Die Tore der Welt
anlief. »Wie meinst du das?«
Nate mischte sich
wieder ein. »Natürlich zu den gleichen Bedingungen, zu denen auch Annet das
Land hält.«
Davey sagte: »Dann
danke ich Mylord, aber ich lehne sein großzügiges Angebot ab.«
Ralph fragte: »Wovon,
zum Teufel, redest du?«
»Ich würde das Land
gern übernehmen, Mylord, aber nur als freier Pächter, der seinen Zins in bar
bezahlt, ohne Fron.«
Sir Alan fragte
drohend: »Wagst du frecher Hund es, mit dem Grafen von Shiring zu feilschen?«
Davey fürchtete
sich, aber er hielt stand. »Ich will Euch nicht kränken, Mylord, aber ich
möchte die Freiheit haben, anzubauen, was immer ich verkaufen kann. Ich möchte
nicht pflanzen, was Nate Reeve bestimmt, ohne die Preise zu bedenken, die es
auf dem Markt erbringt.«
Diese starrsinnige
Ader hat Davey von Gwenda geerbt, dachte Ralph. Ärgerlich fragte er: »Nate gibt
nur meine Wünsche weiter!
Glaubst du etwa, du
wüsstest es besser als dein Graf?«
»Verzeiht mir,
Mylord, aber weder pflügt Ihr den Acker, noch geht Ihr zum Markt.«
Alans Hand zuckte
an den Schwertgriff. Ralph bemerkte, wie Wulfric einen Blick auf die Sense
warf, die am Boden lag. Ihre scharfe Klinge funkelte im Sonnenlicht. Auf Ralphs
anderer Seite scheute Sams Pferd, als es die Anspannung seines Reiters spürte.
Wenn es zum Kampf kommt, fragte sich Ralph, würde Sam dann für seinen Herrn
oder seine Familie kämpfen?
Ralph wollte keinen
Kampf. Er wollte die Ernte einbringen, und wenn er seine Bauern tötete, wurde
das nicht leichter. Mit einer Handbewegung gebot er Alan Einhalt. »So
untergräbt die Pest die Moral«, sagte er angewidert. »Ich gebe dir, was du
willst, Davey, weil ich muss.«
Davey schluckte
trocken und fragte: »Schriftlich, Mylord?« »Du verlangst auch noch einen
Eintrag in die Register?« Davey nickte; zum Sprechen fürchtete er sich zu sehr.
»Du zweifelst das Wort deines Grafen an?« »Nein, Mylord.«
»Warum willst du
dann eine schriftliche Vereinbarung?«
»Um späteren
Meinungsverschiedenheiten vorzubeugen.«
Das sagten alle,
die eine schriftliche Vereinbarung verlangten. Eigentlich meinten sie, dass der
Grundherr, wenn die Pacht schriftlich niedergelegt war, die Bedingungen nicht
mehr so leicht ändern könnte — wieder eine Beeinträchtigung des
Althergebrachten. Ralph wollte keine weiteren Zugeständnisse machen — doch
erneut blieb ihm keine andere Wahl.
Und dann fiel ihm
eine Möglichkeit ein, wie er die Lage nutzen konnte, um etwas anderes zu
bekommen, nach dem es ihn verlangte, und seine Laune besserte sich.
»Also gut«, sagte
er. »Ich gebe dir ein schriftliches Zinslehen. Ich will aber nicht, dass Männer
während der Ernte die Felder liegen lassen. Nächste Woche soll deine Mutter
nach Earlscastle kommen und die Urkunde abholen.«
An einem glühend
heißen Tag ging Gwenda nach Earlscastle. Sie wusste, weshalb Ralph sie
herbestellt hatte, und bei der Aussicht war ihr elend zumute. Als sie die
Zugbrücke zur Burg überquerte, schienen die Krähen sie in ihrer Not höhnisch zu
verlachen.
Die Sonne brannte
gnadenlos auf den Zwinger, dessen Wälle den Wind abhielten. Knappen und Junker
regten sich vor dem Stall. Sam war bei ihnen und zu vertieft, um Gwenda zu
bemerken.
Sie hatten eine
Katze in Augenhöhe so an einem Pfosten verschnürt, dass sie nur noch Kopf und
Beine bewegen konnte. Ein Knappe musste sie töten, während ihm die Hände auf
den Rücken gebunden waren. Gwenda hatte das Spiel schon gesehen. Der Knappe
konnte sein Ziel nur erreichen, indem er dem armen Tier Kopfstöße versetzte,
doch die Katze verteidigte sich natürlich, indem sie dem Angreifer das Gesicht
zerkratzte und zerbiss. Der Herausforderer, ein Junge von vielleicht sechzehn
Jahren, stand vor dem Pfosten, von der verängstigten Katze beobachtet.
Plötzlich zuckte der Kopf des Jünglings hervor. Seine Stirn prallte gegen die
Brust der Katze, doch das Tier schlug mit ausgefahrenen Krallen zu.
Der Knappe jaulte
vor Schmerz auf und sprang zurück. Aus seinen Wangen strömte das Blut, und die
anderen Knappen brüllten vor Lachen. Zornig versetzte der Herausforderer der
Katze gleich noch einen Kopfstoß. Er wurde noch schlimmer gekratzt und stieß
sich den Schädel, was seine Gesellen noch lustiger fanden. Beim dritten Mal war
er vorsichtiger. Er näherte sich dicht an und fintete, sodass die Krallen der
Katze durch die Luft fuhren; dann traf er das Tier mit einem
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