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Die Tore nach Thulien, Buch I: Dunkle Gassen: Wilderland (German Edition)

Die Tore nach Thulien, Buch I: Dunkle Gassen: Wilderland (German Edition)

Titel: Die Tore nach Thulien, Buch I: Dunkle Gassen: Wilderland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Kohlmeyer
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Schmied und griff nach dem Kohlestück in Berenghors Hand.
    Der ließ es sich aber nicht aus den Fingern winden und zeichnete weiter. »Gestern ist mir so was um die Ohren geflogen. Hast du das schon mal gesehen?«, fragte Berenghor, als er mit der Zeichnung des fünfzackigen Sterns fertig war. »Und mach hier bloß nicht so einen Wind wegen dem modrigen Holz!«, ergänzte er murmelnd, für Asenfried jedoch immer noch gut hörbar.
    Der Schmied überhörte geflissentlich Berenghors Kommentar, lehnte sich etwas nach vorne und betrachtete nachdenklich die Zeichnung. »Sei froh, dass sich das Ding nicht in deinen Kopf gebohrt hat. Mit der richtigen Technik geworfen, spaltet es dir deinen Dickschädel wie eine überreife Birne. Sonderlich hart scheint dein Hirnkasten ja eh nicht zu sein.« Dem letzten Satz verpasste Asenfried eine ganz besondere Note, die nun aber Berenghor seinerseits ignorierte. Abermals sah der Schmied die Zeichnung an. »Schattenkrieger…«, presste er verächtlich zwischen den Zähnen hervor. »Übles Volk ohne Ehre. Tötet aus dem Hinterhalt.« Der kleine, kräftige Schmied spie auf den Boden. »Beim Eichhorn, drüben im Grünwaldtal, hatte ich seinerzeit die Ehre, gegen dieses Pack antreten zu dürfen. Ist nicht gut Kirschen essen mit denen. Innerhalb weniger Augenblicke war mein Haufen ausgeblutet.«
    »Du hast bei der Schlacht am Eichhorn mitgemacht? Bei der Herrin! Ich habe meinen Zweihänder einem alten, zittrigen Knacker anvertraut!« Ungläubig starrte der hünenhafte Söldner auf den Schmied. Dieser erwiderte den Blick leicht säuerlich. Man sah ihm an, dass er in diesem Moment sein Alter verfluchte und dem frechen Flegel vor sich gerne Manieren beigebracht hätte.
    »Was sind schon fünfzig Winter«, gab dieser aber nur gleichgültig wirkend wieder und zuckte mit den Schultern.
    Berenghor hatte eigentlich vorgehabt, noch etwas mehr Spaß auf Kosten des Schmieds und seinem Alter zu haben, doch dessen Reaktion brachte ihn zum Umdenken. Der Schmied war unterm Strich ein netter Kerl, und plötzlich stellte sich Berenghor die Frage, was wohl auf ihn warten würde, sollte er jemals das Alter von Asenfried erreichen. Er hatte ihn auf Anfang vierzig geschätzt, fünfzig hingegen war ein hohes Alter, zumindest für einen Kämpfer. Krieger hatten prinzipiell zwei Möglichkeiten, ein hohes Alter zu erreichen. Entweder zeichneten sie sich in jungen Jahren durch große Feigheit oder hervorragende Kampfeigenschaften und Mut aus. Bei Asenfried tippte er auf Letzteres. Der kleine Mann vor ihm wirkte auf einmal gar nicht mehr so klein. Neben dem Respekt vor seinem meisterlichen Handwerk war da plötzlich noch etwas anderes. Berenghor empfand eine Art Verbundenheit mit dem Schmied. Eine Verbundenheit, wie Männer sie spürten, die gemeinsam Schwerter zogen. Sicherlich, Asenfried und Berenghor waren niemals Seite an Seite gestanden und würden das mit allergrößter Wahrscheinlichkeit auch nicht mehr tun, aber dennoch. In diesem Schmied steckte ein Gefährte der ersten Stunde, ein Kamerad, ein Waffenbruder.
    Für einen kurzen Moment fühlte Berenghor so etwas wie Scham in sich aufkeimen. Selbstverständlich wollte er es gar nicht so weit kommen lassen, und sofort konzentrierte er sich wieder angestrengt auf die Kohlezeichnung. Er hoffte inständig, der Schmied habe seinen kurzen Gefühlsausbruch gar nicht bemerkt. »Schattenkrieger…«, wiederholte er den Ausdruck, den Asenfried eben benutzt hatte und warf dabei die Stirn in Falten. Er hatte dieses Wort schon mal gehört und ahnte, was sich dahinter verbarg.
    »Ich weiß nicht, was dieser Abschaum hier zu suchen hat. Wenn’s nach mir ging, würden die am nächsten Galgen baumeln.« Asenfried schüttelte aufgebracht den Kopf.
    »Städte ziehen Abschaum an wie der Unrat die Ratten.« philosophierte Berenghor.
    »Dieser Abschaum kommt nicht einfach so hierher. Die haben eine Aufgabe, einen Auftrag. Nichts Gutes, wenn du mich fragst«, erwiderte Asenfried.
    Berenghor beschloss in diesem Moment, auf eigene Faust der Sache nachzugehen. Dem Schmied sagte er nichts davon, auch nicht von dem Toten in der Dunklen Gasse. Er wusste nun, wonach er Ausschau halten musste, und bis zur Abreise war noch Zeit. Morgen würde die Anheuerung sein und bis dahin wollte er sich etwas umsehen und Augen und Ohren offenhalten. Er verabschiedete sich von Asenfried und machte sich auf den Weg. Heute sollte Markt sein und der Tag war noch jung. Es konnte nicht schaden, den Händlern

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