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Die Tore nach Thulien, Buch I: Dunkle Gassen: Wilderland (German Edition)

Die Tore nach Thulien, Buch I: Dunkle Gassen: Wilderland (German Edition)

Titel: Die Tore nach Thulien, Buch I: Dunkle Gassen: Wilderland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Kohlmeyer
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unterstreicht Eure Haltung von heute Morgen, Tristan.« Der Hauptmann drehte sich um. Ein entgegenkommendes Lächeln umspielte seine Lippen, und Tristan wusste in diesem Moment, dass der Hauptmann im Gegensatz zu den anderen Offizieren der Stadtwache die Größe hatte, sich auch vor einem Untergebenen zu entschuldigen. Und gerade diese menschliche Größe machte die ganze Sache noch unerträglicher. »Verzeiht mir meine Kurzsichtigkeit, Leutnant. Ihr habt mit den Vorbereitungen schon genug zu schaffen, und es war falsch, Euch auch noch den Mordfall aufzubürden. Ich werde mich ab jetzt selbst darum kümmern.« Taris trat einen Schritt heran und berührte dabei mit den Fingerspitzen der ausgestreckten Hände den Schreibtisch. Es sah beinahe so aus, als ziehe er, einem Puppenspieler gleich, im Hintergrund unsichtbare Fäden und die Puppen der Garnison würden jeden Moment wieder damit beginnen, nach seinen Vorstellungen zu tanzen.
    »Verzeiht, Herr Hauptmann, wenn ich Euch da widersprechen muss, aber ganz so falsch, wie Ihr meint, lagt Ihr mit Eurer Entscheidung nicht.« Tristan wählte jedes Wort mit Bedacht. Gerade war ihm wieder eingefallen, warum er den Hauptmann aufgesucht hatte, und jetzt wusste er auch, wie er die unangenehme Situation für beide noch zum Guten wenden konnte. »Nur dadurch, dass ich mit beiden Aufträgen betraut war, konnte mir auch die Verbindung zwischen dem Mordfall und dem Einbruch in die Garnison auffallen.«
    »Eine Verbindung?«, Taris runzelte die Stirn und neigte den Kopf dabei sachte nach vorne. Er sah aus wie ein großer Raubvogel, dem Beute ins Blickfeld geraten war. Tristan nickte und begann damit, dem Hauptmann alles von seiner Entdeckung zu erzählen.
    Taris hörte aufmerksam zu. Immer wieder nickte er nachdenklich, unterbrach Tristan jedoch kein einziges Mal. Als der Leutnant schließlich mit seinen Ausführungen zu Ende war, schüttelte er nachdenklich den Kopf. »Diese Entwicklung gefällt mir ganz und gar nicht. Die Sabotage unserer Vorbereitungen ist ein Angriff. Ein Angriff auf die Garnison und damit auf den Herzog selbst. Wir können das nicht hinnehmen. Die Sicherheit des Siedlungsprojektes hat oberste Priorität!« Taris war fest entschlossen. Seine Stimme bebte. »Bisher bin ich ehrlich gesagt nur von einem schlichten Einbruch ausgegangen, zwar einem gewagten, aber nur einem Einbruch. Wenn das aber wirklich nicht das Werk eines Einzelnen gewesen sein soll, dann bekommt die Angelegenheit eine ganz andere Qualität.«
    Tristan nickte. Er gab dem Hauptmann Recht. Auch in ihm wuchs nun die Überzeugung, dass sich dahinter eine gewisse Systematik verbarg. Die Reise in den Norden war ohne Frage ein wichtiges politisches Ziel, und wie immer, wenn Politik im Spiel war, gab es auch jene, die anderer Meinung waren. Und unter diesen fand sich meistens auch immer mindestens einer, der bereit war, etwas dagegen zu unternehmen. Jetzt aber war es wohl an der Zeit, ebenfalls etwas zu unternehmen.
    »Leutnant Tristan. Wir werden die Wachen im Hof und bei der Vorratskammer verdoppeln. Keine Tagträumer, sondern gute und verlässliche Männer. Die Abreise rückt immer näher, und ich gehe davon aus, dass damit einhergehend auch die Zahl der Attacken zunehmen wird. Darauf müssen wir vorbereitet sein!«
    Tristan nahm Haltung an. »Jawohl Herr Hauptmann! Ich werde das umgehend veranlassen! Können wir sonst noch etwas unternehmen?«, fragte er dann, noch immer stramm stehend.
    Taris legte den Kopf leicht schief und musterte den Leutnant von oben bis unten. »Mir scheint, Ihr habt euch bereits Gedanken gemacht. Immer raus mit der Sprache, Leutnant!«
    Und so eröffnete Tristan seinem Hauptmann jenen Plan, der erst vor kurzem in seinem Kopf Gestalt angenommen hatte.

Lauernder Skorpion
    E s kostete sie eine ungeheure Willensanstrengung, die instinktive Bewegung ihrer rechten Hand zu unterdrücken. Der kalte Stahl schien plötzlich ein Eigenleben entwickelt zu haben und wollte förmlich aus der Scheide springen. Langsam und unauffällig nahm sie ihre Hand herunter. Der Impuls war vorbei und die Beherrschung kam zurück. Vor ihr stand keiner der schwarzen Skorpione und auch nicht der Meister der Klingen. Ein Fremder starrte sie unverhohlen an, und als er ihren Blick bemerkte, fing er an zu grinsen. Ein riesiger Bursche, geradezu ein Hüne. Den Kopf kahl geschoren und das Gesicht mit Bartstoppeln übersät. Auf seinem Rücken hing ein großer Zweihänder und als Überwurf trug er ein schweres

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