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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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zurück, und England unterminieren, so daß es in diesem Jahrhundert nicht mehr zu den bedeutenden Nationen zählt! Und wenn man bedachte, daß Doyles Leute mit dieser Macht nichts Besseres anzufangen wußten, als hierher zu kommen und den Vortrag eines Dichters zu hören. Wir werden sie weit zielbewußter gebrauchen, dachte er, und ein wölfisches Lächeln verzerrte sein Gesicht.
    Aber, dachte er, streckte die Hand aus und zog die Kerze des Fernsprechens näher, diese Sache ist zu bedeutungsvoll. Er entzündete die Kerze an der Öllampe auf dem Tisch, und die tropfenförmige Flamme der Lampe flackerte und schien zurückzuweichen, als das kleine kugelförmige Feuer an der Spitze des Dochtes der magischen Kerze erblühte.

    In dem geringfügigen, reflexhaften Ausmaß, in welchem er fähig war, über irgend etwas froh zu sein, war der lächelnde junge Mann froh, daß Dr. Romanys Herrschaft über ihn nicht nur seinen erkennbar beschwerlichen freien Willen entfernt, sondern körperliches Unbehagen auch zu einer Abstraktion gemacht hatte. Er war sich eines unbestimmten Hungergefühls bewußt, und Schmerzen in den Füßen, und, viel entfernter und undeutlicher, einer Stimme, die im tiefsten Keller seines Geistes in Schrecken und Verzweiflung zu heulen schien, aber das Feuer seines Bewußtseins war mit Wasser gelöscht worden, so daß der entstehende Dampf eine unvorstellbare Maschine antreiben konnte; die wenigen Kohlen, die noch glühten, konnten nichts fühlen als eine Art anästhetisierter Befriedigung, daß die Maschine gut zu arbeiten schien.
    Wie ein Kutscher, der Anweisung bekommen hat, um einen bestimmten Block zu fahren, bis sein Fahrgast, endlich fertig, aus einem Haus kommen und ihn anrufen wird, begann der lächelnde junge Mann wieder am Anfang der auswendig gelernten Seite: »Guten Morgen, mein guter Mann«, sagte er. »Ich bin Lord Byron. Darf ich Sie zu einem Schoppen einladen?« Der immer lächelnde junge Mann hörte die Antwort des anderen kaum - sie schien undeutlich und gedämpft, als spräche sie auf der anderen Seite einer Trennwand -, aber ein Teil seines Gehirns, oder vielleicht die Maschine, erkannte darin das Stichwort, das nach Antwort Nummer drei verlangte: »Gewiß, der bin ich, mein Freund - sechster Baron Byron von Rochdale; ich erbte den Titel 1798, als ich zehn Jahre alt war. Falls Sie sich wundern, warum ein Angehöriger des Reichsadels sich in einem Lokal wie diesem aufhalten und mit gewöhnlichen Arbeitern trinken sollte, nun, es liegt daran, daß ich der Meinung bin, die gewöhnlichen Arbeiter machen dieses Land aus, nicht die Lords und das Königshaus. Ich sage...« Es folgte die übliche Unterbrechung, die Antwort Nummer eins verlangte: »Wirt! Einen Schoppen von dem, was dieser Herr möchte!« Seine Hand fischte eine Münze aus der Westentasche und ließ sie auf die nächste ebene Oberfläche fallen, und dann nahm er Antwort Nummer drei genau an der Stelle wieder auf, wo er sie unterbrochen hatte: »... zur Hölle mit diesen Männern, die sich anmaßen, uns zu regieren, nur weil sie aus diesem oder jenem Mutterleib gekommen sind! Keiner von uns ist besser als der andere, sage ich, ob es der König ist, ob Sie es sind, oder ob ich es bin, und es ist nicht recht, daß manche von silbernen Tellern essen und in ihrem ganzen Leben nicht einen Tag arbeiten, während andere, die gerade so gut sind, sich jeden Tag mit schwerer Arbeit abmühen und kaum einmal in der Woche richtiges Fleisch kosten! Die Amerikaner haben sich von solch künstlicher Gesellschaft befreit, und die Franzosen haben es versucht, und ich bin der Meinung, daß wir...«
    Er bemerkte, daß der Mann, zu dem er gesprochen hatte, fort war. Wann war er gegangen? Es war unwichtig - ein anderer würde gleich an seine Stelle treten. Er lehnte sich zurück, und das stereotype Lächeln kam wieder in seine Züge, wie etwas Totes, das zur Oberfläche eines Teiches emporsteigt.
    Nach einer Weile bemerkte er, daß jemand anders sich zu ihm an den Tisch gesetzt hatte, und er fing wieder an. »Guten Morgen, mein guter Mann. Ich bin Lord Byron. Darf ich Sie zu einem Schoppen einladen?« Darauf wurde mit einem der Sätze geantwortet, auf die man ihn vorbereitet hatte, und er erwiderte ohne Zögern, doch nicht ohne ein unbestimmtes Unbehagen mit Antwort Nummer acht: »Ja, mein Freund, ich war bis vor kurzem auf Reisen im Ausland. Eine Krankheit zwang mich zu vorzeitiger Heimkehr, ein Gehirnfieber, das meinen Geist von Zeit zu Zeit noch

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