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Die Tore nach Thulien, Buch I: Dunkle Gassen: Wilderland (German Edition)

Die Tore nach Thulien, Buch I: Dunkle Gassen: Wilderland (German Edition)

Titel: Die Tore nach Thulien, Buch I: Dunkle Gassen: Wilderland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Kohlmeyer
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Schießscharten erinnerten. Das Prunkstück hingegen bildete ein Mantikor auf dem Dach des Wagens. Der Mantikor wurde im Verlauf des letzten Krieges von den Waffeninspekteuren des Reiches zur Bekämpfung weit entfernter Ziele entwickelt. Im Prinzip war der Mantikor eine vergrößerte Abart der bekannten Armbrust. Mithilfe einer handbetriebenen Spannvorrichtung wurde er vorgespannt, und konnte beim Einsatz in kürzester Zeit voll gespannt und mit einem daumendicken Bolzen geladen werden. Seine Reichweite betrug ungefähr dreihundert Meter und hatte bei einem Treffer meistens nicht nur eine verheerende, sondern auch eine demoralisierende Wirkung auf den Feind. Obwohl er selbst den Einsatz des Mantikors im Krieg nicht miterlebt hatte, hatte sich Tristan mit der Waffe vertraut gemacht. Noch vor einigen Wochen trainierten seine Soldaten und er regelmäßig damit; Spannen, Trimmen und Zielen. Immer und immer wieder dieselbe Abfolge, solange, bis jeder Handgriff saß und die Männer selbst in der einsetzenden Dämmerung einen Hasen auf einhundert Schritt Entfernung durchbohren konnten.
    Alles in allem war Tristan mit den Arbeiten am Wagen sehr zufrieden. Er sah den Schmieden bei ihrer Arbeit noch etwas über die Schulter und machte sich anschließend auf den Weg zur Vorratskammer. Beruhigt stellte er fest, dass dort noch immer eine Wache aushielt. Hier war scheinbar alles in bester Ordnung, und das erste Mal an diesem Tag hatte er das Gefühl, wieder alles im Griff zu haben. Bis heute Morgen war ja auch alles nach Plan verlaufen. Einem Uhrwerk gleich hatten alle Rädchen wie vorgesehen ineinander gegriffen und ihre Arbeit gemacht. Doch wie so oft bei Uhrwerken hatte eine kleine Störung ausgereicht und das ganze System ins Trudeln gebracht. Die Lage war jetzt zwar wieder im Griff, doch hatten sie Zeit verloren. Auch typisch für ein fehlerhaftes Uhrwerk. Tristan musste nun zusehen, dass bis zum Aufbruch wieder genug Nahrungsvorräte, vor allem Hartgebäck und Pökelfleisch, vorhanden waren. Ein kurzer Abstecher in die Küche der Garnison und Tristan brachte in Erfahrung, dass die Bestände schon morgen aufgefüllt werden sollten. Eine gute Nachricht mit Potenzial , dachte sich Tristan und machte sich abermals auf den Weg zu Hauptmann Taris. Ein Plan begann währenddessen in seinem Kopf zu reifen, und irgendwie musste er dabei an Speck, Mäuse und eine große Falle denken.
     
    Diesmal brauchte er nicht lange suchen und fand Taris in seinem Arbeitszimmer im ersten Stock des Haupthauses. Er hatte richtig vermutet, denn auch Taris war gerade eben erst zurückgekommen. Der Herzog war nun über die Vorkommnisse informiert, und hatte dem Hauptmann klar und unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass das Siedlungsprojekt unter allen Umständen geschützt werden musste. Sabotageakten musste nachgegangen werden und seien künftig unbedingt zu verhindern. Taris erzählte Tristan von seiner Zusammenkunft mit Herzog Grodwig. Kurz umrissen war sein Bericht, und am Ende befreite er ihn auch von den Ermittlungen im Mordfall.
    »Wir müssen alles daran setzen, dass die Reise in den Norden ohne weitere Probleme vorbereitet werden kann.«, sprach Taris. Er stand am Fenster, mit dem Rücken zu Tristan und sah in den Zeughof hinunter. Tristan stand in der Mitte des Raumes, vor dem Schreibtisch des Hauptmannes, und rührte sich nicht.
    »Der Herzog hat mir nochmals klargemacht, wie wichtig ihm diese Angelegenheit ist, Leutnant Tristan. Mit derselben Beharrlichkeit wie der Radmachermeister und seine Schmiede dort unten im Hof die handtellergroßen Eisenbeschläge in regelmäßigen Abständen auf die Holzwände des Wagens schlagen, müssen wir uns künftig um das Siedlungsprojekt kümmern. Gewissenhaftigkeit steht dabei an erster Stelle, Leutnant.«
    Tristan fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. Der Hauptmann war zu Beginn des Tages im Unrecht gewesen, als er Tristan neben seiner Funktion als Verantwortlichem der Reise auch noch die Ermittlungen im Mordfall übertragen hatte. Er fürchtete nun eine Entschuldigung, und auch wenn er wusste, dass er im Recht gewesen war, so war es ihm jetzt irgendwie unangenehm. Er wollte nicht, dass sich sein Vorgesetzter bei ihm entschuldigen musste. Beiden war der Sachverhalt klar, und gerade weil diese Tatsache so greifbar im Raum stand, war es für Tristan so schlimm. Er begann damit, sein Gewicht immer wieder von einem Fuß auf den anderen zu verlagern.
    »Die Meinung des Herzogs in dieser Sache

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