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Die Tore des Himmels

Die Tore des Himmels

Titel: Die Tore des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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ich wissen.
    Sie lächelte. »Einen guten Freund für die Nacht.«
    Es war eine Geißel.

Auszüge aus dem Brief des Papstes Gregor IX.
an Elisabeth, ohne Datierung, vermutlich verfasst zwischen Herbst 1228 und Frühjahr 1229.
Übersetzung aus dem Lateinischen.
    Bischof Gregor, Knecht der Knechte Gottes, bietet der in Christus geliebten Tochter, der Landgräfin von Thüringen, Gruß und apostolischen Segen. Wir haben sehr oft durch Erfahrung gelernt, dass die Liebe stark ist wie der Tod und es nichts gibt, was die Liebe besiegen kann … Daher kommt es, dass unser Geist ganz ergriffen wird durch die Erinnerung an deine Reinheit und Tugend, die Reinheit des Herzens und des Fleisches, in der du mit solcher Hingabe die Wundmale der Passion des Herrn zu ertragen ersehnst. Deshalb haben wir auf dem Erdreich deines Geistes den Samen des Wortes des Herrn mit Tränen ausgesät, damit du später in frohem Jubel … die reiche Ernte der Glückseligkeit empfangest. Die Anfänge deines Wandels werden mit der Hilfe Gottes glückliche Fortschritte machen, was den Engeln zur Freude, dir zum Verdienst und vielen zum Vorbild gereichen wird. Wir freuen uns auch, dass wir so glühende Zeichen der Liebe im Glauben und der Lebensführung an einem Menschen von solch hohem Stand, gebrechlichem Geschlecht, zartem Alter und hartem Schicksal finden. … Auf also, Tochter, eile deinem Bräutigam zu folgen, wohin er geht, bis er dich in das Schlafgemach seines Hauses führt! … Prüfe deine geistigen Wünsche, damit sich nichts Sündhaftes unter dem Mantel der Tugend verberge. Und was deinem Gewissen und deinem Ruf entgegenstehen kann, das schließe sofort aus deinen Gedanken aus. Deine Tränen mögen dein Brot sein Tag und Nacht, bis dein Bräutigam deine Seele mit himmlischer Tröstung und dem Geist der Heilsgnade erquickt. Mit dem Gebet höre nicht auf und lasse die Füße des Herrn nicht los … Verehre mit ganzem Herzen die unter allen Frauen gebenedeite und glorreiche Jungfrau Maria, die dir aus dem Schatz des königlichen Sohnes eine Krone bereitet, und höre nicht auf, in allen deinen Nöten und Schwierigkeiten wie eine Magd besonders seinen Namen anzurufen.

Gisa
    » I sentrud! Gisa! Guda!« Elisabeth stand mitten im Hof des Hospitals und winkte zu uns herüber. »Kommt!«
    Ein Trupp Reiter war angekommen, unschlüssig saßen sie auf ihren Pferden und sahen ein wenig ratlos aus.
    »Bezeugt doch den guten Herren hier, dass ich die Landgrafenwitwe Elisabeth bin.«
    Ich konnte wohl begreifen, dass die Männer ihr nicht glaubten. Sie sah kaum anders aus als die niederste Hilfsmagd des Hospitals: schmutzig, hager, das Gesicht eingefallen, dunkle Ringe unter den Augen. Das graue Gewand reichte ihr nur bis kurz unter die Knie, sie hatte einfach ein paar Flicken und Stofffetzen angestückelt, damit es wenigstens noch über die Waden fiel. Ein fleckiger Schleier verdeckte ihr Haar, nur ein paar wirre Strähnen hingen ihr in die Stirn. Sie sah eher einer Vogelscheuche gleich als einer Fürstin.
    Ich kannte einen der Reiter, einen früheren Wachmann der Neuenburg. »Albrecht, erinnerst du dich an mich? Gisa von Tenneberg! Weißt du noch, du hast mich zu Freystadt einmal beim Einkauf begleitet!«
    Er grüßte mich freundlich. »Jungfer Gisa, natürlich! Ja, wenn Ihr bezeugt, dass dies die Herrin Elisabeth ist, dann haben wir natürlich keine Zweifel mehr!«
    »Was führt euch denn her?«
    Er stieg ab und verbeugte sich vor Elisabeth. »Der Landgraf Heinrich Raspe schickt Euch weitere fünfhundert Silbermark aus Eurem Brautschatz, Herrin. Es ist die zweite der vereinbarten fünf Abschlagszahlungen. Ich habe hier einen Revers, den ich unterschrieben zurückbringen muss.«
    Er gab den anderen ein Zeichen, worauf sie vier große Kisten von den mitgeführten Eseln abluden und ins Haus trugen.
    Ich war überrascht, dass Heinrich Raspe sich so strikt an die Abmachungen hielt. Er hatte wohl doch mehr Respekt vor Konrad von Marburg, als ich geglaubt hatte.
     
    An diesem Nachmittag kamen wir nicht mehr dazu, über das Geld zu reden. Das Hospital war völlig überfüllt, und zu allem Überfluss war am Morgen eine kranke Schwangere mit vier zerlumpten und halbverhungerten Kindern angekommen, die inzwischen in den Wehen lag.
    Ja, unser Hospital war vom ersten Tag an zum Bersten voll mit Hilfsbedürftigen. Sie lagen und hockten überall. Im Spitalbau selber hatten wir die Bettstätten doppelt belegt; wenn einer starb, hatten wir kaum Zeit, die Laken zu

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