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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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die Wirkungen übermäßigen Alkoholgenusses als einen kräftigenden Bissen, nicht wahr?«
    »Gewiß«, sagte Doyle ohne Begeisterung. »Wissen Sie, wir beide werden uns umstellen müssen, wenn wir zurückkehren - Sie haben nicht nur einen Akzent angenommen, sondern Sie fangen auch schon an, sich altertümlich auszudrücken.«
    Benner lachte, aber es klang gezwungen. »Nun, freilich. Ich habe mich bemüht, in dieser altertümlichen Epoche heimisch zu scheinen.«
    »Ich glaube, Sie übertreiben, aber das macht nichts. Haben Sie alles vorbereitet?«
    »O ja, selbstverständlich, überhaupt kein Problem.«
    Benner mußte sehr hungrig sein, denn er hielt ständig ungeduldig nach dem Kellner Ausschau. »Das Mädchen wird es tun?« fragte Doyle.
    »Ohne Frage wird sie es tun, famos wird sie es tun. Aber wo bleibt denn nur dieser Kerl mit unseren Pasteten?«
    »Was Sie nur mit Ihren Pasteten haben«, sagte Doyle ungeduldig. »Nun erzählen Sie schon! Hat es Schwierigkeiten gegeben? Wie kommt es, daß Sie sich so sonderbar benehmen?«
    »Nein nein, keine Schwierigkeiten«, sagte Benner. »Ich bin bloß hungrig.«
    »Wann also soll ich zu Darrow gehen?« fragte Doyle. »Heute? Morgen?«
    »Nicht so hastig; wir brauchen ein paar Tage Zeit. Ah, hier sind unsere Pasteten! Danke. Langen Sie zu, Doyle, wir wollen es nicht kalt werden lassen!«
    »Sie können meine haben«, sagte Doyle, der den Gedanken, Nieren zu essen, nie hatte ertragen können. »Warum müssen wir ein paar Tage warten? Haben Sie den haarigen Mann verloren?«
    »Sie essen Ihre verdammte Pastete. Ich habe sie für Sie bestellt.«
    Doyle verdrehte die Augen. »Hören Sie endlich auf, Ausflüchte zu machen! Warum die Wartezeit?«
    »Darrow wird bis... ah... Dienstagabend auswärts sein. Würden Sie lieber etwas Suppe essen?«
    »Überhaupt nichts, danke«, sagte Doyle mit Betonung. »Also sagen wir, ich suche ihn am Mittwochvormittag auf?«
    »Ja. Oh, außerdem sorge ich mich wegen eines Mannes, der sich an meine Fersen geheftet zu haben scheint. Ich kann mir nicht denken, wer er ist - ein Mann von niedrigem Wuchs, mit einem schwarzen Bart. Ich glaube, daß es mir gelungen ist, ihn abzuschütteln, als ich hierherkam, doch würde ich mich gern vergewissern. Könnten Sie hinausschauen und sehen, ob er irgendwo in der Nähe steht? Sollte es sich so verhalten, möchte ich ihm nicht zu erkennen geben, daß ich aufmerksam geworden bin.«
    Doyle seufzte, stand jedoch auf und ging zur Tür. Er trat hinaus und blickte die sonnenbeschienene Threadneedle Street auf und nieder. Es herrschte lebhafter Fußgängerverkehr, aber Doyle, der immer wieder Passanten ausweichen, sich entschuldigen und auf die Zehenspitzen stellen mußte, um Umschau zu halten, konnte keinen kleinen, schwarzbärtigen Mann ausmachen. Zur Rechten schrie jemand heiser über die Straße, und viele Köpfe wandten sich in die Richtung, aber Doyle war nicht begierig, die Ursache des Aufhebens zu erfahren. Er ging wieder hinein und setzte sich an den Tisch.
    »Ich habe ihn nicht gesehen.« Benner rührte in einer Tasse Tee, die noch nicht dagestanden hatte, als Doyle hinausgegangen war. »Wie weit ist er Ihnen nachgegangen? Und wo haben Sie ihn zuerst bemerkt?«
    »Nun...« Benner schlürfte geräuschvoll aus der Tasse. »Verdammt, hier servieren sie guten Tee. Kosten Sie!« Er hielt Doyle die Tasse hin.
    Das Geschrei draußen nahm an Lautstärke zu und wurde allgemein, so daß Doyle sich vorwärtsbeugen mußte, um gehört zu werden. »Nein, danke. Wollen Sie mir antworten?«
    »Ja, ich werde antworten. Aber zuvor kosten Sie bitte. Er ist wirklich sehr gut. Ich beginne zu glauben, daß Sie sich darüber erhaben dünken, mit mir zu essen oder zu trinken.«
    »Ach du lieber Gott, Benner.« Doyle nahm die Tasse und setzte sie verdrießlich an die Lippen, und gerade als er den Mund öffnete, um einen Schluck zu tun, streckte Benner die Hand aus und hob den Boden der Tasse, so daß Doyle einen mächtigen Schluck tun mußte, um den Tee nicht über seine Kleider zu verschütten. Um ein Haar hätte er sich noch daran verschluckt. »Was fällt Ihnen ein?« sprudelte er, als er den Tee geschluckt hatte. »Sind Sie verrückt?«
    »Ich wollte nur, daß Sie einen kräftigen Zug davon tun«, sagte Benner fröhlich. »Ist er nicht wirklich schmackhaft?«
    Doyle schmeckte. Das Zeug war bitter und würzig gewesen, und wie ein Rotwein mit viel Tannin so trocken, daß seine Zähne sich hinterher pelzig anfühlten.

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