, für die Merthin mit
jemandem in der Stadt Rücksprache halten musste. Heute traf ein Händler mit
italienischem Brokat ein, den er an einen der Schneider in der Stadt verkaufen
wollte, außerdem ein einjähriger Ochse für das Schlachthaus und Davey aus
Wigleigh.
    Merthin hörte sich
Daveys Geschichte voll Verwunderung und Freude an. Er respektierte die
Unternehmungslust des jungen Mannes, Krappsamen zu kaufen und die Pflanze
anzubauen, um das kostbare Färbemittel zu gewinnen. Als er hörte, dass Ralph
versucht hatte, das Vorhaben zu vereiteln, war er nicht überrascht: Ralph glich
in seiner Verachtung für alles, was mit Handarbeit oder Geschäft einherging,
den meisten Adligen. Doch Davey besaß sowohl Mut als auch Verstand und hatte
beharrlich weitergemacht. Er hatte sogar einen Müller bezahlt, damit er ihm die
getrockneten Wurzeln zu Pulver zermahlte.
    »Als der Müller
hinterher den Mühlstein wusch, hat sein Hund von dem Wasser getrunken, das
herunterlief«, erzählte er Merthin. »Der Hund hat eine ganze Woche lang rot
gepinkelt, deshalb wissen wir, dass die Farbe wirkt.«
    Nun stand er vor
Merthin mit einem Handkarren, der mit alten Vier-Gallonen-Mehlsäcken beladen
war, von denen er glaubte, dass sie den kostbaren Farbstoff der Krappwurzel
enthielten.
    Merthin hieß ihn
einen Sack nehmen und zum Tor bringen. Als sie dort eintrafen, rief er den
Wächter auf der anderen Seite. Der Mann stieg auf die Zinnen und blickte
hinunter. »Dieser Sack ist für Madge Webber«, rief Merthin hinauf. »Sorgt bitte
dafür, dass sie ihn persönlich bekommt.«
    »Zu Befehl,
Ratsältester«, sagte der Wächter.
    Wie immer wurden
einige Pestkranke aus den Dörfern von ihren Verwandten auf die Insel gebracht.
Die meisten Menschen wussten nun, dass es kein Heilmittel gegen den Schwarzen
Tod gab, und ließen ihre Angehörigen sterben, aber einige waren so unwissend oder
so hoffnungsvoll, dass sie glaubten, Caris könne Wunder wirken. Die Kranken
wurden vor den Türen des Hospitals zurückgelassen wie die Vorräte am Stadttor.
Die Nonnen kamen sie bei Nacht holen, wenn die Verwandten fort waren. Hin und
wieder kam ein glücklicher Überlebender gesund wieder hervor, doch die meisten
verließen das Hospital durch die Hintertür und wurden auf einem neuen Friedhof
an der Rückseite des Hospitalgebäudes bestattet.
    Merthin lud Davey
zum Mittagessen ein. Über Kaninchenpastete und jungen Erbsen gestand Davey,
dass er sich in die Tochter der Erzfeindin seiner Mutter verliebt hatte. »Ich
weiß nicht, weshalb Ma Annet so sehr hasst, aber es liegt alles so lange
zurück, dass es nichts mit mir oder Amabel zu tun hat«, sagte er mit der Empörung
der Jugend über die Unvernunft der Eltern. Als Merthin mitfühlend nickte,
fragte Davey: »Haben Euch Eure Eltern auch so im Weg gestanden?«
    Merthin dachte kurz
nach. »Ja«, sagte er. »Ich

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