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Die Tore der Welt

Titel: Die Tore der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Schinkenknochen, die Rinde eines Käses und einen Weinschlauch. Gwenda schloss
die Tür hinter sich.
    »Hier ist sie, wie
versprochen«, sagte Alan aufgeräumt. Eindeutig hatte er die Aufgabe erhalten,
sie zu bewegen, zu diesem Stelldichein zu erscheinen, und nun war er
erleichtert, dass sie dem Befehl gefolgt war. »Ideal zum Nachtisch«, sprach er
weiter. »Wie eine Rosine: verschrumpelt, aber süß.«
    Gwenda sagte zu
Ralph: »Warum werft Ihr ihn nicht hinaus?«
    Alan erhob sich.
»Immer das gleiche freche Mundwerk«, sagte er. »Lernst du es denn nie?« Dennoch
verließ er den Raum; er ging in die Küche und warf die Tür hinter sich zu.
    Ralph lächelte
Gwenda an. »Komm her«, sagte er. Gehorsam trat sie näher zu ihm. »Ich will Alan
sagen, dass er nicht so ungehobelt zu dir sein soll, wenn du willst.«
    »Bitte nicht!«,
erwiderte sie entsetzt. »Wenn er mich plötzlich freundlich behandelt, wird sich
jeder fragen, wie das kommt.«
    »Wie du möchtest.«
Er nahm ihre Hand und versuchte, sie zu sich zu ziehen. »Setz dich auf meinen
Schoß.«
    »Können wir nicht
einfach ficken, damit es vorbei ist?«
    Er lachte. »Das mag
ich so an dir — du bist ehrlich.« Er stand auf, nahm sie bei den Schultern und
blickte ihr in die Augen; dann beugte er den Kopf vor und küsste sie.
    Er küsste sie zum
ersten Mal. Sie hatten zweimal miteinander gelegen, ohne sich zu küssen. Gwenda
stieß es ab. Als er seine Lippen auf ihren Mund drückte, fühlte sie sich mehr
verletzt, als wenn er seinen Schwanz in sie hinein stieß. Er öffnete den Mund,
und sie schmeckte seinen Käse atem. Angewidert zog sie sich zurück.
    »Nein«, sagte sie.
    »Vergiss nicht, was
du zu verlieren hast.«
    »Bitte tut es
nicht.«
    Er wurde ärgerlich.
»Ich will dich haben!«, rief er laut. »Herunter mit dem Kleid.«
    »Bitte lasst mich
gehen«, sagte sie. Er wollte etwas entgegnen, doch sie hob die Stimme, um ihn
zu übertönen. Die Wände waren dünn, und sie wusste, dass Alan in der Küche ihr
Flehen hörte, doch es war ihr gleich. »Zwingt mich nicht, ich bitte Euch!«
    »Mir ist egal, was
du sagst!«, brüllte er. »Auf das Bett mit dir.«
    »Bitte zwingt mich
nicht!«
    Die Vordertür flog
auf.
    Gwenda und Ralph
wandten sich um und starrten auf den Eingang.
    Sam stand in der
Tür.
    »O Gott, nein!«,
rief Gwenda.
    Einen flüchtigen
Moment lang waren sie alle drei wie erstarrt, und während dieses Augenblicks
erriet Gwenda ganz plötzlich, was geschehen war. Sam hatte sich um sie gesorgt
und war ihr — ihren Befehl missachtend — von Earlscastle gefolgt, immer außer
Sicht, aber nicht allzu weit hinter ihr. Er hatte beobachtet, wie sie die
Straße verließ und in den Wald ging — sie hatte eine kurze Bewegung gesehen,
als sie hinter sich blickte, sie aber für eine Täuschung gehalten. Er hatte die
Jagdhütte gefunden und war eine oder zwei Minuten nach ihr eingetroffen. Danach
musste er draußen gewartet haben und hatte das Brüllen gehört, das sich nicht
anders deuten lassen konnte, als dass Ralph Gwenda zwingen wollte, sich ihm hinzugeben — blitzartig schoss ihr durch den Kopf, was sie geredet hatten, und sie
begriff, dass der wahre Grund, aus dem sie sich Ralph unterwerfen musste, nicht
ausgesprochen worden war. Das Geheimnis war sicher — zumindest bis jetzt. Sam
zog sein Schwert blank.
    Ralph sprang auf.
Während Sam sich auf ihn stürzte, vermochte er ebenfalls sein Schwert zu
zücken. Sam schlug nach Ralphs Kopf, doch Ralph riss gerade noch rechtzeitig
seine Klinge hoch und parierte den Hieb.
    Gwendas Sohn
versuchte, seinen Vater zu töten.
    Sam schwebte in
furchtbarer Gefahr. Er war kaum mehr als ein Junge und stand gegen einen
schlachterprobten Soldaten.
    Ralph rief: »Alan!«
    Da begriff Gwenda,
dass Sam nicht ein, sondern zwei Veteranen gegenüber standen.
    Sie schoss durch
den Raum. Als die Tür zur Küche sich öffnete, stellte sie sich neben den
Durchgang und drückte sich gegen die Wand. Dann zückte sie den langen Dolch an
ihrem Gürtel.
    Die Tür flog auf,
und Alan trat in den Raum.
    Er sah die beiden
Kämpfenden, doch Gwenda sah er nicht. Einen Augenblick lang blieb er stehen und
musterte die Szene vor seinen Augen. Sams Schwert durchschnitt wieder die Luft,
es zielte auf Ralphs Hals; und erneut wehrte Ralph den Hieb mit seiner eigenen
Waffe ab.
    Alan erkannte sofort,
dass sein Herr schwer bedrängt wurde. Seine Hand fuhr an seinen Schwertgriff,
und er

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