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Die Tore zu Anubis Reich

Die Tore zu Anubis Reich

Titel: Die Tore zu Anubis Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Powers
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gesattelt und mit Scheuklappen versehen hat?«
    Byron zog die Stirn in Falten, die neue Klarheit wich aus seinen Augen, also sagte Doyle rasch: ›»Guten Morgen, mein guter Mann. Ich bin Lord Byron. Darf ich Sie zu einem Schoppen einladen? Falls Sie sich wundern, warum ein Angehöriger des Reichsadels sich in einem Lokal wie diesem...‹ Wer hat dies alles gesagt?«
    »Ich.«
    »Aber wer hat es Ihnen vorgesagt, wer prägte es Ihnen ein? Das sind nicht Ihre eigenen Worte, nicht wahr? Versuchen Sie sich zu erinnern, wer Ihnen dies alles gesagt hat.«
    »Ich weiß nicht...«
    »Schließen Sie die Augen! Und nun hören Sie diese Worte, aber gesprochen von einer anderen Stimme. Wie ist die Stimme?«
    Byron schloß gehorsam die Augen und sagte nach einer langen Pause: »Tiefer. Ein alter Mann.«
    »Was sagt er sonst noch?«
    » ›Mylord ‹«, und Byrons Stimme wurde eine halbe Oktave tiefer, als er zitierte, »›diese Erklärungen und Antworten sollten ausreichen, Euch durch diese zwei Tage zu helfen. Wenn alles ringsumher jedoch schärfer und lauter erscheint, und Ihr den schützenden Schleier verliert, den meine Anleitung Euch gewährt, kehrt Ihr augenblicklich hierher zum Lager zurück, bevor die Leute auf der Straße Euch wie einen tollwütigen Hund erschlagen. Richard wird Euch jetzt mit dem Fuhrwerk in die Stadt fahren, und er wird Euch heute abend um sechs Uhr an der Ecke Fish- und Bread Street abholen. Hier ist Richard schon. Komm herein! Alles bereit? Avo, rya. Rya, dieses Spielzeug, das der ausländische Chal brachte - bitte zieht es auf, mein Affe möchte es gern in Bewegung sehen. Darüber werden wir später sprechen, wenn es dir recht ist, Richard. Jetzt gleich fährst du den Mylord hier zur Stadt.‹« Byron schlug verwundert die Augen auf. »Und dann«, fügte er wieder in seinem eigenen Tonfall hinzu, »war ich in einem Fuhrwerk.«
    Doyle ließ sich nichts anmerken, aber sein Verstand arbeitete auf Hochtouren. Wieder Dr. Romany. Was hatte der Mann hier vor? Was konnte er möglicherweise gewinnen, indem er Lord Byron einer Gehirnwäsche unterzog und ihn ausschickte, aufrührerische Reden zu führen? Er tat offenbar alles, um den Mann ins Blickfeld zu rücken; um ihn ausfindig zu machen, hatte Doyle nichts weiter zu tun brauchen als den Gerüchten über den verrückten Lord, der jedermann freihalte, nachzugehen. War Romany auch dafür verantwortlich, daß Byron sich zu diesem Zeitpunkt in England aufhielt? Wie es sich auch verhalten mochte, Doyle mußte sich an diesen armen Teufel hängen.
    »Hören Sie zu!« sagte er. »Es ist klar, daß Sie wichtige Erinnerungen wiederzugewinnen haben, und das können wir hier nicht tun. Ich wohne nur ein paar Straßen entfernt, und die Bewohner des Hauses, wo ich mein Zimmer habe, sind nicht neugierig. Gehen wir hin!«
    Noch benommen, stand Byron auf. »Nun gut, ich bin einverstanden, Mister...?«
    Doyle setzte zu einer Antwort an, dann seufzte er. »Ach du lieber Gott, ja. Ich denke, Sie können mich William Ashbless nennen. Einstweilen. Aber ich will verdammt sein, wenn ich William Ashbless bleibe. In Ordnung?«
    Byron zuckte verwirrt die Achseln. »Mir soll es recht sein.«
    Doyle mußte ihn erinnern, daß er das Bier zahlte, und während des kurzen Weges zum Logierhaus reckte Byron immer wieder den Hals und betrachtete die Gebäude und die Menge geschäftiger Leute auf den Straßen. »Ich bin wirklich wieder in England«, murmelte er, und seine dunklen Brauen zogen sich in einem Stirnrunzeln zusammen, das ihm für den Rest des Weges blieb.
    Als sie das schäbige Gebäude erreicht hatten und die Treppe hinaufstiegen - die von mehreren Familien offenbar als Bestandteil ihrer jeweiligen Wohnung betrachtet wurde, so daß die beiden jungen Männer Flüche zu hören bekamen und sahen, wie ekelerregende Bissen irgendwelcher Speisen eifersüchtig in Sicherheit gebracht wurden, als sie vorbeistiegen - und in das Zimmer kamen, das einst von Hundsgesicht-Joe bewohnt worden war, und als sie aus dem Kaffeetopf, der noch warm über den Kohlen im Kamin stand, zwei Tassen gefüllt hatten, richtete Byron seinen ersten wachsamen Blick des Tages auf Doyle.
    »Welches Datum haben wir heute, Mr. Ashbless?«
    »Mal sehen... der Sechsundzwanzigste.« Byrons Gesichtsausdruck veränderte sich nicht, und nachdem er vorsichtig vom Kaffee genippt hatte, fügte er hinzu: »September.«
    »Das ist nicht möglich«, erklärte Byron. »Ich war in Griechenland. Ich erinnere mich, am Samstag,

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