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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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eingelassen. Vor dieser blieb der Alte stehen und hielt mit einem Grinsen und einem schrecklichen Hochziehen beider Augenbrauen einen Messingschlüssel in die Höhe.
    »Der Schlüssel zum Königreich«, sagte er. Doyle zögerte. »Dieses Tor heute befindet sich zufällig hinter einer Tür, zu der Sie einen Schlüssel haben?«
    »Ich habe gewußt - seit langem gewußt! - was hier ist«, erklärte der alte Mann beinahe feierlich. »Und ich kaufte dieses Grundstück, denn ich wußte, daß Sie kommen würden.«
    »Was ist es denn?« fragte Doyle nervös. »Ein langfristiges Tor, meinen Sie? Aber für mich taugt es nicht, wenn es nicht endet.«
    »Es wird ein Tor sein, wenn Sie hineingehen, Doyle, daran ist nicht zu zweifeln.« »Sie sagen es so, als sollte ich dort drin sterben.«
    »Sie werden heute nicht sterben«, sagte sein Führer. »Noch irgendeinen kommenden Tag.«
    Der alte Mann drehte den Schlüssel im Schloß, und Doyle trat zurück, schaute jedoch mit Unbehagen zu. »Sie meinen nicht?«
    »Ich weiß es.« Die Tür war aufgesperrt, der alte Mann stieß sie auf.
    Was Doyle auch zu sehen erwartet hatte, es war nicht die grasbedeckte Fläche, die durch die Türöffnung sichtbar war. Die Septembersonne schien auf verwitterte Mauerreste. Der alte Mann war hineingeeilt und tappte zwischen den begrünten Buckeln aus verwitterndem Schutt und Mauerwerk herum. Doyle faßte sich ein Herz, ballte die Fäuste und sprang durch die Öffnung.
    Abgesehen von dem alten Mann, ihm selbst und den Resten alter Gemäuer, die da und dort noch aus dem Gras ragten, war das ummauerte Grundstück vollständig leer. Der alte Mann zwinkerte mit seinem Auge, überrascht von Doyles plötzlichem Eintritt. »Schließen Sie die Tür!« sagte er endlich, um seine Aufmerksamkeit wieder dem Boden zuzuwenden, auf dem er etwas zu suchen schien.
    Doyle lehnte die Tür an, ohne das Schloß zuschnappen zu lassen, und schritt zu seinem seltsamen Führer. »Wo ist das Tor?« fragte er ungeduldig.
    »Sehen Sie diese Gebeine!« Der alte Mann hatte ein Stück ausgebleichtes Segeltuch von einem kleinen Haufen sehr alt aussehender Knochen gezogen, von denen einige wie durch Feuer geschwärzt waren. »Hier ist ein Schädel«, sagte er und hielt einen schadhaften elfenbeinfarbenen Totenkopf hoch, dessen Unterkiefer lose herabhing.
    »Mein Gott«, sagte Doyle, ein wenig abgestoßen, »wen kümmert es? Wo ist das verdammte Tor?«
    »Ich kaufte diesen Platz vor vielen Jahren«, sagte der alte Mann sinnend, als spreche er zum Totenschädel, »nur damit ich Ihnen diese Gebeine zeigen könnte.«
    Doyle stieß schnaufend den Atem aus. »Es gibt hier überhaupt kein Tor, nicht wahr?« sagte er überdrüssig.
    Der alte Mann blickte zu ihm auf, und wenn sein Narbengesicht einen Ausdruck trug, so war er unlesbar. »Sie werden hier ein Tor finden. Ich hoffe, Sie werden dann ebenso begierig sein, es zu durchschreiten wie Sie es jetzt sind. Möchten Sie diesen Schädel mit sich nehmen?«
    Doch nur ein Verrückter, der etwas über die Hierarchie der Zauberer in London weiß, dachte Doyle. »Nein, danke.« Er machte kehrt und stapfte durch das ungemähte Gras davon.
    »Suchen Sie mich unter veränderten Umständen wieder auf!« rief ihm der Alte nach.
    Als Steerforth Benner am Samstag genau zur Mittagszeit durch die offene Tür von Jonathens Kaffeehaus schritt, sah Doyle ihn und winkte und zeigte auf den leeren Stuhl an der anderen Seite des Tisches, wo er seit einer halben Stunde saß. Benners Stiefelabsätze schlugen auf den Holzfußboden, als er den Raum durchquerte, dann zog er den Stuhl heraus und setzte sich.
    In seinem Blick war ein kriegerischer Ausdruck, der Unsicherheit zu maskieren schien. »Sind Sie früher gekommen, Doyle, oder hatte ich die Uhrzeit unserer Verabredung falsch in Erinnerung?«
    Doyle fing den Blick eines Kellners auf und zeigte auf seine Kaffeetasse und dann zu Benner; der Kellner nickte und ging. »Ich war frühzeitig hier, Benner. Wir waren um zwölf verabredet und Sie sind pünktlich gekommen.« Er musterte sein Gegenüber genauer - Benners Blick schien ein wenig unstet. Außerdem war er bleich. »Fehlt Ihnen was? Sie sehen aus, als sei Ihnen nicht wohl... verkatert oder was.« Benner sah ihn argwöhnisch an. »Verkatert, sagen Sie?«
    »Ja. Gestern abend wieder zu lange in der Kneipe, wie?«
    »Ah! Ja.« Der Kellner brachte ihm eine Tasse dampfenden Kaffees, und Benner bestellte hastig zwei Nierenpasteten. »Es gibt keine bessere Abhilfe gegen

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