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Die Tore des Himmels

Die Tore des Himmels

Titel: Die Tore des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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ist auch schon gerichtet und kann nicht mehr das Gegenteil behaupten. Und der wirkliche Mörder liegt irgendwo auf dem Grund eines Teichs beim Gevelsberg. Alles läuft nach Plan.«
    Gerhard von Diez nickte anerkennend. »Gratuliere, mein Bester. Eure Leute arbeiten gut. Auch der König ist völlig arglos. Jetzt muss der nächste Schritt gelingen.«
    Heinrich stellte seinen Daubenbecher auf den Boden. »Und was wollt Ihr nun von mir?«
    Ludwig von Bayern setzte sich neben seinen Neffen. »Es ist wichtig für uns zu wissen, was dein Bruder denkt und tut«, sagte er. »Er ist des Königs wichtigster Unterstützer nach dem Tod des Reichsverwesers.«
    »Er wird niemals auf die Seite der Staufergegner wechseln, das wisst Ihr so gut wie ich«, erwiderte Heinrich.
    »Der Narr«, brummte Gerhard von Diez. »Gemeinsam mit uns könnte er der Stauferherrschaft ein Ende bereiten, jetzt, wo der Kaiser in Sizilien sitzt und so viel Ärger mit dem Papst hat, dass er sich hier kaum einmischen kann.«
    »Nur die Ruhe«, fiel der Bayer ein. »Wir müssen langsam vorgehen. Wichtig ist es jetzt, den König unter unseren Einfluss zu bringen. Ich habe nämlich nicht vor, mich selber mit dem Stauferkaiser Friedrich anzulegen. Viel besser ist es doch, den Sohn gegen den Vater aufbegehren zu lassen. Das Verhältnis der beiden ist ohnehin schon miserabel, da fehlt nicht mehr viel bis zum Streit. Und wenn beide dann geschwächt genug sind, meine Freunde, dann schlägt unsere Stunde.«
    Ich glaubte, ich müsse gleich ohnmächtig werden. Mit einer Hand hielt ich mich am Fensterbrett fest. Der Boden unter meinen Füßen schien zu schwanken. Was um Gottes willen hörte ich da? Das war eine Verschwörung, ein Aufstand gegen die Krone! Mein erster Gedanke war wegzulaufen, nur fort von diesem Ort, aber meine Knie waren so weich, dass ich keinen Schritt tun konnte. Also stand ich da und lauschte weiter.
    »Und was hat mein Bruder mit all dem zu tun?«, fragte Heinrich.
    »Nun, er und der junge König sind trotz des unfassbaren Benehmens deiner Schwägerin in den letzten Tagen die allerbesten Freunde geworden, das konnte jeder sehen. Ludwig wird ein wichtiges Wort dabei mitreden, wenn es morgen darum geht, die Reichsverweserschaft neu zu besetzen. Vielleicht will der König ihm sogar dieses Amt antragen.«
    »Und damit wäre er verdammt gut beraten«, warf der Weißhaarige ein. »Ludwig ist einer der mächtigsten Reichsfürsten und den Staufern unbedingt ergeben.«
    »Und ich soll meinen Bruder nun dazu überreden, das Amt nicht anzunehmen«, mutmaßte Heinrich.
    »Nicht nur das«, erwiderte der Graf von Diez. »Ihr sollt ihn dazu bringen, jemand Bestimmtes an seiner statt vorzuschlagen.«
    »Und der wäre?«
    »Ich. Wer sonst?« Ludwig von Bayern erhob sich. »Natürlich würde ich mich ein bisschen zieren, würde den Bescheidenen spielen, aber am Ende könnte ich nicht anders, als die große Verantwortung zu übernehmen.«
    Heinrich legte den Kopf schief. »Warum nur bin ich darüber gar nicht überrascht, Onkel?« Er kratzte sich bedächtig am Kinn. »Und was hätte ich davon, wenn ich Euch helfe? Es ist schließlich kein Pappenstiel, den eigenen Bruder zu hintergehen.«
    »Mir kommen die Tränen.« Der Bayer stand auf und stellte sich breitbeinig vor Heinrich hin. »Ich weiß recht gut, dass du auf Ludwig alles andere als gut zu sprechen bist. Er traut dir nichts zu, beteiligt dich nicht an der Herrschaft. Eigentlich müsste er dich längst in Hessen eingesetzt haben, aber er will alles für sich behalten, hm? Nicht einmal als Stellvertreter will er dich einsetzen, wenn er im nächsten Jahr auf den Reichstag nach Cremona zieht.«
    »Woher wisst Ihr das?« Heinrich fuhr hoch, sein Gesicht lief langsam rot an.
    »Oh, das hat mir ein Vögelchen gesungen, mein Lieber. Wusstest du nicht, dass er hier zu Nürnberg bei einem Münzmeister den Entwurf eines Halbpfennigs in Auftrag gegeben hat, der ihn mit seiner unmöglichen Frau auf dem Thron zeigt; sie als Regentin mit Zepter und Reichsapfel in der Hand.«
    Heinrich stieß einen Fluch aus.
    »Wenn Ihr Euch auf unsere Seite schlagt, wird es Euer Schaden nicht sein.« Der Weißhaarige legte seine Hand auf Heinrichs Arm. »Ist die Stauferherrschaft erst einmal beseitigt, wird Thüringen womöglich einen anderen Landgrafen brauchen.«
    Heinrich rieb sich versonnen das Kinn, um ein kleines Lächeln zu verbergen. »Ich werde darüber nachdenken«, meinte er. »Aber versprechen kann ich Euch nichts.«
     
    Ich

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