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Die Tore nach Thulien, Buch I: Dunkle Gassen: Wilderland (German Edition)

Die Tore nach Thulien, Buch I: Dunkle Gassen: Wilderland (German Edition)

Titel: Die Tore nach Thulien, Buch I: Dunkle Gassen: Wilderland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Kohlmeyer
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Menschen aller Stände kamen dort zusammen. Das Viertel verdankte seinen Namen dem Wochenmarkt, der immer am Erlösertag seine Pforten öffnete. Arme und Reiche, Fromme und Verruchte kamen dorthin. Für jeden war etwas dabei und Geschäfte machte man am besten hier. Die Händler und Handwerker aus Fuhrheim boten ihre Waren und Erzeugnisse feil, Schiffskapitäne riefen die nächste Heuer aus und die Bauern der Umgebung brachten ihre Milch- und Fleischprodukte an den Mann.
    Es war Nachmittag, als Shachin am Wochenmarkt ankam. Die kleinen Gässchen zwischen den Ständen waren mit Leuten überfüllt. Ein Gedränge sondergleichen. Von überall her priesen die Marktschreier ihre Waren an. Ob Kleidung, Fleisch oder Fisch, ob Waffen, Rüstungen oder Schreinersachen, für jeden war etwas dabei. Shachin schlenderte ein paar Runden über den Markt und suchte sich anschließend etwas zu essen. Einfache Kost, aber schmackhaft. Obgleich das Wetter schlechter und der Regen stärker wurde, waren die Straßen und Gassen voll. Shachin hatte die Kapuze tief ins Gesicht gezogen und das Cape um die Taille geschlungen. Der Wind blies von Westen durch die Stadt und brachte noch mehr dunkle Wolken auf seinen Schwingen mit. Irgendwann wurde es ihr schließlich zu viel und sie suchte sich einen Unterstand. Unter einem Arkadengang am Rande des Marktplatzes fand sie ein trockenes Plätzchen. Auch hier schoben sich die Leute dicht gedrängt vorbei, aber wenigstens war sie vor dem Regen geschützt. Shachin klopfte sich die Regentropfen von ihrem gut geölten Cape und zog die Kapuze herunter. Ein wenig Luft und ein besseres Blickfeld würden sicher nicht schaden.
    Shachin merkte auf. Auf den ersten Blick war alles normal. Die Leute gingen ihren Dingen nach und keiner schien Notiz von ihr zu nehmen. Sie war eine von vielen in der Masse und quasi unsichtbar. Und dennoch, etwas stimmte nicht. Ihre Nackenhaare richteten sich auf. Sämtliche Alarmsignale, zu denen sie Dank ihrer Ausbildung fähig war, meldeten sich. Ein unbehagliches Gefühl machte sich in ihr breit. War Er hier? Sofort trat sie einen Schritt zurück und verbarg sich hinter einer der Säulen. Jemand war hier, und dieser Jemand beobachtete sie. Ob es der Meister war, konnte sie nicht sagen. Noch nicht. Ihre Augen flogen über die Menge. Der Regen hatte noch mal zugenommen und einem dünnen Schleier gleich legte er sich nach wenigen Metern über das Blickfeld. Es musste schon an Zauberei grenzen, sollte er sie durch den Regen hindurch sehen können. Der Beobachter war in ihrer Nähe! Die Erkenntnis traf sie plötzlich wie ein Schlag ins Gesicht und sofort ging ihre Hand unter das Cape zum Dolch. Hinter ihr, er war hinter hier! Shachin wirbelte herum.

Schattenkrieger
    E inen eifrigen jungen Leutnant hatte die Stadtwache geschickt. Noch etwas grün hinter den Ohren, aber zugegebenermaßen sympathisch. Zunächst hatte Berenghor damit gerechnet, sich für die kleine Auseinandersetzung von gestern Abend rechtfertigen zu müssen. Ein bewusstlos Geschlagener und viel Bares im Goldenen Erker sprachen sich selbst in Sieben Schänken schnell herum. Der Söldner hatte einen gehörigen Kater zu verzeichnen gehabt und war mit dem falschen Fuß aufgestanden. Die Hochstimmung von gestern hatte sich verflüchtigt. Heute war es regnerisch. Ein grauer Schleier lag über der Stadt, und so trist und trübe, wie sich das Wetter verhielt, so schlecht war auch die Stimmung des Hünen. Er wollte heute eigentlich seine Ruhe haben und ausgerechnet dann musste dieser Leutnant Tristan auftauchen. Das einzig Positive daran, wenn er sich schon zu ihm an den Tisch setzen musste, war, dass es nicht um den kleinen Klaps auf den Hinterkopf ging. Ein Toter war hinter dem Goldenen Erker gefunden worden und damit hatte Berenghor nun wirklich nichts zu tun gehabt. Prinzipiell konnte man das bei ihm zwar nicht ausschließen, aber in diesem Fall definitiv. Seine Stimmung hob sich daraufhin sogar ein Quäntchen, und Berenghor machte an die Sache mit den Zockern einen Haken.
    Der Leutnant war überaus freundlich gewesen und hatte sogar Humor an den Tag gelegt. Sicherlich war das die übliche Masche, um an ein paar Informationen heranzukommen, doch irgendwie hatte er Eindruck auf Berenghor gemacht. Vermutlich lag es daran, dass er offen mit ihm gewesen war. Eigentlich kannte er das Von oben herab der Wachen und Gardisten einer jeden Stadt oder Burg zur Genüge, und umso mehr überrascht war er von der Art des Leutnants gewesen.

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