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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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»Schauderhaft«, antwortete er, und dann kam ihm ein beunruhigender Gedanke. »Sie Schweinekerl, lassen Sie mich sehen, wie Sie davon trinken!«
    Benner legte die hohle Hand ans Ohr. »Wie bitte? Da scheint...«
    »Trinken Sie sofort davon!« rief Doyle, um sich in dem Lärm, der von der Straße hereindrang, Gehör zu verschaffen.
    »Denken Sie, ich wolle Sie vergiften? Hah! Geben Sie acht!« Zu Doyles beträchtlicher Erleichterung trank Benner die Tasse ohne zu zögern leer. »Sie sind kein Teekenner, Doyle, das ist offenkundig.«
    »Mag sein. Ich frage mich, was, zum Kuckuck, dort draußen vorgeht? Aber erzählen Sie mir von diesem bärtigen...«
    Im vorderen Teil der Gaststube, bei der Tür, wurden erschrockene Rufe laut, und ehe Doyle sich umwenden konnte, gab es ein explosives Krachen und Splittern, und die Scheiben des Fensters zur Straße barsten samt ihren Sprossen nach innen. Sofort verdoppelte sich die Lautstärke des Straßenlärms. Als Doyle aufsprang, sah er am Rand seines Gesichtsfeldes, wie Benner sich kühl erhob und eine Steinschloßpistole unter dem Überrock hervorzog.
    »Um Gottes willen!« schrie jemand, »so tut doch etwas, es will zur Küche!«
    Doyle sah einen wild wogenden Menschenhaufen auf der Straßenseite der Gaststube, und da und dort wurden losgebrochene Stuhlbeine geschwungen, doch konnte er während der ersten Sekunden nicht erkennen, wer oder was im Mittelpunkt der Aufregung war; dann wurde ein Kellner rückwärts geschleudert und riß ein halbes Dutzend Leute mit sich zu Boden, und in dem kleinen freien Raum im Mittelpunkt des Getümmels sah Doyle einen gedrungenen Menschenaffen mit Fell von der Farbe eines roten Setters. Obschon kleiner als die meisten seiner zahlreichen Gegner, gelang es ihm durch schiere Wildheit, aus der vom zurückgeschleuderten Kellner gerissenen Bresche zu setzen, und mit zwei Sprüngen brachte er die Hälfte der Distanz zu Doyle und Benners Tisch hinter sich. In dem kurzen Augenblick, ehe Benners Pistole neben seinem Ohr krachte, bemerkte Doyle, daß das Fell des Affen an mehreren Stellen mit Blut verklebt war, und daß er stark aus dem Maul zu bluten schien.
    Dann schlug der Luftdruck der Entladung an seine Wange, und Blut spritzte aus der breiten Brust des unglücklichen Geschöpfes, als die Kugel es traf und von den Füßen riß. Seine Schultern prallten drei Schritte hinter der Stelle, wo er zuletzt gestanden hatte, auf den Boden, und einen Augenblick vor seinem dumpf polternden Zusammenbrechen stand es beinahe auf dem Kopf.
    In der Sekunde dröhnender Stille, die auf seinen Schuß folgte, packte Benner seinen Gefährten über den Ellbogen am Arm und marschierte mit ihm in die Küche und durch die rückwärtige Tür in eine sehr schmale, halb dunkle Gasse. »Gehen Sie!« sagte Benner. »Durch diese Gasse kommen Sie auf die Cornhill Street.«
    »Augenblick!« Doyle wäre fast über ein zerbrochenes altes Karrenrad gefallen, das den Altmaterialsammlern irgendwie entgangen war. »Das war einer von Hundsgesicht-Joes - ich meine, den abgelegten Körpern des behaarten Mannes! Warum kam er...«
    »Es spielt keine Rolle. Nun, wenn Sie jetzt...« »Aber das bedeutet, daß er jetzt in einem neuen Körper steckt! Verstehen Sie nicht...«
    »Ich verstehe es besser als Sie, Doyle, glauben Sie mir. Alles ist zufriedenstellend gemeistert, und ich werde Ihnen später erklären...«
    »Aber - na, von mir aus. He, warten Sie! Verdammt noch mal, wann treffen wir uns wieder? Sie sagten was? - Dienstag?«
    »Dienstag ist gut«, sagte Benner ungeduldig. »Nun gehen Sie schon!«
    »Wo am Dienstag?«
    »Das braucht Sie nicht zu kümmern - ich werde Sie schon finden. Nun, hol's der Teufel, sagen wir, Dienstag um zehn Uhr vormittags hier im Lokal, sind Sie damit zufrieden?«
    »Gut. Aber könnten Sie mir noch etwas Geld leihen? Ich habe kein...«
    »O gewiß, freilich, Sie sollen nicht Hunger leiden. Hier, ich weiß nicht, wieviel es ist, aber es ist reichlich. Nun gehen Sie, ja?«

    Der grauhaarige Kellner hatte die Kehrschaufel voll Glassplitter gefegt, und mit der Serviette, die er sich in einer turbanähnlichen Bandage um den Kopf gewickelt hatte, sah er aus wie ein Großwesir, der nach dem Sultan Ausschau hält, um ihm einen Haufen willkürlich geschnittener Edelsteine zu überreichen. »Es tut mir leid, mein Junge, aber es ging alles so schnell, und alle waren so aufgeregt, daß ich mir keine Notizen machen konnte, verstehst du?« Er schüttelte die Glassplitter von der

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